#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 6. November

06. November 2022, 05:00 Uhr

1942: Deutsches U-Boot versenkt Passagierschiff

Am 6. November 1942 torpediert ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff "SS City of Cairo", das von Kapstadt aus Richtung Brasilien unterwegs ist. Es ist ein Versorgungsschiff: An Bord befinden sich neben Holz, Roheisen und Wolle 200 Besatzungsmitglieder, zehn Artilleristen und 101 Passagiere, darunter 28 Frauen und 19 Kinder. Während die Rettungsboote zu Wasser gelassen werden, bringt ein zweiter Torpedo das Schiff zum Sinken. Sechs Menschen kommen ums Leben, alle anderen können sich in die Boote retten. Das deutsche U-Boot taucht kurz danach vor den Schiffbrüchigen auf. Der Kapitän der "U 68", Karl-Friedrich Merten, entschuldigt sich zwar bei den Passagieren für den Angriff, überlässt sie aber sich selbst.

Nach 13 Tagen werden drei der Rettungsboote von einem britischen Schiff entdeckt, drei weitere Boote sind abgetrieben. Die letzten Überlebenden, ein Offizier und eine Passagierin, werden erst 51 Tage nach dem Angriff im Atlantik geborgen. 98 Personen sterben auf See oder unmittelbar nach der Rettung.

Karl-Friedrich Merten mit Überlebenden der SS City of Cairo, 1984
Der deutsche U-Boot-Kommandant Karl-Friedrich Merten (im schwarzen Anzug in der Mitte) trifft sich 1984 mit Überlebenden der "SS City of Cairo" in London. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

1961: Doppelspion Heinz Felfe verhaftet

Am 6. November 1961 wird der BND-Mitarbeiter Heinz Felfe verhaftet und der Spionage überführt. Der gebürtige Dresdner leitet zu diesem Zeitpunkt das Referat "Gegenspionage Sowjetunion" beim Bundesnachrichtendienst in Pullach. Zugleich lieferte er zehn Jahre lang brisante Informationen an den sowjetischen Geheimdienst KGB. Der Bundesgerichtshof verurteilt den Doppelspion 1963 zu vierzehn Jahren Haft. Sechs Jahre später kommt Felfe im Rahmen eines größeren Austauschs politischer Häftlinge aus der DDR und der Sowjetunion vorzeitig wieder frei und siedelt in die DDR über. Er promoviert und arbeitet bis 1991 als Professor für Kriminalistik an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Mai 2008 stirbt Heinz Felfe.

1971: Erste Greenpeace-Aktion

Am 6. November 1971 findet die erste spektakuläre Aktion der Umweltorganisation "Greenpeace" statt. Unterwegs auf einem alten Fischerboot, versucht eine kleine Gruppe von Friedensaktivisten einen US-Atombombentest auf der Insel Amchitka vor Alaska zu verhindern. Seit den 1960er-Jahren nutzen US-Streitkräfte die Inselgruppe, die in einem der aktivsten Erdbebengebieten der Welt liegt, für nukleare Versuche. Naturschützer machen immer wieder auf die Gefahr von Erdbeben, Flutwellen und die radioaktive Verseuchung des Meeres aufmerksam.

Stürme und die US-Küstenwache verhindern die Ankunft der Umweltschützer. Sie müssen umkehren und bekommen eine Geldstrafe. Den Test am 6. November 1971 können sie nicht verhindern, doch ihre Aktion sorgt für Schlagzeilen und viel Aufmerksamkeit. Im Jahr darauf stoppt die US-Regierung die Atombombentests auf Amchitka. Der Name ihres Schiffes wird bald zum Synonym für den globalen Umweltschutz: "The Greenpeace".

1989: "Ist Leipzig noch zu retten?" läuft im DDR-Fernsehen

Am 6. November 1989 wird die erste Folge der dreiteiligen Reportage "Ist Leipzig noch zu retten?" ausgestrahlt. Sie ist der Auftakt der neuen Sendereihe "Klartext" im DDR-Fernsehen. Schonungslos zeigt der Film den Verfall der zweitgrößten Stadt der DDR und die Bemühungen um den Wiederaufbau. Die Bilder der maroden Altbauten gehen um die Welt. Es sind ungewohnt kritische Töne und Bilder, die kurz vor der Deutschen Einheit ausgerechnet zur Sendezeit der eingestellten DDR-Propagandasendung "Schwarzer Kanal" laufen. Zu Wort kommen Architekten, Minister, Bauarbeiter und Einwohner Leipzigs.

Logo MDR 4 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
4 min

Ausschnitt aus einer Reportage des DDR-Fernsehens aus dem Jahr 1989 mit beeindruckenden Bildern der maroden Altbausubstanz im Leipziger Waldstraßenviertel.

Mo 06.11.1989 00:00Uhr 03:44 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video174138.html

Rechte: Deutsches Rundfunkarchiv

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1991: Geheimdienst KGB aufgelöst

Am 6. November 1991 wird der sowjetische Geheimdienst KGB auf Anordnung des ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin aufgelöst. Drei Monate zuvor war der KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow an einem Putschversuch gegen die Staatsmacht beteiligt. Die Behörde wird daraufhin in mehrere voneinander unabhängige Geheimdienste aufgeteilt, aus denen 1995 der russische Inlandsgeheimdienst FSB hervorgeht. Die Aufgaben des KGB im Ausland übernimmt seit Dezember 1991 der Nachrichtendienst SWR.

Seit seiner Gründung 1954 hatte der russische Geheimdienst die Aufgabe, Auslandsspionage zu betreiben, Gegner des Regimes zu kontrollieren und die Staatsführung zu bewachen. Der bekannteste ehemalige KGB-Agent ist der amtierende russische Präsident Wladimir Putin.

2020: Bomben-Entschärfung in Chemnitz

Am 6. November 2020 müssen in Chemnitz etwa 15.000 Menschen wegen einer Bombenentschärfung ihre Wohnungen verlassen. Bei Schachtarbeiten in einem dicht besiedelten Wohngebiet wurde ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. 1945 trafen tausende Bomben die Stadt Chemnitz. Am frühen Nachmittag kommt die Entwarnung: Nach Angaben des Kampfmittelbeseitigungsdienstes verlief die Entschärfung problemlos. Anwohner, die zum Teil Notunterkünfte aufgesucht hatten, konnten zurück nach Hause. Auch mehrere Pflegeheime, teilweise mit Corona-Infizierten, sind evakuiert worden.

Eine Weltkriegsbombe nach der Entschärfung in Chemnitz
Nach der Entschärfung wird die Bombe zersägt und der Sprengstoff verbrannt.  Bildrechte: MDR/Harry Härtel

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | EXAKT | 25. Mai 2022 | 20:15 Uhr