Doktorandin Claudia Glaubitz hält wenige Gramm einer Torfmosspflanze in einem Erlenmeyerkolben in der Hand.
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Wissen-News Für wiedervernässte Moore: In Sachsen-Anhalt wird an schnell wachsendem Torfmoos geforscht

22. Januar 2024, 13:26 Uhr

Wiedervernässte Moore sind große Kohlenstoffspeicher. Torfmoose helfen bei einer klimaneutralen Bewirtschaftung. Normalerweise wachsen sie nur langsam. Die Hochschule Anhalt will das großflächig beschleunigen.

In dem Erlenmeyerkolben, den Maria Glaubitz in der Hand hält, befinden sich nur wenige Gramm einer Moospflanze. "Davon sollen zukünftig mehrere Kilogramm täglich kostengünstig und an nahezu jedem Ort produziert werden können. Unsere Aufgabe ist es, den Bioreaktor dafür zu entwickeln", erklärt die Doktorandin des Promotionszentrums "Life Sciences" der Hochschule Anhalt. Seit einem Jahr arbeitet sie im Projekt "MOOSStart", mit dem das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Forschung zur Herstellung von Torfmoos-Saatgut fördert.

Auf diesem Gebiet gibt es bislang kaum Erfahrungen. An der Universität Freiburg gelang es aber nach jahrelanger Forschung, verschiedene Torfmoos-Arten im Labor zu züchten und ein technisches Verfahren zur Vermehrung zu entwickeln. Gemeinsam mit Ökobiologen der Universität Greifswald konnte das Saatgut erfolgreich auf wiedervernässten Mooren ausgebracht werden – in so genannten Paludikulturen. "Das waren noch kleine Flächen, jetzt geht es darum, die Torfmoose auf mehreren Tausend Hektar auszusäen", erklärt Maria Glaubitz das langfristige Ziel des Projekts.

Moore finden sich in Deutschland auf einer Fläche von etwa 1,4 Millionen Hektar. Das sind rund vier Prozent der Bundesfläche. Davon sind in den vergangenen Jahrhunderten allerdings fast alle trockengelegt worden, um Torf abzubauen oder Flächen für die Land- und Forstwirtschaft zu gewinnen. Nass sind Moore wertvolle Kohlenstoffspeicher, trocken setzen sie riesige Mengen von Treibhausgasen frei, in Deutschland laut Umweltbundesamt jährlich 53 Millionen Tonnen, was etwa 7,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands entspricht. Deshalb spielt die Wiedervernässung von Mooren auch politisch eine wichtige Rolle und ist unter anderem im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung festgeschrieben.

Ohne gezielte großflächige Aussaat, an der nun in Köthen geforscht wird, würde das Torfmoos auf wiedervernässten Moor-Flächen nur langsam wachsen, etwa einen Millimeter pro Jahr. Mit schnellerem Wachstum gäbe es auch schnellere positive Effekte wie die zusätzliche Speicherung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre, die Ernte der Moos-Pflanzen als Einnahmequelle für Landwirte und als Ersatz für Torf, wodurch wiederum der Abbau aus noch intakten Mooren verhindert und diese besser geschützt werden könnten.

"Auf 35 Liter konnten wir die Biomasse bereits anwachsen lassen – ein Rekord“, freut sich Professorin Claudia Grewe, die Leiterin des Projekts. Inwieweit sich die Ernte noch steigern lässt, zeigen die nächsten Monate. Bis Ende 2025 soll das Projekt laufen. Das erste Gewächshaus für Torfmoose als wichtiger Bestandteil zum Schutz der Moore ist laut der Forschungsgruppe zum Greifen nah.

rr/pm

1 Kommentar

DanielSBK vor 13 Wochen

Klasse! Damit werden wir wieder zur Weltspitze aufsteigen!