Waschmaschinen-Forschung Warum es manchmal müffelt: Auch gewaschene Wäsche ist voller Keime
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08. September 2021, 14:35 Uhr
300.000 Mikroorganismen tummeln sich pro Quadratzentimeter in der Waschmaschine: Nicht schlimm, sagen Fachleute. Bis auf die echten Stinker, die unsere Wäsche müffeln lassen. Wer sind sie und was kann man gegen sie tun?
Ganze fünf Kilogramm Wäsche pro Woche waschen die Deutschen im Durchschnitt. Aber erst wenn die frische Wäsche plötzlich etwas müffelt, wird deutlich: Da sind trotzdem noch eine ganze Menge Mikroorganismen drauf. Mit diesen Keimen in Waschmaschinen und auf gewaschener Wäsche beschäftigt sich Markus Egert schon länger. Er ist Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen.
Was Verkaufstrends mit Müffelwäsche zu tun haben
Im Gespräch mit MDR WISSEN sagt er, aktuelle Trends sorgten für mehr Mikroorganismen auf der Wäsche: "Die Menschen lieben Flüssigwaschmittel. Und auch um Energie zu sparen wird bei niedrigen Temperaturen gewaschen mit möglichst wenig Wasser. Man muss aber wissen, dass das der Hygiene so ein bisschen zuwider läuft. Richtig hygienisch wasche ich, wenn ich bei Temperaturen um die 60 Grad mit einem Pulver-Vollwaschmittel wasche."
300.000 Bakterien pro Quadratzentimeter Waschmaschine
Nachhaltig waschen heißt aber niedrigere Waschtemperatur und weniger Wasser. Wie sauber die Wäsche wird, liegt aber nicht nur an den Wasserbakterien aus der Waschmaschine. Es gibt auch Haut- oder Allerweltsbakterien aus der Luft auf der gewaschenen Wäsche, sagt Markus Egert, der das untersucht hat. "Wir haben zum einen geguckt, was für Arten von Bakterien kommen in der Maschine vor. Da haben wir über 200 verschiedene Arten von Bakterien gefunden. Und in einer anderen Studie haben wir gemessen, wie hoch ist der Keimgehalt? Da haben wir über 300.000 Bakterien pro Quadratzentimeter Waschmaschinen-Oberfläche gefunden." Besonders viele Keime finden sich demnach im Bullauge und der Einspülkammer.
Was treiben die Keime im Bullauge und in der Wäsche?
Im nächsten Schritt hat das Team untersucht, was die Keime auf der Wäsche genau machen: Wie interagieren sie miteinander oder was fressen sie? Dazu wurden sie vom Furtwanger Forschungsteam gewissermaßen auf molekularer Ebene belauscht: Die Vorgänge in den Zellen verraten, was die Keime so treiben, sagt Egert. Er hat untersucht, ob es Unterschiede zwischen den aktiven Genen bei Baumwoll- und Polyesterwäsche gibt: "Auf der Baumwolle, die letztlich aus Cellulose, also aus Zucker, besteht, werden überwiegend die Gene angeschaltet, die für den Kohlenhydratstoffwechsel zuständig sind. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Bakterien vielleicht ein bisschen an der Cellulose, aus der die Baumwolle besteht, herumknabbern." Was aber nicht schlimm sei, da Mikroben auf der Wäsche im normalen Haushalt kein Gesundheitsrisiko darstellen, ergänzt Egert.
Damit die Wäsche trotzdem nicht müffelt
Auf Baumwolle hingegen habe sich ein bekanntes Stinkerbakterium etwas wohler gefühlt. Diese Keime, die unsere Wäsche müffeln lassen, hat das Forschungsteam besonders im Blick: "Wenn ich das beeinflussen oder ein Waschmittel produzieren will, das diesem schlechten Geruch vorbeugt, kann es nicht immer die Lösung sein, alle Mikroben abzutöten. Da sind bestimmt auch welche dabei, die für die Gesundheit förderlich sind. Man müsste es schaffen, ihnen beizubringen, nicht mehr zu stinken." Bis es soweit ist, helfen ein paar einfache Tricks gegen stinkige Wäsche. Der Fachmann rät zu regelmäßigen Waschgängen über 60 Grad mit Pulver-Vollwaschmittel, oder die Maschine regelmäßig leer mit Vollwaschmittel durchlaufen zu lassen.
Aber warum eigentlich Vollwaschmittel? "Das enthält Bleiche, die enthält Verbindungen, die Sauerstoff freisetzen. Das wirkt stark antimikrobiell," erklärt der Wissenschaftler und führt aus: "Flüssigwaschmittel enthalten keine Bleiche, auch nicht die Colorwaschmittel." Außerdem rät Markus Egert dazu, nach dem Waschen Bullauge und Einspülkammer offen trocknen zu lassen.
Link zur Studie
Die Studie mit mit dem Titel "Metatranscriptomic Analysis of Bacterial Communities on Laundered Textiles: A Pilot Case Study" (Susanne Jacksch et al. (2021) ist in der Zeitschrift "Microorganisms" erschienen.
Der Pegauer am 31.07.2022
Es geht nicht nur darum, dass die Wäsche optisch sauber wird, sondern dass mit dem Waschprozess mittels warmen und heißem Wasser auch Krankheitskeime und andere Organismen wie z. B. Bettwanzen, Kleiderläuse und dergleichen mehr abgetötet werden. Ich möchte nicht in einem Hotelbett schlafen, dessen Bettwäsche nur durch lauwarmes Wasser gezogen wurde. Auf der einen Seite am liebsten Maskentragen for ever und every all, auf der anderen Seite weicht man althergebrachte Hygienestandards auf. Zum anderen ist dieser Artikel wieder ein oberlehrerhaftes Belehren der Bevölkerung, vor allem des Teils, die sich hauptsächlich mit dem Waschen beschäftigen, nämlich unsere lieben Frauen. Die werden rundweg für blöde erklärt, weil sie vermeintlich die Etiketten zur Textilpflege nicht verstehen. Wenn in einem Kleidungsstück drin steht, nur mit 30 Grad waschen, warum sollte man das mit 60 Grad waschen? Das dürften die wenigsten Textilien vertragen. Und warum ein nur verschwitztes T-Shirt heiß waschen?
aus Sachsen und denkt am 31.07.2022
Unsere Waschmaschine hat einen regulierbaren Warmwasserzugang, warmes/heißes Wasser machen wir mit dem Stromüberschuss der Solaranlage. Die MDR-Artikel widersprechen sich etwas: hier wird 60 Grad und Vollwaschpulver als hygienisch angesehen, im aktuellen Artikel vom 31.07.22 reichen 30 Grad und weniger und nur monatlich 60 Grad. Stand der Forschung eben und es kommt drauf an, wen man fragt ...
Dazu ist die Waschmaschine auch ein Toplader, wie im Osten eher üblich. Da kann schon mal nichts am Bullauge herumkeimen.
Ich hatte vor Jahren auch einmal Baumwoll-T-Shirts, die wie nasser Hund müffelten, sobald sie feucht wurden. Nichts half außer Endstation Putzlappen.
Flüssigwaschmittel und Weichspüler kommen uns wegen der Umwelt schon lange nicht mehr ins Haus.
Danke und weitermachen
part am 09.09.2021
Chlorreiniger als Waschzusatz für die Weißwäsche oder Hygiene-Spüler hat noch nie geschadet. Auch ein Schuss Essig statt Weichspüler, bitte nicht in Verbindung mit Chlorreiniger, sorgt stets für weniger Keime im Pumpensumpf der Waschmaschine. Das Vollwaschmittel enthält viel Soda und unnötige Zusatzstoffe, auch Füllstoffe genannt, das Flüssigwaschmittel und der Weichspüler werden dagegen teilweise aus Rohstoffen herstellt, deren Berufsbezeichnung früher der Schinder genannt wurde und woraus eben so die altbekannte Seife besteht. Bildlich möchte man dann gar nicht daran denken und manche preiswerte Flüssigwaschmittel vermittel auch nach der Wäsche so eine Erinnerung daran. Entweder stark basisch oder sauer, dies mögen die Müffelkeime nun gar nicht. Auch die Temperatur von 90 Grad ist wohl eher der 60 Grad- Wäsche ab und an vorzuziehen.