Stefan Plontke von der Uni Halle, der die Studie zur Behandlung bei Hörsturz leitete.
Stefan Plontke von der Uni Halle, der die Studie zur Behandlung bei Hörsturz leitete. Bildrechte: Universitätsmedizin Halle

Wissen-News Hallenser Forschende untersuchen Behandlungsmöglichkeiten bei Hörsturz

03. Januar 2024, 12:39 Uhr

Einen plötzlichen Hörverlust ohne erkennbare Ursache erleiden viele Menschen im Laufe ihres Lebens. An der Unimedizin Halle wurden nun eine hochdosierte Gabe gängiger Medikamente mit der Standardtherapie verglichen. Mit überraschendem Ergebnis.

Häufig wird ein Hörsturz medikamentös mit entzündungshemmenden Glukokortikoiden behandelt, die dem körpereigenen Kortison ähneln. "Bisher hat man vermutet, dass eine sehr hohe Dosis von Glukokortikoiden über einen kurzen Zeitraum insgesamt besser wirkt", erklärt der Studienleiter Stefan Plontke. "Wir haben die Effekte einer solchen Behandlungsstrategie in der aktuellen Studie erstmals systematisch untersucht, mit der Standardtherapie verglichen und konnten dabei so viele Betroffene berücksichtigen wie noch nie."

Neue Therapiemöglichkeiten für Horstürze gesucht

Dabei zeigte sich, dass eine höhere Dosis von Glukokortikoiden keine besseren Therapieerfolge bringt gegenüber der Standardtherapie. Dafür seien mögliche Nebenwirkungen wie beispielsweise erhöhte Blutzuckerwerte oder eine Verschlechterung des Bluthochdrucks häufiger aufgetreten, so Plontke. "Obwohl diese Medikamente seit 50 Jahren weltweit in der Hörsturz-Erstbehandlung zum Einsatz kommen, gibt es keinen belastbaren wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit. Ob die Therapie mit Glukokortikoiden wirksam, unwirksam oder schlechter als ein Placebo ist, müsste nun in einer Folgestudie untersucht werden", resümiert der Experte.

Grundsätzlich werden dringend weitere neue medikamentöse Therapiemöglichkeiten bei Hörsturz benötigt. "Aktuell gibt es kein Medikament, das spezifisch für die Hörsturz-Therapie zugelassen ist. Wir brauchen dringend mehr belastbare Daten, um Hörsturz-Betroffene wirksam zu behandeln", betont Stephan Lang, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Weltweit sind 360 Millionen Menschen von einer Innenohrschwerhörigkeit betroffen. Eine häufige Ursache dafür ist ein Hörsturz, der plötzlich und ohne erkennbare Gründe auftritt. 

cdi/pm

2 Kommentare

mk11 vor 16 Wochen

@mdr
Leider nicht unmittelbar zum Thema: Aber aus der temporären Deaktivierung der Kommentarfunktion während der Weihnachtszeit unter dem nachfolgend verlinkten Beitrag scheint ein dauerhafte geworden sein. Es wäre ein guter Service, dass dies dann auch so zu kommunizieren oder die Kommentarfunktion wieder freizuschalten, falls die Redaktion an einem Austausch interessiert ist: https://www.mdr.de/wissen/corona-mrna-impfstoffe-dna-grenzwerte-bedeutung-hintergrund-100.html

MDR-Team vor 16 Wochen

@mk11
Danke für den Hinweis, wir haben die Kommentarfunktion für den erwähnten Beitrag aktiviert.
LG, das MDR-WISSEN-Team