Interview mit Meteorologin Michaela Koschak Klimawandel und Garten: "Wir müssen Richtung Mittelmeer gucken"

18. November 2018, 08:30 Uhr

Der Klimawandel geht an unseren Gärten nicht spurlos vorüber, im Gegenteil: Trockene, warme Sommer und milde Winter stehen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Zukunft häufiger bevor. Darauf sollten sich Gartenbesitzer und Balkongärtner einstellen, sagt die Meteorologin und MDR-Moderatorin Michaela Koschak im Interview mit dem MDR Garten.

Monatelange Trockenheit und Hitze haben den vergangenen Sommer geprägt. Steht uns das in Zukunft häufiger bevor?

Das war schon ein außergewöhnlicher Sommer, vergleichbar mit dem im Jahr 2003. Beide könnte man als Jahrhundertsommer bezeichnen. Das gibt es nicht allzu oft. Aber insgesamt ist nicht von der Hand zu weisen: Der Klimawandel ist da. Es wird wärmer in der Atmosphäre, und das bedeutet auch, dass die Sommer und die Winter bei uns wärmer werden. Wir müssen uns auf allgemein höhere Temperaturen in Deutschland einstellen.

Was bedeutet das für unsere Gärten?

Unsere Pflanzen werden weiter nach Norden wandern, wo es kühler und feuchter ist. Wir müssen da in Zukunft schon Richtung Mittelmeer gucken und Arten zu finden versuchen, die mehr Trockenheit, mehr Wärme und mehr Sonne vertragen. In den Wintern kann es dagegen etwas feuchter werden, das heißt die Pflanzen müssten dann auch mit eher lehmigen Böden zurechtkommen. Es ist außerdem mit mehr und neuen Schädlingen zu rechnen, die zu uns kommen.

Das heißt, wir müssen noch stärker umdenken?

Äpfel, Gewinner des Klimawandel 2 min
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Ja. Land- und Waldwirtschaft, aber auch die Gartencenter stellen sich bereits darauf ein. Man ist es nur einfach noch nicht gewohnt, gezielt nach Pflanzen zu gucken, die zu den Klimaveränderungen passen. Die zum Beispiel nicht extrem viel Frost vertragen. Ich persönlich habe meine Topfpflanzen in den vergangenen Jahren nicht mehr dick eingepackt. Die Winter sind bei uns allgemein nicht mehr so knackig und hart. Die Sommer dagegen werden mehr Trockenheit bringen. Mit Hortensie oder Rhododendron, die sehr viel Feuchtigkeit brauchen, ist man da künftig nicht so gut bedient. Rosen als Tiefwurzler dagegen können bei Trockenheit auch noch Wasser aus tieferen Erdschichten abzapfen.

Werden bisher bekannte Wetterphänomene wie die Eisheiligen Mitte Mai künftig ausbleiben?

Das lässt sich noch nicht sagen. Manche Bauernregeln stimmen noch immer, aber andere nicht mehr, zumal es regionale Unterschieden gibt.

Was können wir im Garten und auch im Alltag tun, um das Klima schützen zu helfen?

Im Alltag lässt sich viel fürs Klima tun: beim Autofahren Fahrgemeinschaften bilden, Nahverkehr und Bahn benutzen. Im Garten eher Pflanzen anbauen, die nicht so häufig gegossen werden müssen. Regional und saisonal kochen und essen, um lange Transportwege für Nahrungsmittel zu vermeiden. Oder in neue, sparsame und effiziente Modelle bei Haushaltsgeräten investieren. Da kann man schon eine Menge tun.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 18. November 2018 | 08:30 Uhr