Springerstiefel eines Rechtsextremisten, 2000
Aktuell gibt es viele informative Filme und Podcasts über rechte Gewalt in der ARD Mediathek und Audiothek. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Bernd Thissen

Streamingtipps Rechte Gewalt im Osten: Zehn informative Filme und Podcasts über Rechtsextremismus

24. Oktober 2023, 04:00 Uhr

Im Osten Deutschlands waren nach der Wende vielerorts Neonazis in den Straßen zu sehen. Bis heute ist rechte Gewalt ein Problem. Viele Filme und Podcasts widmen sich aktuell dem Thema Rechtsextremismus: Sei es eine persönliche Reportage über Betroffene von Rassismus in Magdeburg, eine Doku über Nazis und Punks in Thüringen nach 1989 oder eine investigative Recherche über Netzwerke des NSU im Erzgebirge. Hier sind zehn Empfehlungen zum Streamen in der ARD Mediathek und Audiothek:

FILME UND DOKUS IN DER ARD MEDIATHEK:

1. Neonazis und die Wende

Nach dem Fall der Berliner Mauer hatten drei Neonazis einen Plan: Die neu gewonnene Demokratie der Bundesrepublik zu stürzen und die NSDAP wiederzubeleben. Inmitten des politischen Chaos der Nachwendezeit ergriffen sie die Gelegenheit, die Rechtsradikalen aus Ost und West zu vereinen, und stärkten so ihre Bewegung. Der Film "Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende" fragt sich heute, ob die DDR indirekt den Weg für den gegenwärtigen Aufstieg rechter Kräfte ebnete. Die Perspektive der Neonazis zeigt, wie diese Zeitperiode den Grundstein legte für Strukturen und Netzwerke, deren Einfluss bis heute in Deutschland spürbar ist.

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"Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende"
Panorama | NDR
Länge: 30:29 Minuten

Ausgelassen feiern Ost und West an und auf der Berliner Mauer am Brandenburger Tor Silvester 1989 (31.12.89).
Die Doku "Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende" beleuchtet die Geschichte ostdeutscher Neonazis nach dem Mauerfall. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Wolfgang Kumm

2. Ausstieg aus dem Rechtsextremimus

Felix war tief in der Neonazi-Szene verstrickt – bis es ihm gelang, einen anderen Weg einzuschlagen. Heute setzt er auf politische Bildung, will damit aufklären und verhindern, dass auch andere dem Weltbild seiner ehemaligen Gruppe verfallen. Der Film "Plötzlich ist man wer: Neonazi! Ich und die Anderen" zeigt den schwierigen Ausstieg ehemaliger Neonazis aus der Szene und welche Opfer sie für ihr neues Leben bringen mussten.                              

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"Plötzlich ist man wer: Neonazi! Ich und die Anderen"
Planet Schule | SWR
Länge: 29 Minuten
Online bis: 8. November 2027

3. Kriminelle Neonazis in Sachsen

Über zwei Jahrzehnte hinweg terrorisierten Rechtsextreme die Bewohner der sächsischen Ortschaft Colditz. Einheimische, die sich den Extremisten entgegenstellten, erlebten Bedrohungen, Angriffe oder sahen sich zum Verlassen gezwungen. Im rechtsextremen Netzwerk rückt die Familie N. in den Fokus. Ihr vormaliges Holzgeschäft fungierte als Anlaufstelle für Neonazis. Trotz der Verhaftung von drei Familienmitgliedern, ist die Angst im Ort immer noch groß. Die Reportage "Gewalt, Drogen, teure Autos – Wie kriminelle Neonazis eine Kleinstadt in Sachsen im Griff haben" deckt ein rechtsextremes Netzwerk in der sächsischen Kleinstadt Colditz auf.

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"Gewalt, Drogen, teure Autos – Wie kriminelle Neonazis eine Kleinstadt in Sachsen im Griff haben"
exactly | MDR
Länge: 36:22 Minuten
Online bis: 7. August 2025

Gruppenfoto s/w
Die Reportage deckt ein rechtsextremes Netzwerk in der sächsischen Kleinstadt Colditz auf. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

4. Jugend in der Nachwendezeit

In der zweiteiligen Dokumentation "Generation Crash - Wir Ost-Millennials" wird das Erwachsenwerden in Ostdeutschland, während der 90er- und 2000er-Jahre beleuchtet – ein oft vernachlässigtes Kapitel der Nachwendezeit. Trotz ihrer nachhaltigen Prägung durch teils traumatische Erfahrungen, wie Kontakt zu denen, die rechte Parolen propagieren und Gewalt verherrlichen, fanden viele Ost-Millennials ihren Weg. Zu Wort kommen dabei Persönlichkeiten wie Autor Hendrik Bolz, Soziologin Katharina Warda, Rapper Andy Zirnstein, Regisseur Tucké Royale und Politologin Anna Stiede.

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"Generation Crash - Wir Ost-Millennials"
MDR DOK
Länge: 44 Minuten (Teil 1), 44:30 Minuten (Teil 2)
Online bis: 4. Juli 2024

Menschen aus der Dokumentation "Generation Crash".
In der Doku "Generation Crash" erzählt unter anderem die Soziologin Katharina Warda von ihren Rassismus-Erfahrungen in den Nachwendejahren. Bildrechte: MDR/Schulz & Wendelmann

5. Rassismus im Osten Deutschlands

Gegen welche Vorurteile man ankämpfen muss, wenn man als Schwarze Person im Osten geboren ist oder als Studenten oder Vertragsarbeiter in die DDR kam, berichten Manuel Rost, Juliana Luisa Gombe und Doreen Denstädt. Sie haben die "Baseballschlägerjahre" erlebt und den Rassismus aus dieser Zeit am eigenen Leib erfahren. Wie sie das Leben in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen heute wahrnehmen, erzählen sie im Film "Respekt! Deutsch. Schwarz. Erfolgreich.".

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"Respekt! Deutsch. Schwarz. Erfolgreich."
Nah dran | MDR
Länge: 29:48 Minuten
Online bis: 19. Oktober 2024

Juliana Luisa Gombe
Im Film "Respekt! Deutsch. Schwarz. Erfolgreich." berichtet Juliana Luisa Gombe, die in Magdeburg zu Hause ist, dass Rassismus Teil ihres Alltags ist. Bildrechte: MDR/Ared Hubert

6. Doc Martens – von Punk zu Mainstream

Docs gelten als Statussymbol – und das für Punks, Skins, Gothics oder für den Mainstream. Die Geschichte, wie der deutsche Klaus Maertens aus gesundheitlicher Not den Luftpolsterschuh erfindet und wie dieser schnell zum Hit aber auch zum Politikum wird, erklärt der Film "Doc Martens: Was dein Lieblingsschuh mit Krieg und Punk zu tun hat!".

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"Doc Martens: Was dein Lieblingsschuh mit Krieg und Punk zu tun hat!"
Say What | Funk
Länge: 7 Minuten

Springerstiefel eines Rechtsextremisten, 2000
Springerstiefel, früher bei Punks wie bei Neonazis beliebt, sind inzwischen im Mainstream angekommen. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Bernd Thissen

PODCASTS UND MEHR IN DER ARD AUDIOTHEK:

7. Rechte und linke Jugendliche nach 1989

In den 90er-Jahren dominieren Jugendliche in Springerstiefeln die Straßen. Wer nicht in ihr rechtsextremes Weltbild passt, wird zur Zielscheibe der Gewalt. Im Doku-Podcast "Springerstiefel – Fascho oder Punk?" kehren Autor und Rapper Hendrik Bolz sowie Reporter Don Pablo Mulemba in ihre Heimatstädte Stralsund und Eberswalde zurück. In fünf Folgen gehen sie der Frage nach, warum es damals für so viele Jugendliche "cool" war, Neonazi zu sein. Sie sprechen mit Gleichaltrigen darüber, wieso rechte Gewalt ein ganz normaler Teil des Alltags war und welche Folgen das bis heute für die Menschen hatte, die Betroffene dieser Gewalt wurden.

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"Springerstiefel – Fascho oder Punk?" 
EAST von MDR und rbb
Länge: Fünf Folgen á 44 Minuten

Zwei junge Männer (Don Pablo Mulemba und Hendrik Bolz) in schwarzer Kleidung, vor einem Plattenbau.
Im Podcast "Springerstiefel – Fascho oder Punk?" kehren Don Pablo Mulemba (links) und Hendrik Bolz (rechts) zurück in die "Baseballschlägerjahre". Bildrechte: MDR/Moise Youmba

8. NSU und Nazi-Netzwerke im Erzgebirge

Die Ermittlungen zum "Zwickauer Terrortrio" führten zu Verbindungen ins sächsische Erzgebirge, speziell nach Johanngeorgenstadt, von wo mindestens drei mutmaßliche Unterstützer stammen. Der Ort, bekannt als "Johannsibirsk", hat eine reiche Bergbaugeschichte und war ein Uranabbaugebiet für die Sowjetunion, was zum Abriss großer Teile seines historischen Zentrums in den 50er-Jahren führte. Nach der Friedlichen Revolution 1989 verlor die Stadt an der tschechischen Grenze massiv an Einwohnern. In dieser gedrückten Atmosphäre entstand in den 90er-Jahren eine radikalisierende rechtsextreme Jugendkultur. Die Journalisten Arndt Ginzel und Thomas Datt berichten in "Zum Beispiel Johanngeorgenstadt – Rekonstruktion eines rechtsradikalen Milieus" über den Ort und seine rechtsradikale Szene.

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"Zum Beispiel Johanngeorgenstadt – Rekonstruktion eines rechtsradikalen Milieus"
Feature von MDR KULTUR
Länge: 29 Minuten
Online bis: 6. Juli 2024

Blick auf die Mittelstadt in Johanngeorgenstadt
Die Spuren der Terrorzelle NSU führen bis nach Johanngeorgenstadt im Erzgebirge. Bildrechte: IMAGO / Robert Michael

9. Rassistische Angriffe in Hoyerswerda

In "30 Jahre nach Hoyerswerda: Selbstbesinnung und neue Ostalgie" ist MDR AKTUELL im Gespräch mit Zeithistoriker Patrice Poutrus und blickt auf die rassistisch motivierten Übergriffe von Neonazis in Hoyerswerda 1991 und die daraus entstandene Gewaltwelle.

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"30 Jahre nach Hoyerswerda: Selbstbesinnung und neue Ostalgie"
Das große Ganze | MDR AKTUELL
Länge: 42 Minuten

Ein mosambikanischer Vertragsarbeiter in seinem Wohnheimzimmer, im Hintergrund die eingeworfenen Fensterscheiben.
1991 kam es in der sächsischen Stadt Hoyerswerda zu rassistischen Ausschreitungen. Bildrechte: MDR/SW-Film/Gerd Fügert

10. Rap über Mauerfall und den Osten

Zugezogen Maskulins Grim 104 und Testo sind zu Gast im Podcast "Machiavelli – Rap und Politik". Es geht um den Mauerfall, darum, ob die Mauer auch in den Köpfen der Menschen wirklich gefallen ist und wo heute noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen existieren.

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"Der Mauerfall – mit Zugezogen Maskulin"
Cosmo | WDR
Länge: 78 Minuten

Grim104 und Testo sind Zugezogen Maskulin.
Die Rap-Crew Zugezogen Maskulin äußert sich immer wieder lautstark gegen Rechtsextremismus. Bildrechte: Marc Cantarella-Calvo

Redaktionelle Bearbeitung: em, vp

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Juli 2023 | 15:30 Uhr