Land unter in Bairnsdale im Südosten Australiens, nachdem dort der Mitchell River über die Ufer getreten und weite Landstriche überschwemmt hat
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Wissen-News Deutsche Forscher machen El Niño noch genauer vorhersagbar

28. November 2023, 17:06 Uhr

Das Wetterphänomen El Niño hat oft verheerende Folgen in vielen Regionen der Erde. Drei deutsche Forscher haben nun ein Vorhersagesystem entwickelt, mit dem man schon ein Jahr zuvor die Gefährlichkeit einschätzen kann.

In unregelmäßigen Abständen tritt im Pazifik ein folgenreiches Wetterphänomen auf, das El Niño genannt wird (spanisch für Christkind). Dann schwappt das ursprünglich durch die Passatwinde getriebene warme Oberflächenwasser vor den Küsten Indonesiens und Ostaustraliens zurück nach Osten, was verheerende Folgen haben kann.

Man unterscheidet zwei Ausprägungen: Oft gelangt das zurückschwappende warme Oberflächenwasser nur in die Mitte des Pazifiks, in diesem Fall spricht man von einem zentralpazifischen El Niño. In etlichen Fällen gelangt das warme Wasser aber bis in den Ostpazifik hinein, der sich dann deutlich erwärmt, dies ist der ostpazifische El Niño, die deutlich gefährlichere Variante, durch die ausgeprägte Dürren, aber auch Starkregen und Überschwemmungen in vielen Teilen der Welt auftreten können. Zudem sorgen die hohen Wassertemperaturen vor der Küste von Peru und Chile dafür, dass ein Großteil der Fische sich in kühlere Gefilde zurückzieht, die Fischernetze also leer bleiben.

Den deutschen Forschern Josef Ludescher, John Schellnhuber (beide vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, PIK) und Armin Bunde (Justus-Liebig-Universität Gießen, JLU) ist es erstmals gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem sich bereits ein Jahr vorher mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren lässt, wie gefährlich ein kommender El Niño sein wird. Das Verfahren beruht auf der Analyse der Wassertemperaturen im West- und Zentralpazifik seit 1950. Bisher konnte man bereits etwa ein Jahr im Voraus den Beginn eines El Niño prognostizieren. Mit dem neuen Verfahren lassen sich jedoch auch sein Typ und damit sein Gefährdungspotenzial abschätzen.

"Wir können nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 86 Prozent den Typ eines kommenden El Niño korrekt voraussagen, sagt Studienerstautor Josef Ludescher. "Das heißt, wenn wir am Ende eines Jahres von unserem Klimanetzwerk die Prognose erhalten, dass ein El Niño im Anmarsch ist und unsere neue Methode einen zentralpazifischen El Niño anzeigt, dann können wir bereits im Dezember eine gewisse Entwarnung für den kommenden Herbst und Winter geben. Deutet die Methode jedoch auf einen ostpazifischen El Niño hin, ist größte Vorsicht geboten." Die große Vorlaufzeit gepaart mit der hohen Treffsicherheit sei wichtig, um in den betroffenen Gegenden frühzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen einleiten zu können und so möglichen Katastrophen vorzubeugen und Menschenleben zu schützen.

Link zur Studie

Die Studie "Forecasting the El Niño type well before the spring predictability barrier" wurde im Fachjournal "npj Climate and Atmospheric Science" veröffentlicht.

rr

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