Die fünf Jungs der Band Echt in ihrer Jugend auf einer Couch
Die Pop-Band Echt feierte in den Neunzigern riesige Erfolge. Die Doku "Echt - unsere Jugend" in der ARD Mediathek beleuchtet diese Zeit mit persönlichen Videoaufnahmen der Band. Bildrechte: SWR/Echt

Streaming-Tipps Tipps für die Mediathek: Die drei besten Dokus über die Neunziger

19. Januar 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir vier Dokus über die 90er-Jahre. Denn die Nineties sind zurück – in der Mode, in der Musik und auf Instagram. Ganz unterschiedliche Aspekte dieses Jahrzehnts nach der Wiedervereinigung beleuchten spannende Doku-Serien – unter anderem erzählt Kim Frank die ungewöhnliche Biografie seiner Band Echt und Viva-Moderatoren erinnern sich an den ersten Musikfernsehsender Deutschlands. Dass in den Neunzigern aber nicht alles nur bunt war, davon zeugt die Doku "Capital B" über die Nachwende-Zeit in Berlin.

Mit einem Klick direkt zu den besten Filmen in der Mediathek – unsere Tipps können Sie auch regelmäßig in Ihr Postfach bekommen: Hier anmelden und diesen Artikel kostenfrei als Newsletter erhalten.

Persönliche und ungewöhnliche Band-Biografie: "Echt – unsere Jugend"

Die Neunziger waren das Jahrzehnt der Boybands: Take That, Backstreet Boys, N*Sync und viele mehr. Die berühmteste Boyband aus Deutschland war Echt – und gar keine typische Boyband. Statt gecasteter Playback-Tänzer waren es fünf Schulfreunde, die ihre Instrumente selber spielen konnten und mit Hits wie "Du trägst keine Liebe in dir" und "Weinst du" tausende junge Mädchen zum Kreischen brachten.

Die fünf Jungs der Band Echt in ihrer Jugend auf einer Couch
Die fünf Jungs der Band Echt (in der Mitte Kim Frank), die in den 90er-Jahren vielen Mädchen den Kopf verdrehten. Bildrechte: SWR/Echt

Sänger Kim Frank hat nun einen sehr persönlichen Rückblick auf diese Zeit produziert. Dabei konnte er aus rund 240 Stunden Videomaterial schöpfen, das die Band selbst zu jeder möglichen Gelegenheit im Backstage, Tourbus oder Studio aufnahm. Man sieht Teenager, die rumalbern, die ihre ersten Erfahrungen mit Sex, Drugs und Rock 'n' Roll machen, die überfordert sind mit dem Ruhm, ihn aber am Anfang auch noch sehr unbefangen genießen können.

Das Besondere an dieser dreiteiligen Doku ist nicht nur, dass die Kamera immer sehr nah dran ist, sondern auch Kim Frank, der als Erzähler agiert. Trotz dieser dadurch sehr subjektiven Herangehensweise wird wenig geschönt und auch von Depressionen, Ängsten und Enttäuschungen erzählt. "Echt – unsere Jugend" ist somit auch für alle interessant, die mit der Musik von Echt nicht viel anfangen können, denn sie erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Jungs-Freundschaft.

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

"Echt – unsere Jugend"
Deutschland, 2023
Buch & Regie: Kim Frank
3 Folgen je ca. 60 Min.
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 22.11.2025

Die Geschichte des deutschen Musikfernsehens: "Die VIVA-Story – zu geil für diese Welt!" 

Dass Echt so groß wurden, lag auch an Viva. Und diesem ersten deutschen Musiksender widmet sich die dreiteilige Doku "Zu geil für diese Welt". Vor ziemlich genau 30 Jahren wurde Viva in Köln gegründet – und revolutionierte für eine Weile sowohl das Fernsehen für junge Menschen als auch das Musikbusiness. Anarchisch und unkonventionell hat der Sender begonnen, später wirkte er entscheidend daran mit, welche Songs in den deutschen Charts landeten, bevor er dann in den Tiefen der Klingeltonwerbung unterging.

Collien Ulmen-Fernandes steht mit einem Viva-Mikrofon auf einer Straße
Collien Ulmen-Fernandes, ehemalige VIVA-Moderatorin, führt durch den dritten Teil der Doku-Serie "Die VIVA-Story" Bildrechte: ARD Kultur/Florida Factual/Tom Ballschmieter

"Es war sehr weit weg von professionell", sagt Matthias Opdenhövel in der Doku über die Anfangszeit. "Das war ja kein Sterben, das war ein Siechen", beschreibt Klaas Heufer-Umlauf die letzten Jahre des Senders, der erst 2018 abgeschaltet wurde. Vorher hat er Moderatorinnen wie Heike Makatsch, Charlotte Roche und Oliver Pocher großgemacht und gerade in den Neunzigern das Lebensgefühl einer Spaß-orientierten Generation auf den Bildschirm gebracht. Die Doku erzählt das in kurzweiligen Episoden mit Interviewpartnern, die von Dieter Gorny bis H.P. Baxxter reichen. Und da es da echt viel zu erzählen gibt, hätte sie auch gerne noch länger gehen können.

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

"Die VIVA-Story – zu geil für diese Welt!"
Hosts: Collien Ulmen-Fernandes, Markus Kavka, Nilz Bokelberg
Regie: Thorsten Berrar
3 Folgen, je ca. 30 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 01.12.2028

Nach-Wende-Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: "Capital B – wem gehört Berlin?"

Die Neunziger waren aber nicht nur "Friede Freude Eierkuchen", wie es einem das Motto der Loveparade weismachen wollte. Von großen Visionen nach der Wiedervereinigung und ähnlich großen Enttäuschungen erzählt die Doku "Capital B – Wem gehört Berlin?", die zwar die Geschichte Berlins nach 1989 bis heute erzählt, aber damit auch viele Entwicklungen der zusammenwachsenden Republik.

Ein Trabi und ein Fahrradfahrer in Ost-Berlin
Ost-Berlin hat sich nach der Wende schnell verändert, wie die Doku "Capital B" zeigt. Bildrechte: rbb/Landesarchiv Berlin/arte

Wie leerstehende Häuser im Osten aufgekauft wurden, die heute für ein Vielfaches vermietet werden, wie riesige Prestige-Grundstücke an westdeutsche Investoren gingen oder wie regierende Politiker dem Größenwahn verfielen, erzählt die Doku genauso wie Anekdoten aus der Techno- und Hiphop-Szene, in der sich sowohl West- als auch Ostdeutsche zusammen taten und Freiräume für Subkulturen schufen, die recht bald der Kommerzialisierung zum Opfer fielen. Eine spannende Doku mit vielen tollen Talking Heads, die klar macht, wie Politik, Geschichte und Kultur zusammenhängen. 

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

"Capital B – wem gehört Berlin?"
Deutschland 2023
Regie: Florian Opitz
5 Folgen je ca. 50 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 01.10.2025

Über mich Ich bin Juliane Streich und arbeite als Kulturjournalistin für verschiedene Medien, unter anderem in der Onlineredaktion von MDR KULTUR und ttt. Der Guardian nannte mich mal "one of Europe's leading critics", außerdem gewann ich einen Pokal als "lustigste Reporterin Leipzigs". Zudem bin ich Herausgeberin der "these girls"-Buchreihe über feministische Musikgeschichte. In meiner Freizeit schaue ich am liebsten fern.

Mehr Streaming-Tipps für die Mediathek und Audiothek

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | unicato: Von MTV bis TikTok - Musikvideos im Wandel | 14. Dezember 2023 | 00:20 Uhr

Mehr MDR KULTUR