Metastudie Mäßiger Alkoholkonsum verlängert doch nicht das Leben
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26. Juli 2024, 08:50 Uhr
Von Wegen mäßiger Alkoholkonsum fördert die Gesundheit. Zu diesen Ergebnissen kommen vor allem Studien, die bei näherer Betrachtung wissenschaftlichen Ansprüchen nicht standhalten. Das zeigt ein Forschungsteam in seiner Metastudie. Hochwertigere Studien, so das Team, konnten keinen Zusammenhang von Alkohol und einem längeren Leben nachweisen. Die Europäer trinken weltweit am meisten Alkohol. Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor den gesundheitlichen Folgen.
Im Laufe der Jahre haben Studien immer wieder nahegelegt, dass mäßige Trinker ein längeres Leben mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten und andere chronische Krankheiten haben als Abstinenzler. Ein Forschungsteam hat sich 107 veröffentlichte Studien angeschaut und kann dieses Ergebnis in ihrer Metastudie nicht teilen.
Studien, die mäßigen Alkoholkonsum mit gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung bringen, leiden unter grundlegenden Konstruktionsfehlern, erklärt der Leiter der neuen Untersuchung Tim Stockwell (Canadian Institute for Substance Use Research an der University of Victoria) in einer aktuellen Mitteilung.
Diese Studien haben sich im Allgemeinen auf ältere Erwachsene konzentriert und die lebenslangen Trinkgewohnheiten der Menschen nicht berücksichtigt. Daher wurden mäßige Trinker mit Gruppen von Abstinenzlern und Gelegenheitstrinkern verglichen.
Dazu gehörten auch einige ältere Erwachsene, die mit dem Trinken aufgehört oder es eingeschränkt hatten, weil sie an einer Reihe von Gesundheitsstörungen litten. "Das lässt Menschen, die weiter trinken, im Vergleich viel gesünder aussehen", so Stockwell.
Minderwertige und höherwertige Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse
Besonders bei den minderwertigen Studien (ältere Teilnehmer, keine Unterscheidung zwischen ehemaligen Trinkern und lebenslangen Abstinenzlern) wurde ein Zusammenhang zwischen mäßigem Alkoholkonsum und höherer Lebenserwartung hergestellt.
Bei einer Handvoll hochwertigerer Studien nahmen auch Menschen teil, die zu Beginn der Studie im Durchschnitt jünger als 55 Jahre waren. Diese Studien stellten zudem sicher, dass ehemalige und gelegentliche Trinker nicht als Abstinenzler betrachtet wurden.
Das Ergebnis: Mäßiger Alkoholkonsum wurde nicht mit einem längeren Leben in Verbindung gebracht. Dieser kann laut Stockwell sogar einige potenzielle Gesundheitsrisiken, einschließlich eines erhöhten Risikos für bestimmte Krebsarten, mit sich bringen.
Europäer trinken am meisten Alkohol
Die Menschen in Europa trinken nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch immer viel zu viel Alkohol. Wie aus dem jüngsten globalen Statusbericht der WHO zum Thema Alkohol hervorgeht, konsumierten die Menschen in Europa im Alter von über 15 Jahren im Vergleichsjahr 2019 pro Kopf 9,2 Liter reinen Alkohol - deutlich mehr als der weltweite Durchschnitt (5,5 Liter). Sieben der zehn Länder der Erde mit dem höchsten Konsum befinden sich demnach in der EU, darunter Deutschland mit einem Wert von 12,2 Litern Reinalkohol.
Männer trinken viel mehr als Frauen
Nach Angaben der WHO Europa tranken Männer in der Region mit 14,9 Litern fast viermal so viel wie Frauen (4,0 Liter). Schätzungsweise jeder zehnte Erwachsene habe Alkoholprobleme, fast jeder zwanzigste sei alkoholabhängig.
Die WHO zählt insgesamt 53 Länder zur Region Europa. Dazu gehören neben den 27 EU-Ländern auch zahlreiche Staaten, die weiter östlich liegen bis nach Zentralasien. Jeden Tag sterben nach WHO-Angaben rund 2200 Menschen in dieser Region an alkoholbedingten Ursachen - so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Links/Studien
Die Pressemitteilung erschien am 25. Juli 2024: The research was wrong: study shows moderate drinking won’t lengthen your life (Die Forschung lag falsch: Studie zeigt, dass mäßiger Alkoholkonsum das Leben nicht verlängert).
Die Studie wurde am 30. Januar 2024 in der Fachzeitschrift Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlicht: Why Do Only Some Cohort Studies Find Health Benefits From Low-Volume Alcohol Use? A Systematic Review and Meta-Analysis of Study Characteristics That May Bias Mortality Risk Estimates (Warum finden nur einige Kohortenstudien einen gesundheitlichen Nutzen von Alkoholkonsum in geringen Mengen? Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse von Studienmerkmalen, die Schätzungen des Mortalitätsrisikos verfälschen können).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 11. Juni 2024 | 19:36 Uhr
MDR-Team vor 11 Wochen
Schon mäßiges Trinken fördert Krebs:
https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/alkohol-folgen-krebs-102.html
Alkohol bringt das Herz aus dem Takt:
https://www.mdr.de/wissen/alkohol-herz-aus-dem-takt-herzrhythmusstoerungen-100.html
part vor 11 Wochen
Die Geschichte des Alkohols beginnt schon mir den Säuge-Tieren, die evolutionär daran gewöhnt sind, vergorene Früchte zu genießen und dies jährlich- gelegentlich. Bei den geschichtlichen Überlieferungen, fand zuerst das Bier Anwendung, ob aus Zufall erfunden oder zur Haltbarmachung von Getreideüberschüssen und später Fruchtüberschüssen, darüber kann man nachdenken. Jedoch die Produktion von Alkohol ist nur eine Art von der Haltbarmachung von Lebensmitteln mit Zucker- oder Stärkeanteil. Mäßiger Alkoholkonsum verlängert nicht das Leben, kann es aber gemütlicher machen, anstatt von unnatürlichen Drogen oder Tabak.
Ilse vor 11 Wochen
Quintessenz aller solcher Studien:
Besonders gefährlich ist auch ein zu langes Leben, da es ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten, mit sich bringt !