Illustration die eine Figur zeigt, die einen sich auflösenden Kopf wegfegt.
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Wissen-News Weniger starke Demenz-Auswirkungen bei gewissenhaften Menschen

29. November 2023, 15:30 Uhr

Eine große Metastudie kommt zu dem Schluss, dass gewissenhafte Menschen zwar nicht weniger Chancen haben, pathologisch an Demenz zu erkranken – sie haben aber offenbar weniger kognitive Beeinträchtigungen.

Bereits frühere Studien haben versucht, Verbindungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Demenz herzustellen. Eine Forschungsgruppe der Universität von Kalifornien hat sich diese Vorarbeiten nun zunutze gemacht und eine Metastudie erstellt, in die die Daten von über 44.000 Personen einflossen, von denen wiederum 1.703 an Demenz erkrankt waren.

Hauptaugenmerk bei den Persönlichkeitsmerkmalen lag auf den sogenannten "Big Five" der Psychologie: Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit), Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus), Extraversion (Geselligkeit, Extravertiertheit), Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie) und Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit). Auch das subjektive Wohlbefinden der Menschen floss ein. Gegenübergestellt wurden alledem klinische Demenz-Symptome in kognitiven Tests und der pathologische Zustand des Gehirns bei der Autopsie nach dem Tod der Menschen.

Die Forscher fanden heraus, dass hohe Werte bei negativen Persönlichkeitsmerkmalen (Neurotizismus, schlechtes subjektives Wohlbefinden) und niedrige Werte bei positiven Merkmalen (Gewissenhaftigkeit, Extraversion, gutes subjektives Wohlbefinden) mit einem höheren Risiko für eine klinische Demenzdiagnose verbunden waren. Hohe Werte bei Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Lebenszufriedenheit konnten dagegen mit einer schützenden Wirkung in Verbindung gebracht werden.

Zur Überraschung der Forscher wurde jedoch kein Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und der tatsächlichen Neuropathologie in den Gehirnen festgestellt. "Dies war für uns das überraschendste Ergebnis", sagt die Erstautorin der Studie Emorie Beck. "Wenn Persönlichkeitsmerkmale die Leistung bei kognitiven Tests beeinflussen, aber nicht die Pathologie, woran könnte das liegen?" Eine Erklärung dafür sei, dass einige Persönlichkeitsmerkmale Menschen widerstandsfähiger gegen die durch Krankheiten wie Alzheimer verursachten Schäden machen könnten. Menschen mit einer höheren Ausprägung bestimmter Merkmale wie Gewissenhaftigkeit finden möglicherweise Wege, mit Beeinträchtigungen umzugehen und sie zu umgehen, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, so die kalifornischen Forscher.

Link zur Studie

Die Metastudie "Personality predictors of dementia diagnosis and neuropathological burden: An individual participant data meta-analysis" wurde im Journal "Alzheimer's & Dementia: The Journal of the Alzheimer's Association" veröffentlicht.

rr

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