#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 29. Oktober

29. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1918: Matrosen verweigern Flottenbefehl

Am 28. Oktober 1918 meutern kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges Matrosen in Wilhelmshaven. Sie verweigern den Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918. Die Befehlshaber der deutschen Flotte rufen zum Angriff auf die britische Marine und einer weiteren großen Schlacht auf. Jedoch ist zu diesem Zeitpunkt das Kriegsende und die Niederlage der Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanische Reich und Bulgarien) gegen die Alliierten schon in Sicht. Als Reaktion auf die Meutereien muss die deutsche Flottenführung den geplanten Angriff abbrechen und die Matrosen werden verhaftet. Doch die Proteste weiten sich aus, auch die Werftarbeiter rebellieren. Bei einer Demo für die Freilassung der Kameraden werden in Kiel sieben Protestierende von einer Militärpatrouille erschossen. Am 3. November 1918 kommt es zum Kieler Matrosenaufstand. Die Meuterei bildet den Auftakt einer Reihe von Protesten der Novemberrevolution.

Denkmal Der Rote Matrose
Das Denkmal "Roter Matrose" des Bildhauers und SED-Politikers Hans Kies. Bildrechte: imago images/Winfried Rothermel

1923: Sächsische Landesregierung abgesetzt

Am 29. Oktober 1923 wird die sächsische Landesregierung unter dem Ministerpräsidenten Erich Zeigner abgesetzt. Im "Krisenjahr" der Weimarer Republik leidet die Wirtschaft unter der Hyperinflation. Das Rhurgebiet wird durch französische und belgische Truppen besetzt und es kommt immer wieder zu Aufständen und Unruhen in der jungen Republik. In der Krisensituation gewinnen extreme Gruppierungen, wie die Kommunisten an Aufwind. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) möchte im "Deutschen Oktober" eine Revolution nach dem russischen Vorbild anzetteln und die Macht an sich reißen. Gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bilden die Kommunisten ab Oktober Regierungsbündnisse in Sachsen und Thüringen und stellen paramilitärische Kampfverbände auf. Die Regierung unter Reichspräsident Friedrich Ebert ordnet an, die Bündnisse aufzulösen und kommunistische Minister zu entlassen. Sachsens Ministerpräsident Erich Zeigner kommt dieser Forderung nicht nach. Darufhin wird die sogenannte Reichsexekution über Sachsen verhängt. Truppen der Reichswehr marschieren in Sachsen ein und stürzen die Regierung. Wenige Wochen später wird Zeigner festgenommen und im Frühling 1924 wegen angeblicher Bestechlichkeit im Amt zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Doch bereits ein Jahr später wird er entlassen und arbeitet anschließend als Journalist, Lehrer und Politiker. Im Nationalsozialismus wird Zeigner weitere Male inhaftiert. Erich Zeigner ist nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1949 Leipziger Oberbürgermeister und setzt sich für eine gründliche Entnazifizierung der Leipziger Verwaltung und eine schnelle Normalisierung des Lebens ein.

Erich Zeigner
Erich Zeigner (1886-1949). Bildrechte: IMAGO / United Archives International

1923: Erste Radiosender in Deutschland geht an Start

Am 29. Oktober 1923 wird erstmals die "Berliner Radio-Stunde" (später "Funk-Stunde") gesendet und damit geht der erste Radiosender Deutschlands an den Start. Das Programm soll "zerstreuen und ein wenig bilden". Nachdem das "neue Medium" im Ersten Weltkrieg für Privatpersonen verboten war, wird es nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Doch erschwinglich ist es nicht. Die Technik ist teuer und nur wenige Menschen können sich zunächst ein Radio leisten. Dazu kommt der Anschluss, der rund 350 Milliarden Papiermark jährlich kostet. Doch mit der Zeit steigen auch die Hörerzahlen: In zwei Jahren können die "Funk-Stunde" ihre Hörerschaft von 467 Menschen von Dezember 1923 bis 1925 auf über eine halbe Millionen steigern. Auch die Industrie haben sich inzwischen auf das neue Medium eingestellt: Empfänger und Lautsprecher werden erschwinglich.


1959: Erster "Asterix"-Comic erscheint

Am 29. Oktober 1959 erscheint in der französischen Jugendzeitschrift "Pilote" die erste Ausgabe des Kult-Comics "Asterix". Gezeichnet und entwickelt wurden die Figuren und die Welt der Gallier von Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo. Schnell entwickelt sich der Comic mit den ungewöhnlich aussehenden Titelhelden zu einem Hit. Mehr als 390 Millionen Exemplare werden seitdem verkauft, rund 130 Millionen davon allein in Deutschland. Längst sind die Geschichten von Asterix, Obelix und ihren Weggefährten zur erfolgreichsten europäischen Comic-Reihe avanciert.

Nach Goscinnys Tod 1977 verfasst Zeichner Uderzo die Geschichten zunächst allein. In den 2010er-Jahren bekommt er dann Unterstützung von Nachfolger-Duo Jean-Yves Ferri und Didier Conrad. Im Oktober 2021 erscheint der 39. "Asterix"-Band. Er ist der Erste seit Albert Uderzo Tod im März 2020.


1972: Lufthansa-Maschine von Terroristen nach Libyen entführt

Am 29. Oktober 1972 entführen palästinensische Terroristen eine Boeing 727 der Lufthansa. Mit der Entführung wollen sie die Freilassung von drei überlebenden Attentätern erreichen, die nach dem Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele im September 1972 in München festgenommen wurden. Die Bundesrepublik erfüllt die Forderung der Entführer, lässt die Inhaftierten in kürzester Zeit frei und fliegt sie nach Zagreb in Jugoslawien aus. Nachdem die freigelassenen Terroristen dem entführten Flugzeug zugestiegen sind, geht die Reise weiter nach Libyen. Dort erhalten sie Asyl von Staatschef Muammar al-Gaddafi. Nach der Ankunft werden alle Geißeln freigelassen.

Das Handeln der Bundesrepublik wird besonders von der israelischen Regierung kritisiert. Sie werfen der Bundesrepublik die Kapitulation vor dem Terrorismus vor. Bei den Olympischen Spielen in München brachten die Terroristen elf israelische Sportler in ihre Gewalt, die alle im Geiseldrama ums Leben kamen.


1976: Erich Honecker wird Staatsratsvorsitzender

Am 29. Oktober 1976 wird Erich Honecker Staatsratsvorsitzender, schon seit 1971 war er bereits Parteivorsitzender der SED. Damit ist er unangefochten der erste Mann in Partei und Staat. Als Staatschef lehnt er politische Reformen bis zum Zusammenbruch der DDR weitestgehend ab und baut das Land weiter als Überwachungsstaat aus. Noch im Januar 1989 verkündet er: "Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen, wenn die dazu vorhandenen Gründe nicht beseitigt sind."
Obwohl Honecker anfangs als Hoffnungsträger gilt, sind die DDR-Bürger unzufrieden. Sie fordern Reise- und Meinungsfreiheit und politische Reformen. Als der Druck durch die andauernde Massenflucht und die Montagsdemonstrationen auf die DDR-Führung zu stark wird, zwingt das SED-Politbüro Honecker zum Rücktritt als Staats- und Parteichef. Am 18. Oktober 1989 dankt er ab - offiziell aus gesundheitlichen Gründen.