Kolumne: Das Altpapier am 11. April 2024: Porträt des Altpapier-Autoren Ralf Heimann 4 min
"Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren im aktuellen Altpapier die wichtigsten Medienthemen des Tages. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G
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Die NZZ hat Mathias Döpfner in die Kantine begleitet. Andere Frage: Wie war das jetzt mit der Haltung im Journalismus? Aber vor allem: Wird Björn Höcke heute Abend quietschen?

Do 11.04.2024 12:08Uhr 03:50 min

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Kolumne: Das Altpapier am 11. April 2024 Backen können sie bei Springer

11. April 2024, 10:46 Uhr

Die NZZ hat Mathias Döpfner in die Kantine begleitet. Andere Frage: Wie war das jetzt mit der Haltung im Journalismus? Aber vor allem: Wird Björn Höcke heute Abend quietschen? Ralf Heimann kommentiert heute die Medienberichterstattung.

Porträt des Altpapier Autoren Ralf Heimann
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Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Springer: Pluralistisch oder orientierungslos?

NZZ-Deutschlandchef Marc Felix Serrao hat Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner in der Kantine seines Ladens zum Essen getroffen. Und wenn man übersehen hat, in welcher NZZ-Reihe das Gespräch stattfindet, wundert man sich erst mal, wie ausführlich es dabei die ganze Zeit ums Essen geht. Döpfner entscheidet sich für Bulgursalat mit Schweinefilet und Currysauce. Serrao nimmt die Poulardenbrust mit Salbei und Parmesan-Gnocchi. Danach gibt’s New York Cheesecake mit Blaubeersauce, Serrao wählt Dattelkonfekt mit Schokolade und Meersalz.

Und warum die Kantine? Das weiß auch Döpfners Sprecher nicht, der mit den beiden am Tisch sitzt (und was isst der eigentlich?). Aber andere, "die Döpfner kennen, sagen, dass alles, was er vor Aussenstehenden tue und sage, exakt geplant worden sei", so Serrao. Döpfner selbst sagt, er habe sich für die Kantine entschieden, weil das Essen gut sei, "ganz einfach". Ach so.

Das Gespräch ist eine Folge der Serie "Zmittag", in der das NZZ-Personal sich mit wichtigen oder interessanten Menschen zum Essen trifft. Irgendwo im Text steht dann auch der schöne Satz: "Backen können sie bei Springer."

Aber das ist nur der eine Teil. Im anderen geht es, Döpfners Lieblingsthema, um Freiheit. Aber auch, das Lieblingsthema der NZZ, um Wokeness – etwa um einen Workshop der Springer-Führungsetage vor zwei Jahren, zu dem einer, der teilnehmen musste, wie Serrao schreibt, die Unterlagen aufbewahrt hat. Darin wird die Formel "Diversity, Equity and Inclusion", kurz DEI, laut Serrao "die stramm linke DEI-Ideologie", als Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs dargestellt.

Serrao:

"Die freundliche Interpretation lautet: Springer ist pluralistisch. Die unfreundliche: Springer ist orientierungslos. Wenn es auf dem betriebswirtschaftlich immer unbedeutenderen Heimatmarkt opportun erscheine, gebe man sich 'anti-woke', sagt der Teilnehmer des Workshops, und wenn es auf dem amerikanischen Markt rumore, inszeniere man sich als das Gegenteil. Und wenn einer frage, wie das zusammenpasse, heisse es: Freiheit!"

Auch als Autor sei Döpfner "unberechenbar". Er schreibe nicht am Laptop oder einem Tablet, sondern das meiste unterwegs auf dem Smartphone. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass immer wieder was schiefgeht, die Ironie verrutscht oder Döpfner wie vor zwei Jahren nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei "Bild" in einem Kommentar forderte, "die Nato-Mitglieder müssten 'jetzt handeln' und ihre Truppen und Waffen dorthin bewegen, 'wo unsere Werte und unsere Zukunft noch verteidigt werden'", was laut Serrao "in der Realität eine unverantwortliche Eskalation" gewesen wäre, und das kann man tatsächlich kaum anders deuten.

Döpfner erklärt das nun etwas anders, mit einer Doktrin von Henry Kissinger, die Idee sei gewesen: Truppen an die Grenze schicken und verhandeln. Man vergewissert sich dann beim Cheesecake noch einmal gemeinsam, ob das da auch wirklich so steht. Serrao stellt fest, steht da so nicht. Aber Döpfner findet ohnehin: "Eskalationsangst im Umgang mit Diktaturen ist grundfalsch. Sie eskalieren, wann sie wollen."

Ein bisschen so ist es wohl auch bei Döpfner, wenn er irgendwas schreibt. Das ist jedenfalls der Eindruck, der zurückbleibt. Na ja, und natürlich: "Backen können sie bei Springer."

Wo Aktivismus zum Problem wird

Mit der Haltung im Journalismus, also dem, was dann schnell zu Aktivismus werden kann, ist das ja so eine Sache. Ex-Altpapier-Autorin Annika Schneider hat in dieser Woche für "Übermedien" über das Dilemma der öffentlich-rechtlichen Sender geschrieben, die einerseits gern von der Reichweite und Popularität von Influencerinnen und Influencern protifieren, aber dadurch schnell in Konflikt mit den eigenen Grundsätzen Objektivität und Überparteilichkeit geraten (Altpapierkorb gestern), wie der Fall von Helen Fares, die sich auf ihrer Website als "Journalistin" und "Aktivistin" beschreibt, vorführt.

Deutschlandfunk-Redakteur Martin Krebbers hat gestern im Medienmagazin "@mediasres" seines Senders den Fall noch einmal zusammengefasst. Im darauf folgenden Beitrag hat Antje Allroggen mit Isolde Fugunt, der Leiterin der katholischen Journalistenschule, über Journalismus, Aktivismus und die imaginäre Grenze gesprochen, die dazwischen verläuft, von der man aber, so Fugunt, eben nicht sagen kann, wo genau sie sich befindet.

Die immer wieder gestellten Fragen sind: Wenn die Demokratie in Gefahr gerät, also der Rahmen, der Medien erst die Möglichkeit gibt, frei und unabhängig zu arbeiten, ist es dann nicht auch an den Menschen, die journalistisch arbeiten, diesen Rahmen zu verteidigen? Und wenn die ganze Welt in Gefahr gerät, zum Beispiel durch die Klimakrise, haben Journalistinnen und Journalisten dann nicht auch die Aufgabe, das durch ihre Arbeit zu verhindern? In welchem Maße ist das vertretbar? Und wo muss man die persönliche Einstellung die professionelle Aufgabe trennen?

Isolde Fugunt sieht hier in jedem Fall eine Entwicklung, die es erschwert hat, beides zu trennen, wenn man sowohl in der beruflichen Funktion als auch privat in der Öffentlichkeit auftritt. Im Interview sagt sie:

"Ich meine, wir kennen das ja auch noch, früher hat man irgendwie gerne mal geschrieben, so auf Social Media, auch als Journalistin oder Journalist, hier privat und das funktioniert ja nun einfach nicht. Also ich werde immer auch als Person in meiner Berufsrolle wahrgenommen, als Journalistin oder Journalist und damit sich auseinanderzusetzen und da eine Haltung zu finden, das ist wirklich viel schwieriger geworden (…)"

Das bedeutet: Einerseits müssen Journalistinnen und Journalisten ihre berufliche Rolle und ihre persönlichen Einstellungen trennen, aber in ihrem öffentlichen Auftritt müssen sie beides in Einklang bringen, und hier besteht ein weiteres Spannungsfeld, denn man könnte ja sagen: Dann macht es doch wie die Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga.

Deren berufliche Rolle verbietet es ihnen, privat im Netz zu jubeln, wenn ihr Lieblingsverein gewinnt. Wobei der Vergleich dann doch dem Eindruck nach eine leichte Zerrung im linken Unterschenkel hat, denn zum einen könnte man sagen: Bei Demokratie oder Klimakrise geht es ja nicht um irgendeine beliebige private Vorliebe, sondern um etwas sehr Grundsätzliches.

Zum anderen sollen Journalistinnen und Journalisten als Personen in Medien immer mehr in den Vordergrund treten. Sie sind anders als früher auf Autorenfotos zu sehen, in Podcasts zu hören, sehen sich möglicherweise in Konkurrenz zu Influencerinnen und Influencern, zu deren aufmerksamkeitswirksamer Inszenierung eben auch gehört, dass sie einen Teil des Privaten öffnen – und dieser Eindruck, dass so etwas notwendig ist, wird unter Umständen dadurch bestätigt, dass öffentlich-rechtliche Sender das honorieren, indem sie die Leute dann einstellen. Schrittweise entsteht so eine neue Norm.

Fehlentwicklungen zeigen sich aber oft erst im zweiten Schritt – wie man es unter Umständen auch erst dann merkt, dass man bestochen worden ist, wenn man plötzlich die Verpflichtung spürt, eine Gegenleistung zu erbringen.

Die empfindliche Stelle im Journalismus ist die Glaubwürdigkeit. Sich diese Glaubwürdigkeit in der eigenen Blase zu erarbeiten, ist auch als Aktivist oder Aktivistin möglich. Kritisch wird es erst da, wo es darum geht, Glaubwürdigkeit auf der Gegenseite herzustellen.

Und da wird es dann noch komplizierter. Rechtspopulisten und Rechtsextreme versuchen, Medien außer Gefecht zu setzen, indem sie sie als Partei darstellen, also als Aktivisten der Gegenseite. Das lässt sich in dem Fall kaum verhindern, weil das Anliegen dieser Gruppen nicht ist, diskursiv eine Auseinandersetzung zu führen; es geht einfach darum, eine kritische Instanz auszuschalten.

Auch da, wo Debatten demokratisch geführt werden, müssen Journalistinnen und Journalisten nicht verschleiern, an welcher Stelle sie stehen. Aber sie müssen glaubhaft vermitteln, dass ihre Absicht ist, das Gesamtbild zu zeigen, zu dem auch eine angemessene Darstellung der Positionen gehört, die sie selbst nicht vertreten.

Hier geraten Aktivisten in einen Konflikt, denn wenn sie die Gegenargumente schlüssig präsentieren, schwächen sie ihr aktivistisches Ziel. Nun könnte man wieder sagen: Gut, aber wo ist das Problem, wenn es um Demokratie oder die Klimakrise geht?

Das Problem liegt vielleicht in der unklaren Rolle, die Journalistinnen und Journalisten einnehmen müssen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Die Grenzen dieser Rolle verschwimmen, weil da plötzlich auch andere Menschen mit Zugang zur Öffentlichkeit sind, die sie ganz anders interpretieren. Vielleicht ist es eine Phase des Übergangs, vielleicht braucht es noch ein wenig, bis die verschwommenen Grenzen wieder klar sichtbar werden. Und vielleicht zeigt sich dann: So viel hat sich doch gar nicht verändert.

TV-Duell: Die Erstickungsstrategie

Rechtspopulisten und Rechtsextreme – und damit sind wir wieder bei der AfD – sind in den vergangenen Jahren in die glückliche Situation geraten, Medien gar nicht mehr unbedingt ausschalten zu müssen, zumindest nicht mehr in dem Maße, in dem das früher notwendig gewesen wäre; sie können sie ja einfach umgehen. Das ist nicht ganz neu. Co-Parteichefin Alice Weidel hat schon vor sechs Jahren gesagt: "Unser ambitioniertes Fernziel ist es, dass die Deutschen irgendwann AfD und nicht ARD schauen."

Christoph Koopmann und Roland Preuß analysieren für die "Süddeutsche Zeitung" die zunehmende Isolierung der Partei im politischen und medialen Diskurs, die sich unter anderem darin zeigt, dass einige Menschen aus der Partei gar nicht mehr mit den etablierten Medien sprechen. AfD-Chef Tino Chrupalla geht so weit bislang nicht. Er spricht durchaus mit öffentlich-rechtlichen Sendern oder überregionalen Zeitungen, betrachtet sie allerdings dem Eindruck nach als eher zweitranging, beziehungsweise als weniger wichtig als die einschlägigen rechten Echo-Dröhnbuden.

Koopmann und Preuß geben dazu wieder, wie ein anderes AfD-Mitglied, dessen Namen sie nicht nennen, die Strategie beschrieben hat. Die Zusammenfassung ist:

"Die klassischen Leitmedien spielen nur noch eine Nebenrolle, man könne Wahlen auch gegen sie gewinnen. Also könne man sie ignorieren. Und, das kann man aus der Praxis hinzufügen: beschimpfen, insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender."

Anlass für den SZ-Beitrag ist der Fall von Petr Bystron, dem AfD-Abgeordneten, der verdächtigt wird, finanzielle Unterstützung von prorussischen Akteuren erhalten zu haben, das aber abstreitet (Altpapier). Konkrete Beweise fehlen.

Der Fall führt gleichzeitig eine andere Strategie vor, bei der es jetzt eigentlich nicht so ist, dass sie noch mal vorgeführt werden müsste, damit sie verständlich wird. Aber gut, dann eben noch mal. Wo die AfD sich nicht anders helfen kann oder im Prinzip überall, wo es sich anbietet, müssen Verschwörungstheorien und Opfererzählungen herhalten.

In diesem Fall lautet die Verschwörungserzählung, die auch von Propagandamegafonen wie dem Magazin "Compact" verbreitet werden, das alles sei eine "klassische globalistische Kampagne". Geheimdienste würden die Vorwürfe verbreiten, "Mainstream-Medien" erledigten dann den Rest.

Ganz ähnlich war es, als "Correctiv" im Januar seine Recherche zum Potsdamer Treffen veröffentlichte. Ganz so egal, wie die AfD vorgibt, können der Partei die klassischen Medien aber dann doch nicht sein. Für das Minus in den Umfragen zuletzt machte die AfD-Führung zum einen die neue Konkurrenz durch Sahra Wagenknecht verantwortlich, zum anderen die Geschichte aus Potsdam.

Und dann ist da ja auch noch das TV-Duell zwischen Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU), das heute Abend ab 19.33 Uhr, Entschuldigung ab 20.15 Uhr bei "Welt TV" zu sehen ist. Maria Fiedler, Florian Gathmann und Severin Weiland beantworten dazu für den "Spiegel" die "wichtigsten Fragen und Antworten". Wobei die wichtigste Frage immer noch ist: Warum?

Für die Zeit analysiert Mariam Lau das bevorstehende Treffen, beantwortet die im Teaser in Aussicht gestellte Antwort auf die Frage, ob das Duell aus Mario Voigts Sicht "klug oder leichtfertig" ist, aber nicht, jedenfalls nicht eindeutig. Lau hat Voigt begleitet, um sein Motiv zu verstehen, sie schreibt:

"Auf einer Dienstwagenfahrt von Erfurt ins nahe gelegene Suhl beschreibt Voigt seine Strategie gegenüber der AfD als 'Erstickungsstrategie. Dem Feuer die Luft nehmen.'"

In meinem Kopf fügt sich hier leider automatisch noch an: "bis es quietscht". Aber das ist vielleicht auch mein Problem.

Als Beispiel für seine Strategie nenne Voigt

"den viel kritisierten Antrag auf Senkung der Grunderwerbssteuer, den CDU und AfD gemeinsam durchgebracht hatten, das Genderverbot oder die Arbeitspflicht für Geflüchtete".

Und wenn man das in Zusammenhang mit den Fragen setzt, die Mariam Lau im Text ebenfalls stellt, und die lauten:

"Ist das dumbing down, was der weltgewandte Konrad-Adenauer-Stipendiat Mario Voigt im Wahlkampf betreibt – sich also dümmer stellen, als man ist – eine vernünftige Rücksichtnahme auf die Gemütslage seiner potenziellen Wähler, wie sie jeder Politiker im Wahlkampf wohl zumindest ein klitzekleines bisschen betreiben muss? Oder sägt er mit seinem Elitenbashing leichtfertig an dem Ast, auf dem die CDU noch viele Jahre neben den anderen Parteien der Mitte zu sitzen hofft?"

Wenn man diesen Zusammenhang also herstellt, dann würde ich sagen: Letzteres.


Altpapierkorb (Manifest, Süddeutsche spart, Arne Semsrott, Armin Wolf, Mopo, Filmförderung, ESC)

+++ Um den Faden nicht abreißen zu lassen: Christian Meier berichtet für "Weltplus" über das sogenannte "Manifest", das hier in den vergangenen Tagen regelmäßig Thema war (zuletzt hier). Meier ist der Meinung, die entscheidende Frage sei, wie ARD, ZDF und Deutschlandradio mit der Kritik umgehen. Bislang habe nur das Deutschlandradio eine inhaltliche Auseinandersetzung gesucht. Meier schreibt, die Forderungen des Manifests seien "größtenteils nachvollziehbar". Er kritisiert allerdings den "Mangel an konkreten Beispielen, wo es nicht gut läuft". Es fehle etwa an Belegen für die Vorwürfe eines gezielt verengten Meinungskorridors. Meier: "Ob man es mag oder nicht, raunend oder schlecht belegt findet – den Kritikern sollte Ge­ legenheit gegeben werden, ihre Vorwürfe zu präzisieren. Dann erst lassen sie sich entkräften. Wenn Behauptungen mit Gegenbehauptungen beantwortet werden, kann ja jeder bei seiner Behauptungbleiben."

+++ Die Südwestdeutsche Medienholding bestätigt den Stellenabbau bei der Süddeutschen Zeitung, berichtet Marvin Schade für den "Medieninsider" (Altpapierkorb gestern). Die Redaktion erfuhr es laut Schade in der Konferenz am Mittwochmorgen. Danach geht es um 30 Stellen, die noch in diesem Jahr abgebaut werden sollen. Bemerkenswert: Die Chefredaktion spreche von kreativen Sparlösungen, also man wolle zunächst auf andere Weise versuchen, Geld zu sparen. Die Holding spreche davon nicht.

+++ "Frag den Staat"-Chef Arne Semsrott nimmt auf dem Weg zum Bundesverfassungsgericht ab Oktober die erste Etappe und steht planmäßig vor dem Landgericht Berlin, berichtet "epd Medien". Semsrott hatte drei Beschlüsse aus laufenden Ermittlungsverfahren gegen Klimaaktivisten veröffentlicht. Das ist verboten. Semsrott hält das für nicht vereinbar mit der Pressefreiheit.

+++ ORF-Moderator Armin Wolf hat in der Sendung "ZiB 2" ein eindrucksvolles Interview mit ÖVP-Innenminister Gerhard Karner geführt, das man sehr gut  in Journalistenschulen vorführen könnte, um zu zeigen, warum Vorbereitung sich lohnt. Es ist nicht leicht, dem Inhalt zu folgen, wenn man den Fall nicht kann. Aber Karner weicht den Fragen immer wieder aus und nutzt dabei so ziemlich alles, was man sich einfallen lassen könnte. An einer Stelle spricht Wolf vom "Polizeidirektor". Karner korrigiert, der Mann sei "Bundespolizeidirektor". Wolf führt das Gespräch immer wieder zu den Punkten zurück, die er wissen will. Einziges Manko vielleicht: Karner gibt trotzdem keine Antworten. Der "Standard" beschreibt das alles noch etwas genauer, "Standard"-Kolumnist Hans Rauscher kommentiert es.

+++ Aus der "Hamburger Morgenpost", also der "Mopo", wird am Freitag, wie im vergangenen Jahr angekündigt, zur Wochenzeitung. "epd Medien" schaut bei der Gelegenheit auf die vergangenen 75 Jahre zurück, in denen die Zeitung täglich erschien. Chefredakteur Maik Koltermann erklärt dabei auch noch mal das neue Konzept: Die künftig am Freitag erscheinende "Wochen-Mopo" greife "Themen auf, die die Stadt bewegen, behandelt sie vertiefend und liefert Erkenntnisse über Zusammenhänge", sagt er. Dazu gebe es "Inspiration für Freizeit und jede Menge Gesprächsstoff". Klingt doch toll.

+++ Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des Privatmedienverbands Vaunet, diskutiert in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Vorschläge zu einer Reform der Filmförderung in Deutschland. Darin ruft sie dazu auf, die Interessen aller Branchenteilnehmer zu berücksichtigen, also unter anderem Produzenten, Sender und Streaming-Anbieter. Gleichzeitig warnt sie vor einer Überregulierung, also einer allzu hohen Investitionsverpflichtung, die im Gespräch ist (Altpapier). Gut wäre, so Beaujean, sich bei den Reformbemühungen auf Steueranreize zu konzentrieren.

+++ Auf der FAZ-Medienseite berichtet Peter-Philipp Schmitt über die Anfeindungen gegen Künstler des "Eurovision Song Contests (ESC)", insbesondere gegen den britischen Sänger Olly Alexander. Dieser und acht weitere Teilnehmer wurden nach einem offenen Brief, der zum Boykott des Wettbewerbs aufgrund Israels Teilnahme aufrief, in den sozialen Medien massiv angegriffen. Der Brief bezog sich auf die Situation in Gaza und kritisierte, dass Israel an dem Wettbewerb teilnimmt. Die Künstler reagierten mit einer eigenen Erklärung, in der sie ihren Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit ausdrückten.

Das Altpapier am Freitag schreibt Johanna Bernklau.

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