MPI für Menschheitsgeschichte Jena Dank Milch: So eroberten Asiens Hirten Europa

21. März 2024, 09:58 Uhr

Sie sind unsere Vorfahren, Bestandteil unseres Genpools, die asiatischen Hirten der Bronzezeit. Forscher aus Jena haben jetzt herausgefunden, wie sie den langen Weg durch die Steppe geschafft haben: mit Milch.

Von den Xiongnu bis zu den Mongolen – immer wieder machten sich die Steppenvölker Asiens auf den Weg. Schon vor 5.000 Jahren in der frühen Bronzezeit begannen die Wanderungswellen von Menschen aus der Jamnaja-Kultur. Sie gehören heute zum genetischen Erbe der Menschen in Europa. Aber wie haben die Halbnomaden es geschafft, solche großen Strecken zu überwinden? Forscherinnen des Jenaer Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte haben das untersucht und fanden einen erstaunlichen Grund: Milch!

Die Hinweise darauf entdeckten die Forscherinnen bei Zahnuntersuchungen, die dank molekularer Verfahren zur Analyse der Proteine noch heute Hinweise auf die frühere Ernährung liefern können. "Das Muster war unglaublich stark", so Studienleiterin und Paläoproteomik-Spezialistin Dr. Shevan Wilkin in einer Mitteilung des Instituts. "Die Mehrheit der von uns getesteten prä-bronzezeitlichen Individuen – über 90 Prozent – zeigten absolut keine Hinweise auf den Verzehr von Milchprodukten. Im Gegensatz dazu waren bemerkenswerte 94 Prozent der Individuen der frühen Bronzezeit eindeutig Milchtrinker."

Wo begann die Domestizierung der Pferde?

Die Ergebnisse seien eindeutig, so Professorin Nicole Boivin, Senior-Autorin der Studie und Direktorin der Abteilung für Archäologie am MPI für Menschheitsgeschichte. "Wir sehen einen großen Übergang zur Milchwirtschaft genau an dem Punkt, an dem die Hirten begannen, nach Osten zu expandieren." Pferde spielten dabei eine große Rolle, nicht mehr nur als Fleischlieferanten, sondern auch als Nutztiere und eben für die Milch. Damit wirft die Studie auch ein neues Licht auf die Domestizierung der Pferde. Ein in der Forschung stark diskutiertes Thema, so Boivin. Und die begann, so die Jenaer Untersuchung, nicht in Kasachstan, sondern 1.500 Kilometer westlich in der pontischen Kaspischen Steppe.

"Was wir hier sehen, ist eine Form der Kulturrevolution", sagt Dr. Wilkin. "Die Hirten der frühen Bronzezeit haben klar erkannt, dass der Konsum von Milchprodukten einige grundlegende Vorteile bietet, und sobald sie dies taten, wurden enorme Expansionen dieser Gruppen in der Steppe möglich."

Link zur Studie

Die Studie "Dairying enabled Early Bronze Age Yamnaya steppe expansions" ist in Nature erschienen.

gp

2 Kommentare

part am 15.09.2021

Asiens Hirten von damals waren aber wohl nicht wesensverwandt mit den heutigen dortigen Einwohner, denen manchmal ein ganz bestimmtes Gen fehlt, um Milchprodukte verwerten zu können. Die Mongolen beherrschten die Kunst, ein Rind oder andere Nutztiere und dessen Fleisch getrocknet, in dessen Blase transportieren zu können, Trockenfleisch zur täglichen Aufbereitung mit Wasser, dies war ein Teil ihrer Mobilität. Was hier wohl erforscht wurde, waren wahrscheinlich die Vorgänger der Skythen, aus deren Bereich die Berichte über die Amazonen in der griechischen Historie ihren Niederschlag fanden. Trotzdem gut zu wissen, wo wir eigentlich so fast alle herstammen und welche Rolle der Wegproviant dabei spielte. Nun sollen ja auch diese Neuankömmlinge, die hiesigen Bewohner von Mitteleuropa so langsam abgelöst haben in ihrer Existenz, wie verschieden Studien behaupten. Der Neandertaler oder Denivosa-Mensch kannte bestimmt auch nicht den Gebrauch von Milchprodukten. Evolutionärer Vorteil...

Mensch am 15.09.2021

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