Fledermausfreundlicher Tequila (Symbolbild)
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Wissen-News Fledermausfreundlicher Tequila

22. Januar 2024, 15:37 Uhr

In einer neuen Forschungsarbeit werden die Begriffe "Tequila" und "wichtige Nahrungsquelle" in Zusammenhang gebracht. Allerdings eher indirekt. Bindeglieder sind Agaven und Fledermäuse. Und beide sind bedroht, wenn es so weitergeht.

Tequila wird aus der "Agave tequilana" hergestellt, die auch "blaue Agave" genannt wird. Die zunehmende weltweite Beliebtheit des alkoholischen Getränks hat zu einem immer intensiveren Anbau der blauen Agave in Mexiko geführt. Die meisten Erzeuger arbeiten mit einer ungeschlechtlichen Vermehrungstechnik, die verhindert, dass die Pflanzen blühen. Denn wenn sie blühen, geht der Zucker in den Nektar der Blüten und die Pflanze ist für die Tequila-Produktion nicht mehr nützlich.

Diese Technik schädigt allerdings die genetische Vielfalt der Agave und gefährdet die Pflanze langfristig. Sie wird weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge und gegen Folgen des Klimawandels. Außerdem verlieren Fledermäuse, die die Blüten bestäuben und sich vom Nektar der Agave ernähren, eine wichtige Nahrungsquelle. Wie man das ändern und Hersteller dazu bewegen kann, mehr natürliche Agavenblüten zuzulassen, hat eine schwedische Forschungsgruppe in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Mexiko und den USA untersucht.

Es gibt bereits freiwillige Programme, bei denen Tequila-Flaschen mit einem Hologramm versehen werden, wenn die Hersteller eine geschlechtliche Fortpflanzung der Agave zulassen. Da aber viele Landwirte Agaven nur für den Verkauf an Destillerien anbauen und selbst keinen Tequila produzieren, reichen solche Initiativen nicht aus, es müsse weitere Anreize geben, so die Forscher.

Das Ergebnis der Umfrage unter mexikanischen Agaven-Produzenten war dann wenig überraschend. Je mehr finanzielle Zuschüsse sie bekämen, desto mehr Pflanzen mit Blüten würden sie anbauen. Allerdings reicht es den meisten laut Studie schon, wenn sie 20 Prozent des Wertes der nicht verwertbaren Agaven bekommen. Die Forscher schreiben, dies lasse sich zum Teil dadurch erklären, dass die Landwirte keinen Zugang zu irgendeiner Art von Versicherung haben, die sie vor negativen Preisentwicklungen schützen könnte, "so dass, wie uns einige Landwirte sagten, ein garantierter Einkommenstransfer als eine Art Versicherung angesehen werden könnte."

Die Forscher resümieren, dass bei ausreichenden finanziellen Anreizen und Bildungsressourcen viele Landwirte bereit zu sein scheinen, einen Teil ihrer Ernte zu Gunsten der Fledermäuse zu investieren und gleichzeitig die genetische Vielfalt der Agaven und ihre Zukunftsfähigkeit zu erhöhen. Erforderlich sei dazu aber eine Zusammenarbeit von Industrie, Verbrauchern, Entscheidungsträgern und Naturschutzgruppen.

rr/pm

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