Kultur-Berufe am Bau Ausbildung zum Stuckateur: Kunst trifft Handwerk
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19. Februar 2024, 17:32 Uhr
Welcher Beruf passt zu mir? Wie kann ich meine Interessen für Kultur und Handwerk vereinen? Der Beruf Stuckateur macht's möglich. Denn Stuckateure sorgen mit ihrer Kunstfertigkeit dafür, dass aus einem Haus ein einladendes Zuhause wird oder verhelfen einem Gebäude beim Denkmalschutz wieder zu altem Glanz. Mit Liebe zum Detail geben die Fachleute Fassaden und Innenräumen ihr unverkennbares Gesicht. Aber was genau macht ein Stuckateur? Hier alle Infos über Ausbildung, Jobs und Gehalt und wo man in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Ausbildung absolvieren kann.
Inhalt des Artikels:
- Was macht ein Stuckateur bzw. eine Stuckateurin?
- Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich, um Stuckateur zu werden?
- Für wen eignet sich der Beruf Stuckateur?
- Wo kann man den Beruf erlernen?
- Wie läuft die Ausbildung ab?
- Wie hoch ist das Gehalt während der Ausbildung?
- Wie viel verdient man als Stuckateur?
- Kann ich mich weiterbilden?
Was macht ein Stuckateur bzw. eine Stuckateurin?
Ein Stuckateur ist ein Handwerker, der sich auf die Gestaltung und Verschönerung von Innenräumen und Fassaden spezialisiert hat. Zu den Aufgaben des Stuckateurs gehören die Verarbeitung von Gips, Stuck und anderen Baustoffen, um dekorative Elemente wie Stuckdecken, Stuckleisten, Rosetten, Säulen und andere Verzierungen an Wänden und Decken herzustellen und anzubringen. Eine entscheidende Rolle spielen die Facharbeiten bei der Instandsetzung alter Gebäude, weshalb sie häufig im Denkmalschutz zum Einsatz kommen.
Den Stuck, der Fenster, Türen oder Fassaden verziert, stellen Stuckateure wie Annett Esbach noch selbst her. Dafür entwirft sie für jedes Ornament eine eigene Silikonform, mit der sie den Gips individuell gestalten kann. Ist der Stuck eines alten Hauses in die Jahre gekommen, entwirft Annett Esbach eine genaue Replika und ersetzt das kaputte Element vor Ort detailgetreu. Damit schafft sie es, ein verfallenes Haus wieder wie neu aussehen zu lassen.
Traditionelle Stuckateure wie Annett Esbach gibt es heute aber nur noch wenige. Wie auch in vielen anderen handwerklichen Berufen hat sich der Alltag der Stuckateure verändert – heute sind sie Multitalente. Zu ihren Aufgaben gehören mittlerweile auch der Innenausbau, das Reinigen und Verputzen von Fassaden oder verschiedene Maltechniken. Das hat vor allem den Grund, dass Stuckverzierungen heute nur noch etwas für Liebhaber und in Neubauten selten zu finden sind.
Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich, um Stuckateur zu werden?
"Man muss auf jeden Fall handwerklich begabt sein und man muss dreckig werden wollen", erklärt die Stuckateurmeisterin aus Landsberg in Sachsen-Anhalt. "Es ist eine schwere Arbeit. Man muss viel tragen können, die Stuckelemente können schnell mal 25 bis 30 Kilo schwer sein." Wer den Beruf ausüben möchte, sollte außerdem höhentauglich sein, da viele arbeiten auf Türmen oder im Dachkasten durchgeführt werden. Sie betont besonders, dass Stuckateure bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Wie Annett Esbach erklärt, würden Auszubildende diesen Umstand immer wieder unterschätzen.
Für wen eignet sich der Beruf Stuckateur?
"Ich wollte damals nichts im Büro machen und kannte das Modellieren aus dem Kunstunterricht in der Schule. Dann guckt man, was gibt es für ähnliche Berufe und da gibt es eigentlich nur Stuckateur, Steinmetz und Bildhauer." Für Annett Esbach macht die Kombination aus filigranen Stuckelementen und der groben handwerklichen Arbeit mit Mörtel und Flex ihre Arbeit aus. Der Beruf bietet viel Raum für Kreativität – die Handwerker schaffen jeden Tag einzigartige Kunstwerke, die Jahrzehnte das Bild einer Stadt prägen.
Wo kann man den Beruf erlernen?
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Ausbildungsbetriebe wie der von Annett Esbach eine Seltenheit geworden. Trotzdem hebt sich Quedlinburg als ein besonderer Standort hervor, insbesondere aufgrund seines Fokus' auf Denkmalschutz und der Vielzahl an Fachwerkhäusern – ein Paradies für Stuckateure. Obwohl es nicht mehr viele Stuckateur-Betriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt, sind die übrigen ständig auf der Suche nach Auszubildenden. Annett Esbach ermöglicht angehenden Auszubildenden zunächst Praktika, um herauszufinden, ob der Beruf nicht nur geeignet ist, sondern auch Spaß macht.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Ausbildungsdauer zum Stuckateur beträgt in der Regel drei Jahre, kann aber je nach individuellem Ausbildungsplan und Leistungen des Lehrlings variieren. Zugangsvoraussetzung sind der Hauptschulabschluss (Berufsreife), Realschulabschluss (Mittlere Reife), Abitur oder Fachabitur. Die praktische Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb statt, in dem angehende Stuckateure die wichtigsten Techniken und Arbeitsprozesse beigebracht bekommen. Dazu gehören Arbeiten mit Gips, Stuck, Mörtel, Trockenbau, Malerei und die Herstellung von dekorativen Elementen.
Parallel zur praktischen Ausbildung besuchen die Lehrlinge die Berufsschule. Dort werden die theoretischen Grundlagen des Stuckateurhandwerks, wie Baustoffkunde, Bauzeichnen, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz vermittelt. Heute ist die Ausbildung möglichst allgemein gehalten – spezialisiert wird sich erst in den beiden letzten Jahren, damit die Azubis handwerklich vielseitig unterwegs sein können.
Wie hoch ist das Gehalt während der Ausbildung?
Das Gehalt liegt bei beispielsweise 909 Euro brutto im ersten Lehrjahr, 1.215 Euro im zweiten Lehrjahr und 1.469 Euro im dritten Lehrjahr.
Wie viel verdient man als Stuckateur?
Im Jahr 2022 verdienten Stuckateure in Deutschland etwa 2.500 bis 3.500 Euro im Monat.
Kann ich mich weiterbilden?
Annett Esbach hat nach ihrer Ausbildung eine Weiterbildung zur Stuckateur-Meisterin gemacht. Das war für sie aber nur der erste Schritt: Im Anschluss hat sie eine Fortbildung als Restauratorin im Stuckateur-Handwerk abgeschlossen, in der sie ausgebildet wurde mit alten Handwerkstechniken Kulturgüter zu restaurieren. Erst als Restauratorin hat man dann auch die Möglichkeit, Kirchen und Schlösser für nachfolgende Generationen zu erhalten.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | "Fakt ist" - Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen im Handwerk | 11. September 2023 | 22:10 Uhr