Wissen-News Wer rechts ist, nimmt Kriminalität stärker wahr – unabhängig von der Realität
Hauptinhalt
09. Oktober 2023, 16:21 Uhr
Wer sich politisch rechts der Mitte einordnet, nimmt Kriminalität oft stärker wahr, als Menschen mit anderen politischen Einstellungen. Aber auch die Angst, selbst zum Opfer von Straftaten zu werden, spielt eine Rolle. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Studie der TU Chemnitz.
Eine repräsentative Längsschnittstudie des Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen an der TU Chemnitz kommt zu dem Ergebnis, dass Kriminalität je nach politischer Orientierung unterschiedlich stark und bedrohlich wahrgenommen wird. Die wahrgenommene Häufigkeit von Straftaten stehen dabei in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Kriminalitätsstatistik. Stattdessen sind wichtige Treiber die Angst, selbst zum Opfer von Verbrechen zu werden, aber auch die politische Orientierung.
Weniger Justizvertrauen bei Menschen mit rechter Orientierung
Befragte, die sich selbst politisch eher rechts der Mitte einordneten, neigten zu einer stärkeren Wahrnehmung von Kriminalität. Diese Menschen gaben auch meistens an, Institutionen und Justiz weniger zu vertrauen und die Strafhärte unabhängig von der konkreten Straftat als zu mild einzuschätzen. In den Daten zeigte sich, dass diese Personengruppe grundsätzlich härtere Strafen befürwortet – unabhängig davon, was mit der Strafe erreicht werden soll. Je weiter rechts sich die Befragten selbst einordneten, desto weniger befürworteten sie Verbesserungen der Haftbedingungen, wie Aktivitätsangebote für die Inhaftierten.
Geht es um Wirtschaftskriminalität, waren politisch rechts orientierte Befragte etwas gnädiger gestimmt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Sie bewerteten diese Straftaten als weniger verwerflich. Im Durchschnitt der gesamten Bevölkerung dagegen werden Wirtschaftskriminalität und insbesondere Korruption sehr negativ beurteilt.
Jeder Fünfte hat Gewalt aufgrund eines Migrationshintergrundes erfahren
In einem anderen Teil der Studie wurde untersucht, inwiefern die Befragten selbst von vorurteilsmotivierter Gewalt betroffen waren. Rund 17 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits indirekt oder direkt Gewalt aufgrund der eigenen Ethnie oder Religion erfahren haben. Fast 16 Prozent gaben an, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Gewalt erfahren zu haben, fast jede fünfte befragte Person aufgrund eines Migrationshintergrundes. Auch diese Menschen gaben an, weniger Vertrauen in Polizei und Justiz zu haben. Bei der Befragung sei aufgefallen, dass die Betroffenen deutlich seltener Anzeige erstatten, sagt Kristin Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für kriminologische Forschung Sachsen.
Links/Studien
Die Studien PaWaKS: Panel zur Wahrnehmung von Kriminalität und Straftäter:innen sind hier einsehbar.
iz
dimehl am 10.10.2023
Ob der autoritäre Staat seine Bürger tatsächlich besser schützen kann, steht auf einem anderen Blatt. Es geht hier um die Vorstellung, daß ein autoritärer Staat "hart durchgreift" und es in ihm keine "Kuscheljustiz" gibt.
Ein autoritärer Staat kann gar kein Interesse an allg. Selbstjustiz haben, da dies letztlich seine Autorität in Frage stellen würde.
Janes am 10.10.2023
"Von der SPD sind 20.000 Wähler zur AfD gewechselt, das sagt doch einiges aus."
Den Gedanke hatte ich tatsächlich auch. Vor allem in Bayern, wo es den Leuten ja soooo schlecht geht.
Janes am 10.10.2023
Warheit ist es nur dann, wenn es objektiv für alle gleich wahrnehmbar ist. Wenn sie diese Tatsachen nicht erkennen oder nicht verstehen, ist es kein Fehler in der objektiven Darstellung.
Ich weiß nicht wo sie leben, aber ich kenne kaum Orte, wo ich zu keine Zeit Angst habe. Mit wenigen Ausnahmen. Vor/Nach einer Pegidademo hab ich mich in Dresden immer sehr unsicher gefühlt. Oder bei einer Ansammlung von AfD Wählern. Da ist es schon unsicher, finde ich als Mensch mit anderer Meinung. Oder laufen sie mal mit einem Tshirt rum, aufdem eine Grafik gedruck ist, die einen Regenbogen erkennen lassen KÖNNTE! Dann wissen sie, was Unsicherheit bedeutet.