Ein Maurer trägt Zement auf Backsteine auf.
Ohne Maurer geht auf der Baustelle nichts, sie lassen die Design-Träume der Architekten Realität werden. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Ausbildungsberufe im Porträt Kultur-Berufe am Bau: "Der Maurer ist der Wichtigste"

19. Februar 2024, 17:26 Uhr

Welcher Beruf passt zu mir? Wenn man sehr vielfältige Interessen hat, ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Der Kulturbereich bietet hier viele Jobs: Es gibt Berufe, in denen sich das Interesse für Kultur und der Wunsch nach einem Handwerk kombinieren lassen. Zum Beispiel, wenn historische Kirchen, Schlösser oder Fachwerkhäuser nach alten Traditionen restauriert oder die kühne Vision einer Architekt*in Realität werden sollen. Ein solcher Beruf ist der des Maurers. Ohne ihn geht nichts. Maurer sorgen dafür, dass aus einem Bauplan auf Papier ein Gebäude entsteht. Und: Sie setzen nicht nur Steine aufeinander, sondern sind richtige Allrounder. Hier gibt es alle wichtigen Infos zu Ausbildung, Gehalt und Berufschancen.

Was macht ein Maurer?

"Wir machen eigentlich alles", so fasst es Auszubildende Anne treffend zusammen. Seit kurzem lernt die 16-Jährige in einem Maurerbetrieb in Leipzig. Obwohl sie noch nicht lange dabei ist, weiß sie genau, wovon sie spricht: Als Maurerin ist man sowohl für den Neubau eines Hauses zuständig wie auch für die Sanierungen. Maurer kümmern sich dabei um den gesamten Aufbau des Gebäudes. Vom Fundament, den Außen- und Innenwänden bis zu den Decken – man mauert, betoniert und sorgt auch für den Untergrund des Bauwerks.

Eine Maurerin mit Ziegelstein und Kelle
Maurer-Auszubildende Anne erlernt den Umgang mit den verschiedenen Baumaterialien. Bildrechte: MDR/Emma Mack

"Aber der Beruf hat sich gewandelt", erklärt Ausbilder Thomas Hunger: "Heute ist der Maurer nicht mehr im klassischen Sinne nur für den Rohbau verantwortlich, sondern muss alles können: Das geht los mit Fundamenten ausheben, Bodenplatten gießen, Wände stellen, Dämmung, verputzen, Fußbodenarbeiten, Estriche bis hin zum Verputzen und Streichen der Fassaden."

Seit 1995 ist Thomas Hunger Ausbilder für junge Maurer und unterrichtet im Ausbildungszentrum in Borsdorf nahe Leipzig. "Der Maurer ist der Wichtigste. Ohne uns kann der Zimmermann nichts machen, der Dachdecker nichts machen, der Maler nicht anfangen zu streichen. Der Maurer macht den Rohbau und alle anderen Gewerke kommen hinterher", erklärt er.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauchen Maurer?

Als Maurerin oder Maurer sind handwerkliches Geschick und ein souveränes Handling unterschiedlicher Werkzeuge und Baustoffe essenziell. Besonders herausfordernd wird es, wenn es darum geht, komplexe Baupläne zu lesen oder sogar zu zeichnen – ein Bereich, der fundierte Mathekenntnisse erfordert.

Mann schaut auf Maurerin mit Ziegelstein und Kelle
Ausbilder Thomas Hunger (links) mit den Maurer-Lehrlingen in Borsdorf bei Leipzig Bildrechte: MDR/Emma Mack

"Kraft, Ausdauer und Schwindelfreiheit sind von Vorteil", betont der erfahrene Ausbilder. Angehende Maurer sollten nicht nur körperlich fit sein, sondern auch schweres Material auf der Baustelle problemlos tragen können." Anne ergänzt: "Die Fähigkeit anzupacken ist ein Muss, vor allem als Frau in einem männerdominierten Berufsfeld. Durchsetzungsvermögen ist da entscheidend, um nicht falsch eingeschätzt zu werden."

Wie wird man Maurer oder Maurerin?

Um Maurer oder Maurerin zu werden, ist eine dreijährige Ausbildung nötig. Die Zugangsvoraussetzungen für die Maurerausbildung variieren, wobei ein Hauptschulabschluss (Berufsreife), Realschulabschluss (Mittlere Reife), Abitur oder Fachabitur akzeptiert werden.

Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz zu finden, hatte Anne keine. Bevor sie sich jedoch endgültig für die Ausbildung entschied, war ihr wichtig, erst noch ein Praktikum in ihrer zukünftigen Firma zu machen, um in Erfahrung zu bringen, ob ihr der Beruf und – ganz wichtig – auch die Zusammenarbeit im Team gefällt. Das empfiehlt sie auch jedem, der darüber nachdenkt, eine Maurerausbildung zu starten.

Lehrling schneidet und verarbeitet Gipskarton Platten. 4 min
Ein Lehrling schneidet und verarbeitet Gipskarton Platten Bildrechte: IMAGO/Sven Simon

Wie läuft die Ausbildung ab?

Die Ausbildung hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und bietet heute eine breite Palette von Lehrinhalten. Im Ausbildungszentrum in Borsdorf bei Leipzig stehen beispielsweise für Anne praxisnahe Lernphasen im Vordergrund, wobei sie das Mauern intensiv übt. Verschiedene Lehrgänge, darunter Trockenbau, Holzverarbeitung, Kunststoffbearbeitung, Estrichbau und ein Fliesenlegerkurs, ermöglichen ihr dort auch einen umfassenden Einblick in unterschiedliche Facetten des Handwerks. Die Ausbilder in Borsdorf legen großen Wert darauf, dass die Auszubildenden diverse Tätigkeiten selbst ausprobiert haben, um vor Ort bestmöglich handlungsfähig zu sein.

Welches Gehalt gibt es in der Ausbildung zum Maurer?

Das Ausbildungsgehalt für angehende Maurerinnen und Maurer variiert je nach Region, Ausbildungsjahr und Betrieb. Im Durchschnitt können Lehrlinge in Deutschland mit folgenden Bruttovergütungen rechnen:

1. Ausbildungsjahr: etwa 700 bis 800 Euro brutto pro Monat
2. Ausbildungsjahr: etwa 800 bis 900 Euro brutto monatlich
3. Ausbildungsjahr: etwa 900 bis 1.000 Euro brutto monatlich

Wie viel verdienen Maurer? Wie hoch ist das Gehalt?

Das Bruttogehalt für Gesellen mit einigen Jahren Berufserfahrung liegt im Durchschnitt zwischen 2.500 und 3.500 Euro pro Monat.

Was ist das schönste am Beruf des Maurers?

"Maurer ist ein schöner Beruf, denn du stellst irgendjemandem ein Haus hin und weißt, das steht mindestens einhundert Jahre da, wenn nicht sogar länger", bringt es Ausbilder Thomas Hunger auf den Punkt.

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