Eine Ölförderplattform im Meer
Ölförderung in der Nordsee: Ölkonzerne beteiligen sich als Sponsoren häufig auch an medizinischer Forschung, um ihr Image zu verbessern. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Sponsoring Fachjournal verbannt Ölkonzerne aus der medizinischen Forschung

28. November 2024, 16:35 Uhr

Ölkonzerne und andere fossile Energieunternehmen sind finanziell und personell an medizinischer Forschung beteiligt. Ein führendes Fachjournal will diese Praxis beenden, ähnlich wie zuvor mit der Tabakindustrie.

Autorenfoto von Clemens Haug
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Ölkonzerne und andere Unternehmen aus dem Bereich fossiler Energien sind massiv an der Finanzierung und Durchführung medizinischer Forschung beteiligt. Jetzt fordern Experten im Fachmagazin "British Medical Journal" den Ausschluss dieser Wirtschaftsunternehmen aus der wissenschaftlichen Forschung. Ölfirmen sollten wie Tabakkonzerne behandelt werden, schreibt etwa Anna Gilmore, Direktorin der Forschungsgruppe für Tabakkontrolle an der Universität Bath in Südwestengland. "Beide Industrien schaden der menschlichen Gesundheit in vergleichbarem Maß und verfolgen die Taktik, wissenschaftliches Arbeiten zu verzerren."

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Eine jetzt im BMJ veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass in den vergangenen sechs Jahren über 180 publizierte Studien mit Geldern der fossilen Energieunternehmen finanziert wurden. Weitere über 1.000 Arbeiten seien unter Beteiligung von Autoren entstanden, die bei solchen Unternehmen beschäftigt sind. Allein rund 600 Beiträge stammten dabei aus einer Zusammenarbeit zwischen dem staatlichen saudischen Ölkonzern Saudi Aramco und der Johns Hopkins Medizin, die mit der renommierten Johns-Hopkins-Universität in Baltimore verbunden ist. Der zweitgrößte Förderer in diesem Bereich ist laut der Untersuchung der US-Ölmulti ExxonMobil, der sich umfangreich an der weltweiten Malariaforschung beteiligt.

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Unter den weltweit führenden Journalen im Bereich der Medizin schließe lediglich das BMJ Studien aus, die durch fossile Energieunternehmen finanziert oder unterstützt worden seien, so das Journal in einer Mitteilung. Diese Politik verfolge die Zeitschrift seit 2020 und werde sie nun auch auf die anderen Ableger wie BMJ Open ausdehnen. "Medizinische Fachzeitschriften spielen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz, nicht nur, indem sie sich für Maßnahmen einsetzen, sondern auch selbst Maßnahmen ergreifen", begründete Chefredakteur Kamran Abbasi diesen Schritt.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. November 2024 | 07:15 Uhr

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