Getreidefeld vor Hügelgräbern aus der Bronzezeit in Mecklenburg-Vorpommern
Getreidefeld vor Hügelgräbern aus der Bronzezeit in Mecklenburg-Vorpommern: Mit dem Getreideanbau kamen die Zahnprobleme. Bildrechte: imago/imagebroker

Wissen-News Karies-Bakterien über 4.000 Jahre immer aggressiver

28. März 2024, 17:18 Uhr

Irischen Forschern ist es gelungen, das Genom von Karies- und anderen Bakterien an 4.000 Jahren alten Zähnen zu analysieren. Das Fazit: Unser heutiges Mikrobiom ist ärmer, krankmachende Mundbakterien aber aggressiver. Getreideanbau und zunehmender Zuckerkonsum haben dazu beigetragen.

In Irland ist es Forschern gelungen, die Mikrobiome an zwei 4.000 Jahre alten Zähnen aus einer Kalksteinhöhle zu analysieren. Die Molekularbiologen des Trinity College Dublin fanden neben Bakterien der Art Tannerella forsythia, die Zahnfleischerkrankungen verursachen, das erste hochwertige alte Genom der Bakterienart Streptococcus mutans, das eine der Hauptursachen für Karies ist. Ihre Entdeckungen ermöglichten es den Forschern, die Folgen zurückliegender Ernährungsumstellungen auf das orale Mikrobiom der Menschen über Jahrtausende hinweg zu bewerten.

Die Studie der irischen Mikrobiologen stützt die Hypothese, dass das Mikrobiom unserer Vorfahren deutlich vielfältiger als unser heutiges war. So rekonstruierten sie neben dem Genom von S. mutans auch zwei stark voneinander abweichende T. forsythia-Genome, was ihrer Einschätzung nach auf eine viel höhere Stammvielfalt prähistorischer Populationen hindeutet. Die Bakterien-Stämme in einem einzigen prähistorischen Mund hätten sich stärker voneinander unterschieden als jedes Paar moderner Stämme aus einem aktuellen Vergleichsdatensatz aus Europa, Japan und den USA zusammen, so ein Fazit aus der Studie.

Der Hinweis auf ein "verschwindendes Mikrobiom" ist nach Angaben der Studienautoren vor allem deshalb interessant, weil ein Verlust der bakteriellen Artenvielfalt negative Auswirkungen auf das Mundmilieu und die menschliche Gesundheit haben kann. Dass sich Karies mit dem Beginn des Ackerbaus vor 10.000 Jahren verbreitete, ist schon länger bekannt. Die rekonstruierten Genome von T. forsythia und S. mutans zeigen jedoch vor allem in den letzten 750 Jahren dramatische Veränderungen im oralen Mikrobiom. Insbesondere mit der Industriealisierung und einem steigenden Zuckerkonsum veränderten sich beide Bakterienarten den Forschern zufolge derart, dass es ihnen immer leichter fiel, unsere Mundumgebung zu besiedeln und Krankheiten zu verursachen.

(dn)

Dr. Nicole Primas von der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt 1 min
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Zahnärzte in Sachsen-Anhalt behandeln immer mehr Kinder mit Karies. Eine Ursache dafür die ist Corona-Pandemie, sagt Dr. Nicole Primas von der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt.

MDR SACHSEN-ANHALT So 30.07.2023 12:00Uhr 00:25 min

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | 30. Juli 2023 | 12:00 Uhr

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