Flugtag 20 (5. Dezember 2022): Das Orion-Raumschiff erfasst die Erde nach Mondvorbeiflug
Flugtag 20 (5. Dezember 2022): Das Orion-Raumschiff erfasst die Erde nach Mondvorbeiflug Bildrechte: Nasa Johnson

Rückkehr zur Erde Artemis I: Orion-Raumschiff kurz vor seinem Splashdown im Live-Stream

11. Dezember 2022, 12:00 Uhr

Das Orion-Raumschiff der Mondmission Artemis I ist auf seinem Heimweg. Am Sonntag soll das es vor der kalifornischen Küste mit einem Splashdown im Pazifik landen. Zuvor muss es jedoch die Erdatmosphäre mit einer neuartigen Wiedereintrittstechnik durchdringen – und zwar hüpfend wie ein Stein übers Wasser.

Das Orion-Raumschiff der Mondmission Artemis I ist auf seinem Weg zurück zur Erde. Zum Mond ist es am 16. November 2022 aufgebrochen. Nun, nach 25,5 Tagen im All wird Orion voraussichtlich am Sonntag, dem 11. Dezember, um 12:40 Uhr (EST) vor der Küste von San Diego im Pazifischen Ozean aufschlagen. In Deutschland wird es dann 18:40 Uhr (MEZ) sein. 

Bei der Landung handelt es sich um einen Splashdown. Zu deutsch auch Wasserung, also einer Landung auf dem Wasser genannt. Laut dem Nasa-Administrator Bill Nelson sei dies "der ultimative Test", bevor die ersten vier Astronauten bei Artemis I an Bord des Raumschiffes dürfen. Diese soll voraussichtlich im Mai 2024 zum Mond fliegen. Diesmal soll es nur ein Rundflug sein, aber ab 2025 sollen mit Artemis III die erste Frau und der nächste Mann auf der Mondoberfläche landen. Die letzten Moonwalker haben den Trabanten im Dezember 1972 mit der "Apollo 17"-Mission verlassen. 

Im Pazifik sind die drei Apollo-Astronauten Eugene Cernan, Ron Evans und Harrison "Jack" Schmitt am 19. Dezember 1972 gelandet. Artemis I wird somit etwas früher als genau 50 Jahre nachdem die letzten Menschen zurück vom Mond gekehrt sind, auf der Erde landen. 

Titelgrafik Artemis - Erster unbemannter Testflug zum Mond 2 min
Titelgrafik Artemis - Erster unbemannter Testflug zum Mond Bildrechte: MDR/M. Schuntermann
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Mit den Artemis-Missionen der US-Raumfahrtbehörde Nasa und ihren Partnern soll die Menschheit zurück zum Mond kehren. Artemis I wird der Auftakt dieser Mondmissionen sein. Doch wie wird die Mission ablaufen?

Fr 22.07.2022 10:33Uhr 02:02 min

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Eintritt in die Erdatmosphäre – hüpfend wie ein Stein übers Wasser

Doch bevor das Orion-Raumschiff zum Splashdown ansetzt, muss es die Erdatmosphäre durchdringen. Dabei soll es die heiße Atmosphäre aber nicht direkt durchdringen. Es soll vielmehr wie ein Stein über die Erdatmosphäre springt. Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA will damit eine neue Wiedereintrittstechnik, den Skip Reentry, testen. Diese Technik wurde bisher bei keiner Mission getestet, die irgendwann auch Menschen zurück zur Erde holen soll. 

Orion wird mit einer Geschwindigkeit von bis zu 39.422 Kilometern pro Stunde (Mach 32) in unsere Atmosphäre eindringen - die schnellste Geschwindigkeit, die je ein Raumschiff mit Besatzung erreicht hat. Das derzeit schnellste Großraumflugzeug, die Boeing 747-8i, erreicht dagegen nur eine Geschwindigkeit von 1.060 Kilometern pro Stunde. 

Flugtag 17 (2. Dezember 2022): Orion über dem Mond
Flugtag 17 (2. Dezember 2022): Orion über dem Mond Bildrechte: Nasa Johnson

"Wenn Orion in wenigen Tagen wieder in die Erdatmosphäre eintritt, wird es heißer und schneller als je zuvor zurückkehren - der ultimative Test, bevor wir Astronauten an Bord nehmen", so Nelson. Beim Wiedereintritt entstehen Temperaturen von 2.760 Grad Celsius (5.000 Grad Fahrenheit). Für das neue Hitzeschild grundlegend kein Problem. Dennoch soll Orion zunächst von der Atmosphäre abprallen und kurz zurück ins Weltall springen. Dies soll die aerodynamischen Bremskräfte verringern, was zu niedrigeren Temperaturen, geringeren G-Kräften und einem sanfteren Flug führen soll. 

Ähnliche Tests gab es bereits in der Vergangenheit: Die Kommandokapsel von Apollo 11 verlängerte dadurch die Wiedereintrittszeit, verließ aber nicht die Atmosphäre. Auch die Sowjetunion hat mit ihren Zond-Raumsonden, die nie für eine menschliche Besatzung vorgesehen waren, erfolgreiche Wiedereintritte durchgeführt.

Flugtag 19 (4. Dezember 2022): Ein Stückchen Erde
Flugtag 19 (4. Dezember 2022): Ein Stückchen Erde Bildrechte: Nasa Johnson

Die letzten Kilometer bis zur Landung

Ab einer Höhe von ungefähr 7,3 Kilometern über dem Meeresspiegel sollen sich drei kleine Fallschirme des Raumschiffes öffnen. Der große Hauptfallschirm öffnet sich erst ab einer Höhe von zwei Kilometern. Insgesamt sollen elf Fallschirme das Orion-Raumschiff von einer Geschwindigkeit von 563 Kilometern pro Stunde auf 32 Kilometer pro Stunde abbremsen.  

Das besondere Eintrittsverfahren soll zudem dabei helfen, den Landeort genauer zu bestimmen. Bei den Apollo-Missionen konnte sich dieser Punkt bis zu 2.776 Kilometer vom Atmosphäreneintritt entfernen. Die Nasa peilt derzeit ein Gebiet etwa 80 Kilometern vor der Küste von San Diego (Kalifornien, USA) für die Wasserlandung an. 

"Durch den Skip-Entry kann Orion näher an der Küste der Vereinigten Staaten landen, wo die Bergungsmannschaften warten, um das Raumschiff wieder an Land zu bringen", erklärt Chris Madsen, Leiter des Orion-Subsystems für Lenkung, Navigation und Steuerung. Dadurch kann die Besatzung, die derzeit nur aus drei dem Menschen nachempfundenen Puppen besteht, schneller geborgen werden. Für die drei amerikanischen und den einen kanadischen Astronauten der Mondmission Artemis II ein klarer Vorteil zu den damaligen Apollo-Astronauten. 

Artemis-auf der Startrampe 4 min
Bildrechte: NASA/ MDR

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