Larve des Mondvogels Phalera bucephala an einem Espenzweig Populus tremula
Larve des Mondvogels (Phalera bucephala) an einem Espenzweig (Populus tremula). Bildrechte: Bernd Garbe

Wissen-News Drittel der deutschen Insekten von heimischen Baumarten abhängig

11. April 2024, 15:17 Uhr

Was das Insekt nicht kennt, das frisst es nicht – und darin wohnt es auch nicht. Einheimische Gehölze sind für etwa ein Drittel der 33.000 Insekten-Arten in Deutschland als Nahrung oder Lebensraum unverzichtbar. Dresdner Senckenberg-Forscher warnen deshalb davor, im Zuge der Klimawandel-Anpassungen zunehmend gebietsfremde Baumarten zu pflanzen.

Forscher der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden warnen davor, im Zuge der Klimawandel-Anpassungen zunehmend gebietsfremde Baumarten zu pflanzen. Das Forscherteam weist darauf hin, dass sich etwa ein Drittel der Insekten in Deutschland von einheimischen Gehölzen ernährt. Mehrere Tausend Insekten-Arten seien direkt von ihnen abhängig. Blatt- und Rüsselkäfer, Wildbienen, Pflanzenwespen, Schmetterlinge, Wanzen und Zikaden und viele weitere Insekten würden sich von verschiedenen Teilen holziger Pflanzen ernähren. Diese seien deshalb für die Ökosysteme auch als Nahrung für andere Tierarten unersetzlich.

Herbstlich gefärbte Buchen im Nebel 4 min
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4 min

Unseren Bäumen geht es vielleicht gar nicht so schlecht, wie derzeit befürchtet wird. Jedenfalls, wenn wir von den jetzigen Klima-Szenarien ausgehen.

MDR FERNSEHEN Mo 24.10.2022 08:14Uhr 04:03 min

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Der Senckenberg-Forscher Sebastian Schuch analysierte gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 74 Prozent aller in Deutschland heimischen pflanzenfressenden Insektenarten. Dabei kam heraus, dass von 8.127 Blatt-, Pracht- und Rüsselkäfern sowie Pflanzenwespen, Schmetterlingen, Wanzen, Wildbienen und Zikaden 3.140 Arten in mindestens einem Entwicklungsstadium auf Gehölze als Nahrung angewiesen sind. Darüber hinaus seien die Gehölze auch Lebensraum von zahlreichen Insektenarten, die sich von anderen Insekten, Pilzen, Algen, Flechten, Moosen oder toter organischer Substanz ernähren. Insgesamt sei ein Drittel der über 33.000 Insektenarten Deutschlands direkt oder indirekt in mindestens einem Lebensstadium von Gehölzen abhängig, so das Fazit.

Elsbeere 4 min
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Kennen Sie die Elsbeere? Das edle Holz des Baumes ist im Insturmentenbau beliebt, seine Früchte nützlich, sogar für Marmelade & Co. Nur, dass man ihn kaum findet. Sabine Frank hat sich auf die Suche gemacht.

MDR FERNSEHEN Mi 02.11.2022 15:32Uhr 03:59 min

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Die Forscher fanden zudem heraus, dass von den auf Gehölze angewiesenen Insektenarten knapp 89 Prozent auf Gehölzgattungen zu finden sind, die mit mindestens einer einheimischen Art in Deutschland vertreten sind. Zehn Prozent der Insektenarten nutzen demnach sowohl Gattungen mit mindestens einer einheimischen Gehölzart als auch Gattungen, die nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. Und nur 1,4 Prozent ernähren sich ausschließlich von in Deutschland komplett gebietsfremden Gehölzgattungen. Für die Senckenberg-Forscher ist es unabdingbar, einheimische Baumarten zu pflanzen, um dem Rückgang hiesiger Insektenarten zu begegnen. Dabei gelte: Je weiter entfernt die Ursprungsregion gebietsfremder Baumarten ist, desto weniger sind sie zur Erhaltung der heimischen Insekten-Vielfalt geeignet.

Wissen

Borkenkäfer 5 min
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Der Buchdrucker ist ein Borkenkäfer und der größte Fichtenschädling in unseren Wäldern. Sein Erfolgsrezept: Er attackiert die Bäume mit Hilfe von geheimen Verbündeten.

MDR FERNSEHEN Fr 24.09.2021 10:15Uhr 05:15 min

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(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 24. September 2021 | 10:15 Uhr

6 Kommentare

MDR-Team vor 2 Wochen

Hallo THOMAS H,

in welche Richtung genau wollen wir hier nicht bewerten oder beurteilen.
Wir haben diese Studie gefunden und wollten sie hier darstellen und zusammenfassen.
Das wird sonst alles zu allgemein und weit gefasst.

- Das MDR WISSEN Team

THOMAS H vor 2 Wochen

"Und seit den 80er-Jahren hat sich sicher auch einiges in der Landwirtschaft verändert."

Leider oft in die negative Richtung, so daß die Erfahrungen der Altvorderen wieder hervorgeholt und damit manche falschen Entscheidungen rückgängig gemacht werden sollten.

Es reicht eben nicht, nur den Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen. Es muss von oben herunter eine Vorbildwirkung mit klaren Richtlinien umgesetzt werden.

MDR-Team vor 2 Wochen

Hallo THOMAS H,

die Landwirtschaft bis an die Straßenränder kann tatsächlich diverse Gründe haben:

- Wirtschaftlicher Druck und Effizienzsteigerung, um Ertrag und Effizienz und steigern
- Technologischer Fortschritt (moderne Maschinen und Technologien)
- Landnutzungspolitik (in einigen Regionen Deutschlands gibt es keine klaren Richtlinien oder Durchsetzungsmechanismen)
- Mangelnde Sensibilisierung, Aufklärung oder Informationen

Und seit den 80er-Jahren hat sich sicher auch einiges in der Landwirtschaft verändert.

- Das MDR WISSEN Team