Insektenstiche Forschung im Sicherheitslabor: Die Mücken der Zukunft werden gefährlicher
Hauptinhalt
17. November 2020, 14:29 Uhr
Es gibt Mücken, die saugen einfach nur Blut. Es gibt aber auch Mücken, die hinterlassen neben dem Juckreiz fiese Krankheiten, wie die Asiatische Tigermücke. Auf der Insel Riems wird die Spezies erforscht. Denn die Klimaveränderungen machen sie und andere Mücken gefährlicher.
Wenn es grau und regnerisch ist, früh dunkel wird und Stürme übers Land fegen, ist es schwer, dem Herbst etwas Schönes abzugewinnen. Aber ein Gutes haben diese Tage: Die Zeit der Mücken und der Mückenstiche ist vorbei. Und damit auch die Frage, welches Biest uns da mal wieder Blut abgezapft hat, denn manche übertragen auch Krankheiten. Allein bei dem Gedanken juckt es noch heftiger und beschaut man sich seine Stiche ganz anders. Eine dieser Krankheitsüberträgerinnen ist die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus, die inzwischen von Süddeutschland hoch bis ins thüringische Jena herumschwirrt.
Auf der wohl bestbewachten Insel Deutschlands, auf Riems, zu der Zutritt nur mit erhöhten Schutzmaßnahmen gestattet ist, wird an ihr geforscht. Im Friedrich-Loeffler-Institut, wo auch die Experten für gefährliche Viren wie Sars und Ebola arbeiten. Stechmücken wie die Asiatische Tigermücke werden hier extra gezüchtet. Bisher gibt es in Deutschland überschaubare und kleine Populationen, beispielsweise in der Region um Freiburg und Heidelberg, aber auch in Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Thüringen ist mit Jena der nördlichste Punkt. Insektenforscher wie Dr. Helge Kampen, der sich mit Tigermücken befasst, schildert, welche Krankheitserreger sie übertragen:
Über 20 Viren. Darunter finden sich das Dengue-Virus, das Chikungunya- Virus und auch das West-Nil-Virus. Alle Krankheiten sind in Südeuropa in letzter Zeit wiederholt ausgebrochen und es gab zahlreiche Einzelfälle.
Für Deutschland ist zu befürchten, dass solche Fälle sich in Zukunft häufen, meint der Experte. Und deshalb tut Forschung not, meint der Experte:
Wir wollen eine fundierte Risikoeinschätzung machen. Wir wissen, dass die Tigermücke zahlreiche Krankheitserreger übertragen kann. Wir wissen aber nicht, was die Populationen können, die sich in Deutschland angesiedelt haben.
Deshalb werden hoch oben im Norden, im Zuchtlabor des streng abgeschotteten Forschungsinstituts, Tigermücken gezüchtet. Tierblut kriegen sie als Nahrung, erwärmt auf 37 Grad, damit die Weibchen Eier legen. Mit denen wird dann experimentiert, die Übertragungsversuche erforscht, um herauszubekommen, unter welchen Bedingungen, zum Beispiel bei welcher Temperatur welche Krankheitserreger übertragen werden.
Das ist wichtig, denn wir müssen mit ihnen leben - wegen der Klimaveränderungen. Und die können auch die einheimischen Mücken noch gefährlicher machen. Helge Kampen hofft deshalb, dass wir auch in Zukunft ein Gesundheitsystem haben, das mit dieser Bedrohung zurechtkommt.
(hd/um)