Hibernation Homo heidelbergensis hielt Winterschlaf

31. Dezember 2020, 12:07 Uhr

Ein ausgestorbener Vorfahre von uns Menschen hat vor rund 500.000 Jahren Winterschlaf gehalten. Worüber wir heute – gerade in so einem Coronajahr – vielleicht schmunzeln, war damals allerdings alles andere als ein Spaß.

Fledermäuse
Fledermäuse mögen es kühl und feucht. Von November bis März halten sie Winterschlaf. Bildrechte: imago images/Nature Picture Library

Winterschlaf – im Dezember 2020 klingt das nach einer fast wünschenswerten Option: Jetzt einschlafen und erst im Frühling ohne Lockdown beim Vogelzwitschern wieder aufwachen. Und tatsächlich gab es in der Geschichte der Erde Homininen, die Winterschlaf hielten, ähnlich wie Siebenschläfer, Fledermäuse, Igel, Hamster oder Murmeltiere das heute noch tun. Der griechische Paläoanthropologe Antonis Bartsiokas und sein spanischer Kollege Juan Luis Arsuaga schließen das aus den Untersuchungen der Hominidenskelettsammlung aus Sima de los Huesos in Atapuerca, Spanien.

Geheimnisse einer spanischen Höhle

Seit über 50 Jahren wird in dem Karstgebirge im Norden Spaniens gegraben, denn in den Höhlen finden sich viele Zeugnisse menschlicher Besiedlung. So auch in der Cueva Mayor (deutsch: Haupthöhle). Die Knochen und Schädel, die dort gefunden wurden, stammen vom Homo heidelbergensis, der in der Zeit vor 600.000 bis 200.000 Jahren in Europa lebte, zwischen Homo erectus und Neandertaler. Aufgrund der gut erhaltenen Knochen konnten Bartsiokas und Arsuaga mit Makrofotographie, mikroskopischen Analysen, Gewebeuntersuchungen und CT neue Erkenntnisse über die Krankheitsgeschichten insbesondere der jüngeren Höhlenbewohner gewinnen.

Schädel des Homo heidelbergensis
Ein 500.000 Jahre alter Schädel aus der Fundstätte Sima de los Huesos. Bildrechte: imago/United Archives International

Knochenuntersuchungen geben Hinweise

Dabei fanden sie heraus, dass bei der Entwicklung von Knochen und Zähnen offenbar regelmäßig wiederkehrend die gleichen Krankheiten ausgebildet wurden. Vor allem Knochenerweichungen und Knochenabbau waren klar erkennbar, was laut der Forscher auch auf chronische Nierenerkrankungen hinweist. "Wir glauben, dass diese Störungen das Ergebnis des Winterschlafes in dunklen Höhlen sind", so die Forscher in ihrer Veröffentlichung. "Dies wird insbesondere durch das Vorhandensein von rachitischen Knochen bei einigen Jugendlichen und durch vernarbte Läsionen hauptsächlich bei Erwachsenen belegt."

Kopf eines Homo heidelbergensis
Homo Heidelbergensis im Museum in Mauer im Rhein-Neckar-Kreis Bildrechte: imago/Peter Sandbiller

Was nach Aussage der Forscher für ihre These spricht: Die untersuchten Homininen lebten während einer starken Vereisung; die Läsionen und Krankheiten sind dieselben oder analog zu denen von Tier-Winterschläfern. Äußere Umstände des Winterschlafs wie ständige Dunkelheit, kaum Nahrung und Kälte können eine Reihe von Stoffwechselerkrankungen auslösen.

Der Winterschlaf wäre in diesem Szenario also keine wünschenswerte Entwicklung, sondern die extreme Möglichkeit in einer feindlichen Welt zu überleben. Und was ist heute? Könnten wir modernen Menschen auch Winterschlaf halten? Eher eine schlechte Idee erklären Forscher in diesem Artikel:

Link zur Studie

Die Studie "Hibernation in hominins from Atapuerca, Spain half a million years ago" ist in L'Anthropologie erschienen.

(gp/ens)

Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK | Radio | 12. November 2017 | 10:50 Uhr