
Wissen-News UFZ: Gesundheitliche Gefahren von Chemikalien können sich im Körper addieren
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18. Oktober 2024, 12:43 Uhr
Wissenschaftler des Leipziger Umweltforschungszentrums (UFZ) konnten belegen, dass Chemikalien in den Konzentrationsverhältnissen, wie sie im Menschen gefunden werden, zusammenwirken. Dadurch kann sich im Körper eine gesundheitsschädigende Wirkung addieren.
Grundlage für die umfangreiche Forschungsarbeit bildeten über 600 Blutproben von Schwangeren aus der Leipziger Mutter-Kind-Kohorte LiNA, die vom UFZ seit 2006 koordiniert wird. Zunächst analysierten die Forschenden die in den Proben vorkommenden individuellen Chemikalienmischungen. "Wir wollten herausfinden, welche Chemikalien in welchen Konzentrationen im Blutplasma enthalten waren. Wir haben ein zweistufiges Extraktionsverfahren verwendet, um so unterschiedliche chemische Mischungen zu isolieren", erklärt der Studienautor Georg Braun.
Vergleich der Berechnung mit den realen Ergebnissen
So erhielten die Forschenden Informationen über die Zusammensetzung und die Konzentrationsverhältnisse der in den 600 individuellen Plasmaproben vorhandenen Chemikalienmischungen. Mit einem Vorhersagemodell berechneten sie dann die Wirkungen der Chemikalienmischungen auf das Nervensystem.
Um die Vorhersagen der Mischungseffekte experimentell zu prüfen, nutzten sie anschließend ein etabliertes zellbasiertes Testsystem aus menschlichen Zellen, das neurotoxische Wirkungen anzeigt. "Wir haben Einzelchemikalien sowie rund 80 verschiedene, selbst hergestellte Chemikalienmischungen in realistischen Konzentrationsverhältnissen untersucht. Auch die Extrakte der Plasmaproben wurden getestet", so Braun.
Die Ergebnisse waren eindeutig: "Die Laborexperimente bestätigten die Vorhersagen aus dem Modell: Die Effekte der Chemikalien addieren sich in komplexen Mischungen", erläutert die Umwelttoxikologin Beate Escher vom UFZ. "Selbst wenn die Einzelkonzentrationen neurotoxisch wirkender Chemikalien so gering sind, dass sie jeweils unterhalb der Wirkschwelle liegen, zeigt sich in komplexen Mischungen mit vielen anderen Chemikalien ein Effekt auf nervenähnliche Zellen." In der Risikobewertung müssten wir unbedingt umdenken, fordert die Expertin. "Indikatorsubstanzen allein sind bei weitem nicht ausreichend. Wir müssen künftig in Mischungen denken lernen."
cdi/pm
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sagenhaft | 25. Februar 0024 | 20:21 Uhr