Ein Schmetterling auf einer Blüte
Ein Schmetterling in Malaysia. Bildrechte: Dr. Tim Newbold, UCL

Gefärdete Artenvielfalt Klimawandel und intensive Landwirtschaft schaden Insekten besonders

20. April 2022, 17:00 Uhr

Die globale Erwärmung setzt viele Insektenpopulationen unter Stress – besonders dort, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird und es wenig natürliche Vegetation gibt. Die Artenvielfalt kann so um bis 30 Prozent zurückgehen. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Londoner University College (UCL).

Die neue Studie ist laut den Autoren die erste, die die Verbindung von steigenden Temperaturen, dem Verlust von natürlichen Lebensräumen und dem Rückgang von Insektenpopulation und -arten in den Blick nimmt. Die Ergebnisse sind erschreckend, denn in dem am stärksten betroffenen Gebieten hat sich die Artenvielfalt um rund 30 Prozent verringert. Die Zahl der Insekten ist dort, wo Klimawandel und Landwirtschaft die größten Auswirkungen hatten, sogar um fast 50 Prozent zurückgegangen.

Große Insektenaugen, Nahaufnhame einer Libelle 45 min
Bildrechte: Matthias Vorndran
45 min

Laut einer Studie gibt es in Deutschland etwa 75 Prozent weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren. Der Film fragt Experten, welche Insekten vom großen Sterben besonders betroffen sind und welche nicht.

MDR Wissen Sa 05.06.2021 13:15Uhr 44:33 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Registrierter Rückgang womöglich nur die Spitze des Eisbergs

"Viele Insekten reagieren sehr empfindlich auf die Folgen der menschlichen Lebensweise, was umso gravierender ist, da sich der Klimawandel beschleunigt und die Landwirtschaft immer weiter ausbreitet", erklärt der Studienautor Charlie Outhwaite vom UCL Centre for Biodiversity & Environment Research. Die Erkenntnisse aus der Studie unterstrichen damit die Dringlichkeit bei der Schaffung von mehr Schutzgebieten, dem Verringern der intensiven Landwirtschaft sowie dem Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen, um den Klimawandel noch beherrschbar zu machen.

Die Autoren betonen die Bedeutung von Insekten auch für den Menschen. Ihr Verlust wäre nicht nur für ganze Ökosysteme dramatisch, sondern würde auch uns ganz konkret betreffen, wenn ihre Funktion als Bestäuber von Pflanzen fehlt. "Unsere Ergebnisse könnten auch nur die Spitze des Eisbergs zeigen, da uns in einigen Regionen, besonders den Tropen, viele Daten fehlen", erläutert Outhwaite. Dort könnte der Rückgang der Biodiversität letztlich noch höher sein.

Die Forschenden hatten dafür Temperaturänderungen und Veränderungen in der Landnutzung von 6.000 verschiedenen Orten weltweit untersucht, die einen Zeitraum von 1992 bis 2012 umspannten. Kombiniert wurden die Datensätze mit denen zu Beständen von knapp 18.000 Insektenarten.

Wir müssen erkennen, wie wichtig Insekten für die Umwelt als Ganzes sind – genauso wie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Nur so werden wir ihren Rückgang hoffentlich rechtzeitig bekämpfen, bevor sie sonst endgültig verschwunden sind.

Peter McCann, Biodiversitätsforscher am UCL

Studien/Links

Die Studie "Agriculture and climate change are reshaping insect biodiversity worldwide" ist am 20.04.2022 im Fachjournal "Nature" erschienen.

cdi/dpa

Wissen

gernelernen 07 GBS 65 min
Bildrechte: MDR WISSEN, Panthermedia

2 Kommentare

MDR-Team am 21.04.2022

Hallo Jan-Lausitz,
ihre Ausführungen stehen im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Überbevölkerung und Klimawandel. Eine kleinere Bevölkerung hilft natürlich in gewisser Weise den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Aber man muss eben auch sagen: Dort, wo die Bevölkerung wächst, ist oft der Konsum sehr gering. Die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung trägt nur sehr wenig zu den Umwelteinflüssen und dem Klimawandel bei. In den reichsten Ländern ist der Ausstoß an Treibhausgasen 50 Mal höher als in den ärmsten Ländern. Die reichen Länder mit ihrem hohen Konsum sind es, die die Entwicklung im Wesentlichen treiben. Die Reduzierung des Konsums und der Produktion, nicht die der Geburten, würde also der Klimakrise entgegenwirken. https://www.deutschlandfunk.de/globale-krisen-wie-viel-einfluss-hat-die-wachsende-100.html
oder auch https://www.dw.com/de/%C3%BCberbev%C3%B6lkerung-klima-fertilit%C3%A4t-fruchtbarkeit-geburtenrate/a-54729749

Jan-Lausitz am 20.04.2022

"Die Erkenntnisse aus der Studie unterstrichen damit die Dringlichkeit bei der Schaffung von mehr Schutzgebieten, dem Verringern der intensiven Landwirtschaft sowie dem Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen, um den Klimawandel noch beherrschbar zu machen."

Das ist doch nur höchstens die halbe Wahrheit. Was ist denn der Grund für die sich immer weiter ausbreitende Landschaft? Und vor allem wo findet das statt? Hier in Sachsen und Brandenburg habe ich noch nichts dergleichen feststellen können - ganz im Gegenteil.
Man sollte endlich die sich immer schneller nach oben entwickelnden Geburtenraten in den Problemgebieten in den Griff bekommen. Ursache und Wirkung!