Ein Baby schaut auf einen Fernsehbildschirm.
Wissenschaftler raten vom TV-Konsum für Kinder unter zwei Jahren ab. Bildrechte: IMAGO / C3 Pictures

Wissen News Säuglinge vor dem Bildschirm können Verhaltensauffälligkeiten als Kinder entwickeln

29. Januar 2024, 12:25 Uhr

Säuglinge und Kleinkinder, die Fernsehen oder Videos gucken, zeigen mit größerer Wahrscheinlichkeit später auffälliges Verhalten, etwa Desinteresse an Aktivitäten oder starke emotionale Reaktionen auf Reize.

Forscher des Drexel College of Medicine aus Philadelphia haben untersucht, wie sich der Konsum von DVDs und Fernsehen im Säuglingsalter auf die sensorischen Verarbeitungsfähigkeiten bei Kleinkindern über drei Jahre auswirkt. Neben der Tendenz zu hochsensorischen Verhaltensweisen bei den Kindern, die Zeit vorm TV verbrachten, vermuten die Forscher auch einen Zusammenhang mit Autismus und ADHS.

Zu drei Zeitpunkten haben die Wissenschaftler Daten über das TV-Verhalten erhoben und dann im Alter von 33 Monaten das Verhalten der Kinder beobachtet. Kinder im Alter von 12 Monaten, die Zeit vorm Bildschirm verbrachten, hatten eine um 105 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, 21 Monate später hochsensorisches Verhalten zu zeigen. Und danach erhöhte jede Stunde mehr pro Tag am Fernseher das Risiko um etwa 20 Prozent. Laut der Studie steht die im Zusammenhang mit diversen Störungen in der Entwicklung und psychischen Problemen wie Autismus-Spektrum-Störungen, Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsproblemen oder Problemlösungsverzögerungen.

Die Autorin Karen Heffler warnt: "In Anbetracht dieses Zusammenhangs zwischen hoher Bildschirmzeit und einer wachsenden Liste von Entwicklungs- und Verhaltensproblemen kann es für Kleinkinder, die diese Symptome aufweisen, von Vorteil sein, eine Phase der Reduzierung der Bildschirmzeit zusammen mit sensorischen Verarbeitungspraktiken zu durchlaufen, die von Beschäftigungstherapeuten angeboten werden."

Die American Academy für Pädiatrie rät von Bildschirmzeit für Kinder unter 18-24 Monate ganz ab. "Elternschulung und -erziehung sind der Schlüssel zur Minimierung oder hoffentlich sogar zur Vermeidung von Bildschirmzeit bei Kindern unter zwei Jahren", sagt David Bennett, Psychiater am Drexel College.

pm/jar

3 Kommentare

s.sonne vor 17 Wochen

Mein Kind ist im Autismus Spektrum mit ADHS und hat bis einschließlich dem dritten Lebensjahr überhaupt gar keine "Bildschirmzeit" gehabt. Später wurde - wenn überhaupt - am Wochenende "Sendung mit der Maus" geguckt...
Mit Sicherheit ist es schädlich Babies und Kleinkinder vor der "Glotze zu parken", dies als Ursache für Autismus Spektrum Störungen als zu sehen, halte ich für höchst Fragwürdig.
Insbesondere Asperger Autismus kann erblich weitergegeben werden.

Ich empfinde diesen Beitrag nahezu als diskriminierend.

MDR-Team vor 17 Wochen

@Uborner
Dabei muss allerdings auch mitbedacht werden, dass es für Eltern heutzutage immer schwieriger wird, ihre Kinder von Bildschirmen fernzuhalten. Jugendamt und Psychologen sollten da wirklich die letzte Option sein.
LG, das MDR-WISSEN-Team

Uborner vor 17 Wochen

Die Eltern sollten vom Jugendamt und Psychologen auf Erziehungsfähigkeit untersucht werden. Jedenfalls wenn solche "Betreuungsmaßnamen" keine seltene Ausname sind.