Porträt von Diemut Roether und Dieter Anschlag
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Ein Geschenk-Papier von Diemut Roether und Dieter Anschlag "Es steht kein Stein mehr auf dem anderen"

27. Oktober 2020, 08:00 Uhr

Zum 20-Jahre-Altpapier-Jubiläum schauen Diemut Roether ("epd medien") und Dieter Anschlag ("Medienkorrespondenz") auf Entwicklungen im Meer der Medienmedien. Wie kann man einen Sendeplatz "Endlich Freitag im Ersten" nennen? Sind wir alle zu Einzelkämpfern geworden, die vor sich hintwittern? Und ist inzwischen eingetreten, wovor Adorno immer gewarnt hat?

Diemut Roether: Erinnerst du dich noch an das erste größere Thema, das du als Medienjournalist bearbeitet hast?

Dieter Anschlag: Da ging es darum, wenn ich mich recht erinnere, dass die ARD auch am Nachmittag im Ersten Programm Werbespots gesendet hat, was ich als unangemessen empfunden habe. Dazu habe ich dann einen Kommentar geschrieben mit der Überschrift "Test am Nachmittag". Das war eine Variation auf den Hemingway-Titel "Tod am Nachmittag". Ich war immer schon der Meinung, dass es für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besser wäre, werbefrei zu sein, was die Macher des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leider bis heute anders sehen. Ein zweites großes Thema, über das ich damals geschrieben habe, war die Gründung von Euronews. Da ging es vor allem um die Frage, ob ARD und ZDF dabei mitmachen. Das taten sie dann nicht. Bevor ich 1991 bei der Funkkorrespondenz anfing, habe ich für die Westfälischen Nachrichten in Münster Fernsehkritiken geschrieben.

Diemut Roether: Zum Thema Werbung hat Alexander Kluge in einem epd-Interview gesagt, er finde es furchtbar, dass vor der tagesschau die Bauhaus-Werbung, eingebettet in das tagesschau-Design zu sehen ist. Das ist der Ausverkauf des öffentlich-rechtlichen Gedankens.

Dieter Anschlag: Genau so ist es. So etwas steht im Widerspruch zur inneren Wahrhaftigkeit des eigenen Anspruchs. Nur im Internet sind die Öffentlich-Rechtlichen werbefrei. Gut, in manchen Kulturradio- und Fernsehspartenprogrammen, also in Randbereichen auch noch. Aber sie haben sich in vielem, zu vielem, aus Quotengründen kommerziellen Methoden angepasst.

Diemut Roether: Du bist jetzt im 30. Jahr bei der Medienkorrespondenz, die damals noch Funkkorrespondenz hieß. Warum bist du in den Medienjournalismus gegangen?

Dieter Anschlag: Ich habe mich immer schon sehr insbesondere für Zeitungen und Fernsehen interessiert und während meines Studiums am Institut für Publizistik an der Universität Münster immer die medienjournalistischen Fachpublikationen gelesen. Der sozusagen erste medienpolitische Artikel, den ich geschrieben habe, war ein Text im Journal für Publizistik und Kommunikation, das am Institut erschien. Es ging um die Sendung Aktuelle Stunde im Dritten Fernsehprogramm des WDR. Dieses regionale Nachrichtenmagazin wurde damals neu gestartet, und der WDR war hier ganz ambitioniert, wollte dem Publikum auf hohem Niveau regionale Berichterstattung aus Politik, Kultur und Sport bieten. Die meisten Kommentare zur ersten Sendung gab es aber wegen des auffälligen Pullovers von Moderatorin Sigi Harreis. Von dieser Äußerlichkeit mal abgesehen: Damals hatten die bei der Aktuellen Stunde noch sehr hohe Ansprüche an kritische journalistische Berichterstattung. Heute ist das eher ein Wohlfühl- und Service-Magazin, in dem sie möglichst häufig das Wort "Westen" aussprechen sollen.

Texte per Fax oder auf Floppy-Disks

Diemut Roether: Sigi Harreis habe ich als Kind im Radio gehört, in der Sendung Vom Telefon zum Mikrofon. Ich mochte sie und ihre Stimme sehr. Eine tolle Moderatorin – und die erste Showmoderatorin in Deutschland. Einige kennen sie vielleicht noch von den Montagsmalern. In einem meiner ersten medienjournalistischen Artikel habe ich vor 20 Jahren für die ZEIT darüber geschrieben, dass der damalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen gesagt hatte, das Internet müsse für den WDR die "dritte Programm-Säule" werden. Das war damals sehr vorausschauend gedacht von Pleitgen, rief aber bei den Verlegern einen Aufschrei der Empörung hervor. Sie versuchten zu verhindern, dass die Öffentlich-Rechtlichen das Internet als Ausspielweg nutzen. Diese Auseinandersetzungen halten ja bis heute an. Man denke nur an das Verfahren gegen die Tagesschau-App. Das finde ich deprimierend…

Dieter Anschlag: Das Deprimierende ist in der Tat, dass die Verleger den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geradezu kleinkariert als Feind betrachtet haben. Und betrachten.

Diemut Roether: Das ist so kurz gedacht! Das Internet ist nun mal das Metamedium, das war damals bereits abzusehen. Ich habe manchmal den Eindruck, den deutschen Verlegern geht es nur darum, Konkurrenz zu verhindern.

Dieter Anschlag: Das setzt sich bis heute im Kampf um das Leistungsschutzrecht fort.

Diemut Roether: Das ist eine Kontinuität. Was hat sich verändert im Medienjournalismus?

Dieter Anschlag: Alles. Es steht kein Stein mehr auf dem anderen. Wenn man 30 Jahre im Medienjournalismus arbeitet, bleibt man auch dort von Umwälzungen nicht verschont. Die Mega-Umwälzung ist natürlich die Digitalisierung. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, die Veränderungen aufzulisten. Ich muss in diesem Zusammenhang auch daran denken, dass 1991 die freien Kritiker ihre Texte noch per Fax geschickt haben, sie dann von einer Sekretärin abgetippt und auf so eine elastische Floppy-Disk – so hieß das, glaube ich – gespeichert wurden, die man danach überreicht bekam, um sie in den eigenen Computer zu stecken und dann den Text zu bearbeiten... Aber das nur am Rande bemerkt, das war die Zeit vor dem Altpapier.

Diemut Roether: Fotos von Floppy-Disks werden heute getwittert mit der Frage: Wer weiß noch, was das ist? Ich habe meine ersten Fernsehkritiken Anfang der 1990er noch am Computer ausgedruckt und bin dann zur Post gefahren, um sie an die Badische Zeitung in Freiburg zu faxen. Das hat damals sechs Mark gekostet! Als ich anfing im Medienjournalismus, habe ich mich darüber gewundert, dass Pressestellen von Medienunternehmen so wenig auskunftsfreudig und so misstrauisch waren. Es waren die ersten Pressesprecher, mit denen ich zu tun hatte, die nach einem Gespräch noch einmal die Zitate sehen und freigeben wollten. Dass ausgerechnet Medienunternehmen so wenig von Transparenz halten, finde ich bemerkenswert. Inzwischen sind leider auch die Pressestellen anderer Unternehmen dazu übergegangen, alles extrem kontrollieren zu wollen. An Aussagen wird so lange rumgefeilt, bis sie inhaltsleer sind. Interviews werden in der Autorisierung komplett umgeschrieben und manche versuchen sogar, die Fragen umzuredigieren. Was das medienpolitische Geschehen und die Programme angeht, ist es heute sehr viel schwieriger geworden, den Überblick zu behalten. Es gibt so viele Angebote, dass man nur noch einzelne Stichproben nehmen kann. Umfassende Analysen sind kaum noch zu leisten.

Dieter Anschlag: Der Medienjournalismus untergliedert sich inzwischen in so viele Teilbereiche, dass man eigentlich 20 Fachleute in der Redaktion haben müsste, weil die Thematiken so spezifisch sind. Früher waren Medienpolitik und Programmpolitik, Fernsehkritik und Hörspielkritik die großen Themenbereiche. Heute geht es auch um Netzpolitik, Plattformökonomie und Leistungsschutzrecht. Allein die Medienpolitik untergliedert sich heute in ganz viele Unterbereiche: Medienkonzentration auf nationaler und internationaler Ebene, die kontinuierlichen Auseinandersetzungen um den Rundfunkbeitrag, Zeitungsverlage werden zu großen Medienkonzernen, machen Fernsehen, Radio, Internet-Berichterstattung ...

Diemut Roether: Ganz zu schweigen von Urheberrecht, Informantenschutz, europäischer Gesetzgebung, Aufsicht, Jugendmedienschutz, Staatskanzleien ...

Dieter Anschlag: Allein die Entwicklung der Privatsender: Heute gibt es in Deutschland zwei große Konzerne mit ziemlich undurchschaubaren Strukturen. Man hätte nie gedacht, dass man sich mal mit "Heuschrecken" wie KKR beschäftigen muss, wenn man über ProSiebenSat.1 oder Springer schreibt. Oder dass mal Wörter wie "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" und "Videostreaming" und das, was sie bezeichnen, Teil des Medienjournalismus werden würden…

"Google oder Amazon sprechen ja gar nicht mit dir"

Diemut Roether: Mich beschäftigt, dass die Medienkritik durch die sozialen Medien zu einer Art Volkssport geworden ist. Es ist so einfach, einzelne Artikel zu kritisieren oder über einzelne Journalisten herzuziehen, aber die wenigsten interessieren sich für medienpolitische Strukturen. Vielen, selbst manchen Journalisten, die über Medienpolitik reden, ist bis heute nicht klar, dass die von den Bundesländern gemacht wird. Erschreckend finde ich manche medienpolitischen Äußerungen von Politikern, die offenbar nicht kapiert haben, dass unser Mediensystem mit gutem Grund staatsfern organisiert ist, und dies mutwillig infrage stellen oder aufgeben wollen. Und dann wird Medienkritik natürlich häufig von Populisten von links und rechts vereinnahmt. Dieses Gerede von den "Systemmedien" verkennt, wie differenziert und vielstimmig unser Mediensystem geworden ist.

Dieter Anschlag: Überhaupt hat man das Gefühl, dass es in der Medienpolitik eine große Leerstelle gibt. Früher gab es in den Parteien noch Medienpolitiker, die man kannte und die interessante Aufsätze veröffentlicht haben, wie Peter Glotz oder Jürgen Büssow. Heute gibt es solche Figuren, die versuchen, gestalterisch tätig zu sein, eigentlich nicht mehr. Medienpolitische Sprecher der Parteien waren früher wichtige Stimmen im politischen Betrieb, heute stehen sie im Abseits. Das ist sehr schade, sie sind, sie wären ja unsere Leser. Man hat sowieso den Eindruck, dass die deutsche Medienpolitik der Dynamik der internationalen Entwicklung ziemlich hinterherhinkt.

Diemut Roether: Medienpolitik wird häufig leider auf Personalpolitik reduziert, da geht es dann nur noch darum, die richtigen Leute auf die richtigen Posten zu bringen. Es fehlen Medienpolitiker, die in großen Zusammenhängen denken, die Gesellschaft und Medien zusammendenken. Wenn ich mir die Zahlen zur Mediennutzung anschaue und wenn es stimmt, dass wir alle im Schnitt sieben Stunden am Tag Medien nutzen, wundere ich mich, dass nicht alle viel mehr über diese Themen sprechen und schreiben. Es wird viel lamentiert über die Verrohung der Sprache und des Diskurses und dafür werden dann die sozialen Medien verantwortlich gemacht. Dabei war der Ton der Auseinandersetzung auch früher nicht immer fein. Man denke nur an die großen Bundestagsdebatten. Und auch in Zeitungen ist immer schon viel dummes Zeug publiziert worden.

Dieter Anschlag: Nun war und ist Medienjournalismus meiner Ansicht nach immer auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Man versucht, eine entsprechende Rolle einzunehmen und in diesem Nischenbereich auch so etwas wie Medium und Faktor der Meinungsbildung zu sein, sozusagen in einem medienaufsichtlichen Sinn.

Diemut Roether: Aber leider wird der Medienjournalismus in den Zeitungen angesichts des Spardrucks eher immer mehr zusammengestrichen. Man will es sich mit den anderen nicht verderben. Und viele Journalisten haben immer schon mit Argwohn auf die Medienjournalisten geschaut, die Nestbeschmutzer… Ich finde, Medienjournalismus hat eine ganz wichtige Funktion für die Selbstreflexion. Welche Rolle haben wir als Journalisten? Welche wollen wir einnehmen? Wie gehen wir mit Kritik um? Alle reden heute davon, wie wichtig der Dialog mit dem Publikum ist, aber der selbstkritische Diskurs bleibt auf der Strecke.

Dieter Anschlag: Unser Themenfeld war früher im Prinzip der Rundfunk in Deutschland: die Rundfunkgesetzgebung, die Programme des Rundfunks. "Rundfunk" – gemeint sind damit Radio und Fernsehen –, das klingt heute schon wie ein sehr veralteter Begriff. Und das hat sich ja auch einschneidend verändert. Medienkritische Berichterstattung wird heute einfach dadurch erschwert, dass die Konzerne, die jetzt immer stärker die Handelnden sind, große internationale Konzerne sind, hauptsächlich US-amerikanische, denen die Regeln in Deutschland ziemlich egal sind. Amerikanische Tech-Konzerne wie Google, Amazon oder Netflix sprechen ja erst mal gar nicht mit dir. Die sind nur am ökonomischen Erfolg interessiert, an der Vermarktung ihrer Angebote, nur unter diesem PR-Aspekt sind sie daran interessiert, dass man etwas über sie schreibt. Die große Veränderung durch die Digitalisierung ist, dass der gesellschaftspolitische und kulturelle Anspruch des Medienjournalismus durch die Ökonomisierung an den Rand gedrängt wird. Es gibt keine Medienkultur mehr, nur noch eine Medienindustrie. Das ist eher ein Thema für die Wirtschaftsberichterstattung. Diese Entwicklung kann man bedauern, aber umso wichtiger ist es, dass man das öffentlich-rechtliche Mediensystem im Auge behält, um hier mehr denn je einen Gegenpol zu haben zur reinen Kommerzialisierung.

"Ganz viele Öffentlichkeiten, die nebeneinander existieren"

Diemut Roether: Und umso wichtiger wäre es, dass die Manager des öffentlich-rechtlichen Systems verstehen, dass sie eine kulturelle und gesellschaftspolitische Aufgabe haben und dass es eben nicht nur darum gehen kann, Publikumsbedürfnisse möglichst effizient zu befriedigen. Sie müssen Angebote schaffen, die nicht von der Marktlogik bestimmt sind. Und umso wichtiger wäre es auch, dass die Gesellschaft versteht, was sie am öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat, dass das unser aller Rundfunk ist. Was allerdings nicht bedeuten kann, dass das öffentlich-rechtliche System versucht, dem Publikum nach dem Mund zu reden und möglichst gefällig zu sein. Im Gegenteil, es kann nur relevant bleiben, wenn es auch kritisch mit der Gesellschaft und der Politik umgeht.

Dieter Anschlag: Man hat den Eindruck, dass sie den Schuss nicht gehört haben, sie sorgen immer weiter für eine noch stärkere Verflachung ihrer Programme durch immer mehr Krimi für die Mimi und Bares für Rares. Hauptsache Audience-Flow, bis am Ende auch die Nachrichtensendung wie ein Teil einer Krimiserie rüberkommen, damit der Zuschauer nur nicht umschaltet und im Krimi-Flow bleibt. Ich habe auch bis heute nicht verstanden, wie man einen Sendeplatz "Endlich Freitag im Ersten" nennen kann. Da wird man doch als Zuschauer, als denkender Mensch für dumm verkauft. Wenn Fernsehen nur noch Fernsehindustrie ist und Medien nur noch Medientechnologie, sind wir genau dort, wovor Adorno immer gewarnt hat.

Diemut Roether: Als ich in den 80ern Journalistik studiert habe, haben wir in den Seminaren über Berlusconi und Kirch gesprochen. Über den Niedergang des Kirch-Konzerns und was daraus geworden ist, habe ich in meinen ersten Jahren als Medienjournalistin noch geschrieben. Berlusconi zieht verblüffenderweise in Italien immer noch die Strippen. Ich habe meine Diplomarbeit über die spanische Zeitung El País geschrieben, die damals die größte Zeitung Spaniens war und ein europäisches Phänomen, weil diese junge, erst nach dem Tod von Diktator Franco gegründete Zeitung so anspruchsvoll und zugleich so erfolgreich war. Um die Zeitung herum ist ein riesiges, zunächst sehr erfolgreiches internationales Medienunternehmen entstanden. Jetzt beobachte ich aus der Ferne den Niedergang des spanischen Zeitungsjournalismus. El País ist zwar immer noch die Tageszeitung mit der höchsten Auflage in Spanien, aber sie verkaufen nur noch knapp mehr als 100.000 Exemplare am Tag. Bald wird es sich nicht mehr lohnen, die Zeitung zu drucken. Spanien könnte das erste Land in Europa werden, in dem es keine gedruckte Tageszeitung mehr gibt. Aber wenn es die Zeitungen nur noch digital gibt, besteht auch die Gefahr, dass sie irgendwann im digitalen Nirwana verschwinden. Es ist viel darüber gesprochen worden, dass Journalisten ihre Gatekeeper-Funktion verloren haben. An die Stelle dieser menschlichen Gatekeeper treten im Internet die Algorithmen, die darüber entscheiden, ob wir etwas finden oder nicht. Ich staune manchmal, wenn ich von Influencern lese oder höre, die angeblich Hunderttausende Follower haben – diese Namen sagen mir gar nichts. Diese virtuelle Öffentlichkeit des Internets ist sehr trügerisch, in Wirklichkeit sind das ganz viele Öffentlichkeiten, die nebeneinander existieren.

Dieter Anschlag: Umso wichtiger bleibt es, publizistisch die medienaufsichtliche Aufgabe weiterzuführen, auch wenn es immer schwieriger wird, den großen enzyklopädischen Überblick zu behalten. So international die Medienbranche einerseits geworden ist, so kleinteilig ist teilweise die Beschäftigung mit den Medienentwicklungen. Heutzutage ist ja jeder ein Medienjournalist und kann – wenn er nicht in einer Diktatur lebt – auf Twitter oder Facebook, in Blogs oder Podcasts alles weltweit öffentlich berichten, darstellen und kommentieren. Mir kommt es inzwischen so vor, als sei aus einer überschaubaren Anzahl von relevanten Massenmedien eine unendliche Anzahl von Individualmedien geworden, denn durch die technischen Möglichkeiten kann ja heute jeder Mensch sein eigenes Medium sein. Wer will und kann das alles noch beobachten, sortieren? Wobei ich persönlich finde: Grundsätzlich sind Texte, die in einem professionellen Umfeld veröffentlicht werden, auf Dauer bedeutsamer, weil klar ist, dass die Quellen transparenter und die Autoren im Zweifelsfall profilierter sind. Hoffe ich doch. Man wünschte sich jedenfalls im Medienjournalismus eine neue Konzentration der Kräfte – falls das noch möglich ist. Sind wir nicht alle zu sehr Einzelkämpfer geworden, die vor sich hinbloggen und hintwittern? Aber einen konzentrierten täglichen Überblick über das unüberblickbare Mediengeschehen und darüber, wie der Medienjournalismus damit umgeht, den versucht ja das Altpapier zu schaffen. Und wie das gelingt, das kann ich nur aus ehrlichem Herzen loben. Denn die Aufgabe könnte schwieriger nicht sein. Das Altpapier ist ein guter Kompass für das Meer der "Medienmedien", um einmal – Zwinkersmiley – euer Wording zu benutzen. Als über 60-jähriger Nostalgiker finde ich es immer wieder schön, vom Altpapier auf den neuesten Stand gebracht zu werden über das tägliche Mediengezwitscher. Alles Gute für die Zukunft!

Diemut Roether: Dem kann ich mich nur anschließen. Ich bin sehr dankbar für die tägliche Medienmedienschau, die mich auch auf Artikel und Beiträge hinweist, die ich sonst übersehen hätte. Und als Zeitungsjunkie liebe ich das Altpapier allein schon für seinen Namen. Auf die nächsten 20 Jahre, liebe Kolleginnen und Kollegen!


Unsere Gastautorin: Diemut Roether leitet seit 2009 die Redaktion des vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik herausgegeben Mediendiensts epd medien und war zuvor ab 2002 dort Redakteurin. Das vom GEP verantwortete Portal evangelisch.de gab von 2010 bis 2017 auch Das Altpapier heraus.

Unser Gastautor: Dieter Anschlag arbeitet seit 1991 als verantwortlicher Redakteur, seit 2001 als Chefredakteur für die Medienkorrespondenz, die seit 1953 besteht und bis 2014 Funkkorrespondenz hieß. Die MK erscheint unter dem Dach des Katholischen Medienhauses in Bonn.

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