Infizierter Seeigel auf der Insel La Réunion
Von dödlichem Wimperntierchen infizierter Seeigel auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean. Bildrechte: picture alliance/dpa/Tel Aviv University/Jean-Pascal Quod

Wissen-News Globale Pandemie – Seeigel-Massensterben erreicht Indischen Ozean

24. Mai 2024, 16:09 Uhr

Ein durch einen Parasiten ausgelöstes Seeigel-Massensterben weitet sich zunehmend zur globalen Pandemie aus. Nach dem Atlantik, dem Mittelmeer und dem Roten Meer hat es nun auch Seeigel im Indischen Ozean erwischt. Forscher vermuten, dass seit Anfang 2022 weltweit hunderttausende Seeigel vernichtet wurden.

Ein Massensterben von Seeigeln weitet sich immer mehr zur globalen Pandemie aus. Wie ein internationales Forscherteam unter Führung der Universität Tel Aviv in Israel im Fachjournal "Current Biology" berichtete, ist die tödliche Krankheit inzwischen auch im Indischen Ozean angekommen. So zeigen Aufnahmen unzählige tote Seeigel an einem Strand der knapp 700 Kilometer östlich von Madagaskar gelegenen Insel La Réunion.

Das auf ein Wimperntierchen zurückgehende Seeigel-Massensterben war erstmals im Januar 2022 bei Atlantischen Diadem-Seeigeln (Diadema antillarum) auf den US-amerikanischen Virgin Islands in der Karibik aufgefallen. Später waren auch das Mittelmeer und danach das Rote Meer betroffen. Dort wurde der größte Teil der heimischen Gewöhnlichen Diadem-Seeigel (Diadema setosum) vernichtet. Weltweit gehen die Forscher vom krankheitsbedingten Tod hunderttausender Seeigel aus.

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Das von dem Forscherteam um Omri Bronstein identifizierte Wimperntierchen ist ein einzelliger Parasit. Er befällt außer den genannten Diadem-Seeigelarten auch Echinothrix-Seeigel, eine eng mit Diadema verwandte Artengruppe. Der Parasit lässt die Tiere binnen zwei Tagen zur gewebelosen Hülle werden. Der tödliche Erreger wird über das Wasser übertragen und kann in kürzester Zeit große Gebiete befallen. Da Seeigel Algen fressen, die sonst Korallen überwuchern und abtöten würden, stellt die aktuelle Seeigel-Pandemie nach Ansicht der Forscher eine unmittelbare Bedrohung für Korallenriffe weltweit dar.

dpa (dn)

Dieses Thema im Programm: Deutschlandfunk | 24. Mai 2024 | 08:41 Uhr

1 Kommentar

Eulenspiegel1 vor 3 Wochen

Auch eine Folge des Klimawandels?

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