Zwei junge Männer (Don Pablo Mulemba, links, und Hendrik Bolz, rechts im Bild) in schwarzer Kleidung, vor einem Plattenbau.
Die "Platte" hat den Reporter Don Pablo Mulemba (links) und den Autor und Rapper Hendrik Bolz (rechts) geprägt. Sie sind die Hosts des Podcasts "Springerstiefel – Fascho oder Punk?". Bildrechte: MDR/Moise Youmba

In der Audiothek Podcast über rechte Gewalt in Ostdeutschland: "Springerstiefel – Fascho oder Punk?"

09. April 2024, 15:58 Uhr

Die Mauer fällt und im Osten jubelt vor allem die junge Generation über die scheinbar grenzenlose Freiheit. Doch schnell kippt die Stimmung – und plötzlich wird es für einige Jugendliche "cool", Neonazi zu sein. Was folgt, sind Hass und rechte Gewalt. Hendrik Bolz und Don Pablo Mulemba begeben sich im MDR-Podcast "Springerstiefel – Fascho oder Punk?" auf eine extrem persönliche Spurensuche. Der Podcast ist in der ARD Audiothek zu hören und für den CIVIS Medienpreis nominiert.

Ostdeutschland in den Neunzigern: Jugendliche in Springerstiefeln dominieren die Straßen. Wer nicht in ihr rechtsextremes Weltbild passt, wird zur Zielscheibe der Gewalt. Im Doku-Podcast "Springerstiefel – Fascho oder Punk?" kehren Autor und Rapper Hendrik Bolz und Reporter Don Pablo Mulemba unter anderem in ihre Heimatstädte Stralsund und Eberswalde zurück. Dort treffen sie Menschen, die als Jugendliche ihren Weg im "Wilden Osten" finden mussten und Richtungen einschlugen, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

In fünf Folgen geht der Podcast der Frage nach, warum es damals für so viele Jugendliche "cool" war, Neonazi zu sein. Wie konnte rechte Gewalt zu einem ganz normalen Teil des Alltags werden? Welche Folgen hat das bis heute für die Menschen, die Betroffene dieser Gewalt wurden?

Die Hosts von "Springerstiefel – Fascho oder Punk?"

Hendrik Bolz, Jahrgang 1988, ist Autor des biografischen Buchs "Nullerjahre" über seine Plattenbaujugend in Stralsund und ein Teil des Rap-Duos Zugezogen Maskulin. Immer wieder beschäftigt er sich mit den extremen Umbrüchen der Wende, die ihn und seine Generation bis heute prägen. Die 90er durchlebte er als kleines Kind in einem Umfeld, in dem junge Neonazis allgegenwärtig und tonangebend waren. Für den Podcast "Springerstiefel" reist er nun in dieses Jahrzehnt zurück.

Don Pablo Mulemba, Jahrgang 1995, ist Reporter und in Eberswalde aufgewachsen. Als Sohn eines ehemaligen Vertragsarbeiters aus Angola und einer ostdeutschen Mutter hat er eine besondere Perspektive auf den Osten. Im Podcast will er gemeinsam mit seinen Eltern aufarbeiten, wie sie als Schwarze Familie die Explosion rechter Gewalt in den 90er-Jahren erlebt haben – und wie diese Erfahrungen ihr Leben und damit auch ihn selbst geprägt haben.

Zwei junge Männer (Don Pablo Mulemba und Hendrik Bolz) in schwarzer Kleidung, vor einem Plattenbau, einer hockt auf einem Stein, der andere steht daneben.
Don Pablo Mulemba (links) und Hendrik Bolz (rechts) erzählen im Podcast "Springerstiefel" aus ihrer Jugend. Bildrechte: MDR/Moise Youmba

Nominiert für den CIVIS Medienpreis

"Springerstiefel – Fascho oder Punk?" ist für den diesjährigen CIVIS Medienpreis nominiert, der am 27. Mai 2024 in Berlin verliehen wird. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: "Der Podcast bietet einen neuen Blick auf die verhältnismäßig wenig bekannte Geschichte der Vertragsarbeiter:innen in der DDR. Der Erzähler führt seine Eltern zu den Tatorten rassistischer Diskriminierung und Übergriffe. Er verwebt sehr geschickt Persönliches mit Politischem und ermöglicht es den Hörer:innen, dem Geschehen und den davon Betroffenen ganz nahe zu kommen."

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Oktober 2023 | 09:45 Uhr