Mo 27.11. 2023 22:00Uhr 90:00 min

MDR KULTUR - Hörspiel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde

von Bettine von Arnim

Komplette Sendung

Bettina von Arnim (1785 - 1859), Freundin Goethes 84 min
Bildrechte: imago/United Archives
MDR KULTUR - Das Radio Mo, 27.11.2023 22:00 23:30
"Während ich beschäftigt war, diese Papiere für den Druck zu ordnen, hat man mich vielfältig bereden wollen, manches auszulassen oder anders zu wenden, weil es Anlass geben könne zu Missdeutungen", schreibt Bettine von Arnim 1835 im Vorwort ihres Buches und fährt darin fort: "Unter den vielen Ratgebern war nur einer, dessen Rat mir gefiel; er sagte: »Dies Buch ist für die Guten und nicht für die Bösen; nur böse Menschen können es übel ausdeuten, lassen Sie alles stehen, wie es ist, das gibt dem Buch seinen Wert, und Ihnen kann man auch nur Dank wissen, dass Sie das Zutrauen haben, man werde nicht missdeuten, was der gute Mensch nie missverstehen kann.« Dieser Rat leuchtete mir ein, er kam von dem Faktor der Buchdruckerei von Trowitzsch und Sohn, Herrn Klein, derselbe, der mir Druck und Papier besorgte, Orthographiefehler korrigierte, Komma und Punkt zurechtrückte und bei meinem wenigen Verstand in diesen Sachen viel Geduld bewies."

In ihren Hauptwerken brilliert Bettine von Arnim mit Schilderungen, die zu den schönsten in der deutschen Literatur gehören. Als Selbstinszenierung und Selbstentblößung kritisiert, gelten sie heute vielen als virtuoses Sprachkunstwerk, als Paradestück einer Autorin, die sich den männlichen Kollegen der schreibenden Zunft ihrer Zeit stolz zur Seite stellen durfte.

Bettine Brentano wurde am 4. April 1785 in Frankfurt am Main geboren. In jungen Mädchenjahren verlor sie wenige Jahre aufeinander folgend Mutter und Vater und wurde deshalb von ihrer Großmutter Sophie von Laroche erzogen, mit der Goethe in freundschaftlicher Verbindung stand und auch deren Tochter, Bettines Mutter Maximiliane, gut kannte. Angeblich fand die 21-jährige Bettine im Haus ihrer Großmutter Briefe, die Goethe in den Jahren 1772-1776 an sie geschrieben hatte. So erfährt sie, dass Goethe in ihre Mutter, die damals noch ein junges Mädchen war, verliebt gewesen sein soll. Die Zuneigung von Goethes Mutter, die ebenfalls in Frankfurt lebt, verstärkt die Bindung zum Hause Goethe und Bettine ist erpicht darauf, den Dichter persönlich kennen zu lernen.

Es kommt in den nächsten Jahren zu mehreren Begegnungen Bettines mit Goethe. Der Briefwechsel, den sie von nun an mit ihm führt - ja, sie führt ihn in erster Linie, denn er schreibt nicht gerade häufig zurück, und wenn dann doch eher zurückhaltend - dieser Briefwechsel wird später die Grundlage ihres ersten dichterischen Werkes bilden.

Zwei Jahre nach Goethes Tod, setzt sie den Sehnsüchten und Träumen ihrer Jugend ein literarisches Denkmal. Von den Zeitgenossen wurde ihr Buch teilweise euphorisch aufgenommen. Es trug ihr allerdings auch den Vorwurf ein, das Bild Goethes verfälscht zu haben, denn schließlich erlaubte sie sich eine starke Umformung und Neudichtung zahlreicher Briefe und ließ so die Korrespondenz beträchtlich ansteigen.

(83 Min.)
Mitwirkende
Regie: Steffen Moratz
Bearbeitung: Caren Pfeil
Produktion: MDR 2009
Darsteller
Mitwirkende:
Marlies Reusche - Elisabeth Goethe, geborene Textor, die Mutter von
Chris Pichler - Bettine
Jürgen Hentsch - Goethe

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