Teasergrafik Altpapier vom 14. Februar 2022: Porträt des Altpapier-Autoren René Martens
Bildrechte: MDR | MEDIEN360G

Das Altpapier am 14. Februar 2022 Jenseits von Hass

14. Februar 2022, 14:21 Uhr

Eine Ministerin verabschiedet sich von Twitter, nachdem sie dort mit einer vermeintlichen "Differenzierung" provoziert hatte. Die Europakorrespondentin der Deutschen Welle gibt einen Einblick in ihre eigene Berichterstattung von verschiedenen EU-Außengrenzen. Der geschäftstüchtige Medienguerillero Alexander Kluge wird heute 90 Jahre alt. Ein Altpapier von René Martens.

Todesphilosophin macht Twitter-Pause

Die Diskussion darüber, ob die "Twittermeute" an gewissen Entwicklungen schuld ist, oder man es sich beim Vertreten dieser Position nicht etwas zu einfach macht - sie wurde schon zu verschiedenen Anlässen geführt. In den Reaktionen auf die Ankündigung der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien, ihren Twitter-Account zumindest vorläufig zu deaktivieren, klingt sie nun wieder an, etwa in diesem Wortwechsel zwischen Hendrik Wieduwilt und Anna Roth.

Was passierte vor Priens Abschied, der möglicherweise nur ein vorläufiger ist (und den sie u.a. damit begründete, es gehe bei Twitter nicht "zivilisiert" zu)? In der "Markus Lanz"-Sendung vom 10. Februar verbreitete sie "mehrere erwiesene Falschaussagen zu Corona und Kindern", die dazu beitrugen, dass ein Zusammenschluss von acht Gruppierungen, darunter Zero Covid Deutschland/Österreich/Schweiz und die Initiative #ProtectTheKids, am Sonntag eine Petition unter der Überschrift #PrienRücktritt veröffentlichte. Einen Tag nach der Sendung machte Prien bei Twitter einen Ausflug in die Todesphilosophie ("Bitte differenzieren: Kinder sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit COVID_19 und nur extrem selten wegen COVID_19"), den Natascha Strobl hier einordnet, und einen weiteren Tag später formulierte sie gegenüber der "Bild"-Zeitung die mit nicht justiziablen Worten nicht leicht einzuordnende Forderung nach einem Ende der Maskenpflicht an Schulen. 

Unabhängig davon, ob Prien nun ein Opfer ist oder es "ein strategisch verdammt kluger Schachzug" von ihr war, "sich auf die Weise zurückzuziehen und die betroffenen #Schattenfamilien auf die Hasskommentare zu reduzieren, sich so weiterer Kritik zu entziehen und den Diskurs zu verschieben" (Jasmina Kuhnke), scheint es erst einmal sinnvoll zu sein, auf das einzugehen, was jenseits der "Hasskommentare" alles gesagt wurde. In der Petition heißt es über die besagte Lanz-Sendung:

"(Dort) behauptete (Prien), dass eine Corona-Erkrankung für Kinder grundsätzlich ungefährlich sei, was in dieser Pauschalität eine Fehlinformation darstellt (…) Besonders bei ungeimpften Kindern stellt das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) eine gefährliche Post-Covid-Erkrankung dar, die Karin Prien in der Sendung 'Markus Lanz' völlig außer Acht ließ. Auch unterstützte Prien den Moderator und Eva Hummers (Mitglied der STIKO) bei irreführenden Behauptungen, die den Nutzen von Kinderimpfungen in Zweifel zogen. Durch ihren 'Lanz'-Auftritt hat sie so den landesweiten Bemühungen um eine Steigerung der Impfquote unter Kindern einen Bärendienst erwiesen - ein völlig unverantwortliches Verhalten als Kultusministerin und KMK-Präsidentin."

Amory Burchard gibt im "Tagesspiegel" einen Überblick über die Kritik an Prien - unter besonderer Berücksichtigung der Positionen der Schweizer Virologin Isabelle Eckerle, die in den vergangenen Tagen mehrmals Prien kritisiert hat (ohne sie direkt zu adressieren). Burchard schreibt:

"Virologin Eckerle sieht im Gegensatz zu Prien "astronomische Inzidenzen bei Kindern" und schreibt im Zusammenhang mit deren Tweet: 'Ich vermute, wir sind bei der Diskussion um die akzeptable Rate an Morbidität & Mortalität einer impfpräventablen Infektionskrankheit bei Kindern erst am Anfang.' Auf Nachfrage des Tagesspiegels erklärt Eckerle am Sonntag zu den 'astronomischen Inzidenzen': 'Die Sieben-Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist in der Altersgruppe 5-14 aktuell über 3000. Man hat hier eine tendenziell bessere Erfassung des Infektionsgeschehens durch regelmäßigere Testung als bei den Erwachsenen, aber es zeigt eben auch, dass es gerade ein sehr hohes Infektionsgeschehen bei den Kindern gibt.' (…) 'Kinder sollten generell nicht an Covid-19 sterben, auch wenn die Todesfälle nur einen geringen Prozentsatz an den Gesamtzahlen ausmachen', kommentiert Eckerle Priens Bitte, hinsichtlich der Todesfälle unter Kindern 'zu differenzieren'.

Und Prien-Kritik in abgehangenem Kommentarsound ist auch möglich, wie Rainer Stadler auf der SZ-Meinungsseite beweist (der Kommentar wurde geschrieben, bevor Prien ihre Twitter-Pause verkündete):

"Zwar zeichnet sich gerade ab, dass (die Corona-Regeln) in den nächsten Wochen Schritt für Schritt gelockert werden. Aus Sicht vieler Eltern, Lehrer und Schüler ist die Lockerung an Kitas und Schulen allerdings längst im Gange. Die überproportional hohe Verbreitung des Virus, argwöhnen sie, werde von der Politik einfach hingenommen. Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, bemüht sich gar nicht erst, den Verdacht zu zerstreuen."

Grenzsituationen

Eine der wichtigen internationalen Medien-Kooperationen des vergangenen Jahres war die Zusammenarbeit von u.a. dem "Spiegel", dem ARD-Magazin "Monitor", dem ARD-Studio Wien und der Zeitung "Libération", die mit Hilfe von Videoaufnahmen aufdeckten, wie maskierte Polizisten mit ihren Schlagstöcken auf Asylsuchende einschlugen (Altpapier).

Nun drehen Steffen Lüdke und Nicole Vögele die Geschichte für den "Spiegel" (€) weiter. Nachdem besagte Bilder den "endgültigen Beweis" für illegale Pushbacks an der kroatischen EU-Außengrenze geliefert hätten, habe die kroatische Regierung "die Gewalt als individuelles Versagen einzelner Beamter" hingestellt und drei Polizisten suspendiert. Eine E-Mail, die erst das kroatische Online-Medium "Index" veröffentlichte, zeige nun jedoch, dass man "intern (…) offensichtlich überein kam, die Praktiken weiterführen zu wollen. Die Beamten sollten sich nur nicht erwischen lassen(…)." Womit der Öffentlichkeit nun auch ein schriftlicher Beweis dafür vorliege, dass die Pushbacks von den Behörden angeordnet wurden.

In der neuen Ausgabe von "Le Monde Diplomatique" gibt Barbara Wesel, die Europakorrespondentin der Deutschen Welle, einen Einblick in ihre eigene Berichterstattung von verschiedenen EU-Außengrenzen. Der Text, in dem es auch um die Schwierigkeiten geht, mit denen sich Journalistinnen und Journalisten generell in diesen Regionen konfrontiert sehen, steht derzeit nicht online. Wesel schreibt zum Beispiel über Recherchen in der polnisch-belarussischen Grenzregion. In einem Urwaldgebiet (dessen Besonderheiten in dieser MDR-Reportage von Mitte Dezember beschrieben sind) trifft sie mit ihrem Team auf einen dort gestrandeten Syrer namens Whalid:

"Seine syrische Gruppe brauchte drei Tage, um sich von der belarussischen Grenze rund 25 Kilometer auf polnisches Gebiet vorzukämpfen (…) Mit 44 Jahren ist er der älteste der Gruppe und den Strapazen nicht mehr gewachsen (…) Die nächtliche Suche nach Whalid ist schwierig. Ich stolpere immer wieder über Äste und Baumwurzeln, falle auf die Knie und rappele mich wieder auf. Ein paar Stunden später finden wir Whalid (…) Er zittert vor Kälte, ist halb verdurstet und bringt kaum ein Wort hervor. Die Helfer rufen aus dem nächsten Ort einen Krankenwagen, der Mann ist so entkräftet, dass sie um sein Leben fürchten."

Da dann, wenn die Ambulanz kommt, auch die Polizei kommt, wie Wesel schreibt, weiß sie nicht, was mit dem Syrer nach dem Abtransport passiert ist. Zum Hintergrund:

"Jeden Morgen bekommen wir vom Grenzschutz eine SMS mit der Zahl der Pushbacks vom Vortag: Meist sind es mehr als 30. Die Genfer Flüchtlingskonvention verbietet das ungeprüfte Zurückschieben von Flüchtlingen, aber für die Regierung in Warschau ist das kein Hindernis. Dabei wimmelt es in der Region wegen der Krise zwischen Belarus und Polen von Journalisten aus aller Welt, aber es ist wie der Wettlauf zwischen Hase und Igel, Im Sperrgebiet ist es immer die Polizei, die als Erstes auftaucht."

Dass es in der Grenzregion zwischen Belarus und Polen "von Journalisten aus aller Welt wimmelt", trifft aufgrund der aktuellen weltpolitischen Großwetterlage vermutlich nicht mehr zu - aber das ist gar nicht als Kritik am Text gemeint. Schließlich ist "Le Monde Diplomatique" eine Monatszeitung.

Der Medien-Dauerbrenner "Clankriminalität"

Die hiesige Medienmarke mit dem erratischsten Meinungsspektrum scheint weiterhin die "Berliner Zeitung" zu sein. Ende Dezember etwa dokumentierte sie auf ihrer Website kostenpflichtig die Demo-Redebeiträge zweier Querdenkerinnen - woraufhin Jörg Reichel, Geschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Berlin-Brandenburg, protestierte: Es sei "befremdlich", dass die Berliner Zeitung "unkommentiert Reden einer rechten Demo veröffentlicht", auf der Teilnehmende ihre Feindseligkeit gegenüber der Presse zum Ausdruck gebracht hätten.

Das sehe ich auch so - während ich einen gerade in der "Berliner Zeitung am Wochenende" (€) erschienenen Text, in dem die Autorin und Linken-Politikerin Jorinde Schulz beschreibt, welche Rolle Journalistinnen und Journalisten bei der Verbreitung des Begriffs "Clankriminalität" spielen (siehe auch Altpapier), weitgehend unterschreibe. Schulz schreibt:

"Der Begriff der 'Clankriminalität' ist zum Medien-Dauerbrenner geworden. Die polizeilichen Definitionen eint, dass sie 'Clankriminalität' aus strafrechtlich irrelevanten, stereotypen Zuschreibungen wie 'patriarchalisch-hierarchische Familienstrukturen', 'mangelnde Integrationsbereitschaft' oder 'eigene Werteordnung' konstruieren (…) Das beeindruckende Arsenal an Maßnahmenkatalogen und behördlichen Überwachungsstrategien, das in migrantischen Stadtteilen aufgefahren wird, stützt sich auf ein profitables Entertainment-Spektakel aus Hunderten Fernseh-Dokus und Gangster-Serien, in denen die Grenzen zwischen Fiktion und urbaner Wirklichkeit verwischen. Auch die stigmatisierenden Razzien lassen sich nicht ohne die mediale Inszenierung eines rabiaten Eindringens, Bloßlegens und Eroberns verstehen. Mit verantwortlichen Politikern und Politikerinnen an vorderster Front wird dabei öffentlich der Vorhang vormals geschützter Räume weggerissen. Gästen werden vor laufender Kamera Statements abgefordert oder gar Belehrungen aufgedrückt."

Ich habe einige der "Fernseh-Dokus", die hier vermutlich gemeint sind, gesehen. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass davon "Hunderte" existieren.

Der Gegenöffentlichkeitsarbeiter

Am heutigen Montag wird Alexander Kluge 90 Jahre alt, und die meisten Autoren der Geburtstagstexte blicken darin zurück auf die Zeit der nischigen dctp-"Programmfenster", zu denen er, wie die taz schreibt, "die Sender des Privatfernsehens mit juristisch-politischer Geschicklichkeit zwang" - was eines seiner "erstaunlichen subversiven Manöver" war.

Eine weitere Besonderheit dieser Programme stellt Kurt Kister in einem Essay für die SZ heraus:

"Das breite Publikum, sagen wir es mal freundlich, erreichte dctp nie. Es hat in diesem Land nie eine besser wirksame, guerillerohafte Herstellung von Gegenöffentlichkeit gegeben, bei der die Guerilleros noch dazu Geld verdienten."

Und zwar unter anderem damit, dass er "dort zu fortgeschrittener Stunde wunderliche und wunderbare Gespräche mit echten wie ausgedachten Experten über Puccini, den Ersten Weltkrieg, die Prinzessin von Clèves oder die Sozialordnung der Ameisen sendete", wie Jürgen Kaube im Feuilleton-Aufmacher der FAZ heute schreibt.

In der SZ sind im Übrigen zwei Geburtstagstexte erschienen - nach dem von Kister am Wochenende heute noch einer von Willi Winkler unter dem Titel "Die Ein-Mann-Guerilla" (€). Die bereits zitierte taz stellt in ihrem Artikel auch Bezüge zur eigenen Geschichte her:

"Gegen schlechte Filme, Zeitungen, Fernsehsendungen helfen nur gute Filme und Zeitungen. Das ist Kluges Projekt der Gegenöffentlichkeit. Kluge erzählt Gegen-Geschichten zu den offiziellen Darstellungen der Wirklichkeit – am nachdrücklichsten vielleicht in dem von ihm initiierten Kollektivfilm 'Deutschland im Herbst' über die Bundesrepublik nach der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer und den Selbstmorden der in Stammheim inhaftierten RAF-Mitglieder. Ein Jahr nach diesem Film gründete sich 1979 die taz, auch das ein Projekt der Gegenöffentlichkeit, das Kluge und sein Freund Habermas mit Sympathie und Neugier beobachteten. Kluge erzählt, dass er in der Gründungsphase der taz an einem der Frankfurter Vorbereitungstreffen teilgenommen hat."

Durchaus instruktiv sind noch weiter zurück gehende Blicke in die Geschichte. "Was wird heutzutage beim Blick auf die NS-Zeit zu wenig wahrgenommen?" fragt Susanne Beyer den Jubilar in einem "Spiegel"-Interview (€). Woraufhin Kluge antwortet:

"Die Glückssuche im Privaten. In dem Maße, in dem Krieg und Hass zunehmen, wird die Unterhaltungsindustrie stärker, die Schlager inniger. Die Nazis förderten Liebesfilme, und aus Radio Leipzig drangen die Schlager. Die allgemeine Glückssuche sollte ablenken von dem, was eigentlich geschah, den Verbrechen. Deswegen habe ich bis heute eine Aversion gegen Unterhaltung, jedenfalls gegen die, die das Wegsehen begünstigt."

Auf andere Weise kommen Geschichte und Gegenwart in folgender Interviewpassage zusammen:

"Ich habe ein Buch über den Kessel von Stalingrad geschrieben. Geografisch gehört Charkiw, die ukrainische Stadt, zum rückwärtigen Gebiet dieser Schlacht. Ich glaube nicht, dass man – aus gleich welchen Gründen – mit einer Erweiterung der Nato an einem Punkt so weit im Osten spielen sollte."

Angesichts dessen, dass die SZ Kluges Guerillahaftigkeit betont, könnte man diese Äußerung ja schon fast als Guerilla-Position bezeichnen.

Altpapierkorb (100 Jahre BBC, Schweizer Volksentscheid gegen Medienförderung, die Stärken der "Climate Fiction")

+++ Noch älter als Alexander Kluge ist die BBC, sie wird im Oktober 100 Jahre alt. Man kann davon ausgehen, dass es im Laufe des Jahres noch öfter Gelegenheit geben wird, sich mit diesem Jubiläum zu beschäftigen - zumal angesichts der Gefahr, der sie sich derzeit ausgesetzt sieht. Die Financial Times rezensiert in ihrer Wochenendausgabe erst mal David Hendys anlässlich des runden Jubiläums erscheinendes Buch "The BBC: A People’s History" - und stellt dabei eine Passage heraus, in der der Medienhistoriker Hendy in gewisser Weise selbst seine Arbeit anzweifelt: "(Er) fragt zu Beginn seines Buches: 'Ist eine Geschichte der BBC überhaupt möglich?'. Die BBC hat bereits zwischen 10 und 20 Millionen Programme ausgestrahlt. (Jeder Versuch, genau zu zählen, würde Jahre dauern, behauptet er). Asa Briggs, ein Kollege, brauchte 35 Jahre und fünf Bände, um eine frühere Geschichte zu schreiben, 'The Birth of Broadcasting', mit der er 1957 begann." Hendy packe nun 100 Jahre auf etwas mehr als 600 Seiten – was gewisse Auslassungen natürlich unvermeidbar macht. Dass etwa "für die Brexit-Berichterstattung kein Platz" gewesen sei, wie Rezensent Lionel Barber bemerkt, kann man allerdings befremdlich finden - wenn man zum Beispiel diesen im Altpapier bereits mehrmals erwähnten Artikel, den ARD-Korrespondentin Annette Dittert im vergangenen Sommer für die "Blätter für deutsche und international Politik" geschrieben hat, als Maßstab nimmt.

+++ Unter ähnlichem politischen Druck wie die BBC könnte bald auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz stehen. "Jetzt kommt es zum Angriff auf die SRG", prophezeit jedenfalls der Zürcher "Tages-Anzeiger" (€).  "Rechte Stimmungsmacher" (Anina Ritscher, taz) haben seit Sonntag Oberwasser, weil die Abstimmenden bei einem Volksentscheid in ihrem Sinn votiert und sich mehrheitlich gegen die Ausweitung der staatlichen Medienförderung ausgesprochen haben. "Das Nein wird einige alteingesessene Zeitungen endgültig über die Kante stoßen. Ungewiss ist auch die Zukunft vieler junger Onlinemedien, die auf Unterstützung angewiesen wären", meint Ritscher. Der Branchendienst persoenlich.com geht auf Reaktionen aus Politik und Medienwirtschaft ein und zitiert auch den Journalisten- und Journalistinnenverband Impressum. Dieser sehe "im Volksentscheid ein Signal: Der Souverän habe es nicht goutiert, dass das Medienpaket auch den Grossverlagen zugute gekommen wäre, obwohl diese mit nicht-journalistischen Geschäften gute Gewinne machten und Dividenden ausschütteten".

+++ Im Kontext der Debatte zu "Don’t Look Up" (Altpapier) beschäftigt sich Christine Lötscher für Geschichte der Gegenwart generell mit "Climate Fiction": "Die Stärke des populären Erzählens (liegt) nicht in der Didaktik, sondern in der Analyse. Es stimmt zwar, dass Climate Fiction unter anderem von aufwändigen Recherchen der Autorinnen und Autoren und entsprechend exzessiver Wissensvermittlung lebt. Entscheidend ist aber, dass die Welt in der Krise als ein System inszeniert wird, das sich vielleicht nicht so schnell ändern, aber doch immerhin verstehen lässt. Das Warten auf eine unerwartete Wende, auf ein Wunder, das alles wider jede Logik gut werden lässt, ist der Climate Fiction jedenfalls fremd. Dafür setzt sie Berechenbarkeit als Verfahren der grösstmöglichen Verfremdung ein, als eine Ent-Täuschung, die wir auch in der Wirklichkeit benötigen."

Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

0 Kommentare

Mehr vom Altpapier

Kontakt