NÄCHSTE GENERATION Mehr als Tracht und Tradition: Das ist sorbische Subkultur

01. Juli 2023, 00:00 Uhr

Sorbische Kultur – da denkt man an Bräuche wie filigran bemalte Ostereier oder die Osterreiter. Dabei kann sorbische Kunst und Kultur ganz anders sein: jung, urban und zeitgenössisch. Sorbisch zählt laut UNESCO zu den bedrohten Sprachen. Wie kann sorbische Kultur weiterleben? Was bedeutet es, 2023 Sorbin zu sein?
"Uns haben die sorbischen Rapperinnen in den Konzerten gefehlt. Uns haben die sorbischen DJs gefehlt", sagt Hella Stoletzki vom Kolektiw Wakuum. Mit Musik- und Filmfestivals, Ausstellungen oder Konzerten wollen sie sorbische Subkultur in und über die Lausitz hinaus bekannter machen.

Maja Schramm und Hella Stoletzki vom sorbischen Kolektiw Wakuum stehen vor dem Leipziger Hitness Club 7 min
Bildrechte: MDR/Tim Terborg

Über das Format NÄCHSTE GENERATION:

In unserem Format MDR KULTUR – NÄCHSTE GENERATION stellen wir junge Künstlerinnen und Künstler vor, die unsere Gesellschaft kritisch in den Blick nehmen, Debatten anregen und gleichzeitig Ideen für die Zukunft entwerfen wollen. Jeden zweiten Montag, stellen wir diese Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor – die Themen reichen von der Frage, ob es okay ist, das Elternsein zu bereuen, ob die 40-Stunden-Woche noch angemessen ist, bis hin zu Klimaschutzfragen oder Patriotismuskritik.

Junge sorbische Kunst

Wie ist es, wenn es für die eigene Identität keinen Pass gibt? Vor allem, wenn die eigene Sprache und Kultur im Alltag nur selten zu sehen oder zu hören ist? Das fragen sich auch junge Sorbinnen und Sorben, deren Kultur und Bräuche besonders an Feiertagen wie Ostern sichtbar werden, im ganz normalen Alltagsleben vieler junger Menschen aber fehlen. Aus dem Gefühl eines Vakuums heraus haben junge Kulturschaffende das "Kolektiw Wakuum" gegründet. "Weil es eine Lücke gab an sorbischer Kultur und wir einfach unglaublich Lust hatten, das selbst in die Hand zu nehmen", sagt Hella Stoletzki. Die 26-jährige stammt aus der Niederlausitz und studiert heute in Leipzig. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des Kollektivs. Mit Musik- und Filmfestivals, Ausstellungen oder Konzerten wollen sie sorbischer Subkultur in und über die Lausitz hinaus bekannter machen.

Uns haben die sorbischen Rapperinnen in den Konzerten gefehlt. Uns haben die sorbischen DJs hinter den Turntables gefehlt, einfach Leute, die auch das Sorbische repräsentieren und damit auch Identifikationspunkte schaffen.

Hella Stoletzki, Mitglied im "Kolektiw Wakuum"

Das Kolektiw Wakuum

Im vergangenen Jahr tourte das Kollektiv zusammen mit weiteren Künstlern einer walisischen Minderheit durch Clubs und Scheunen in der Lausitz. Derzeit arbeitet die Gruppe an einem rein sorbischen Fernseh-Programm "Serbski Telewizor". Die Inhalte erinnern an ihre frühe Kindheit, poppige Musikvideos wie in den Neunzigern, eine Aerobic-Sendung und eine Koch-Show. Bei der Mischung des Programms ist es Ihnen besonders wichtig, dass beide sorbischen Sprachen, Ober- und Niedersorbisch, gleichberechtigt vorkommen. Denn auch darauf wollen sie aufmerksam machen, dass die sorbische Sprache von der UNESCO als bedrohte eingestuft ist. Sie hoffen, dass sich in Zukunft noch mehr sorbische Kollektive gründen und dass man das sorbische Leben lebt und nicht mehr danach suchen muss.

(Redaktionelle Bearbeitung: Hanna Romanowsky)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. März 2023 | 07:40 Uhr

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