Rundgang Die Landesgartenschau in Torgau: Mehr als nur schöne Blumen
Hauptinhalt
24. Juni 2022, 12:11 Uhr
Prächtige Beete gibt es in Torgau zu sehen. Aber der eigentliche Gewinn dieser Landesgartenschau liegt in der Aufwertung des außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Areals zwischen Stadtpark und Elbe. Vieles davon wird auch über die Dauer der Schau hinaus erhalten bleiben.
Die seit Wochen anhaltende Trockenheit macht auch den Gärtnern der 9. sächsischen Landesgartenschau in Torgau zu schaffen. So viel Wasser wie nötig wäre, um alles grasgrün zu halten, kann man auf dem insgesamt 24 Hektar großen Gelände gar nicht aufbringen.
Doch ist es auch gar nicht primär das Ziel der unter dem Motto "Natur - Mensch - Geschichte" stehenden Schau, gärtnerische Illusionswelten in großem Maßstab aufzufahren. Vielmehr steht das Gärtnern im Einklang mit der Natur im Vordergrund. Und das bedeutet in Mitteldeutschland nun einmal im zunehmenden Ausmaß: Anpassung an Dürre und Hitze.
Und so gibt es etliche Schaubeete mit trockenheitsverträglichen Pflanzen, zahlreiche Blühwiesen und vor allem die sanfte Aufwertung des Glacis genannten Stadtparkes.
Ein Park für den Großen Eichenbock
Der ungewöhnliche Name für den Torgauer Stadtpark - vom französischen Wort für Abhang, gesprochen [ɡlaˈsiː] - ist eine militärische Bezeichnung für das einer Festung vorgelagerte Gelände. Schließlich wurde Torgau zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Festung ausgebaut.
Das Torgauer Glacis erstreckt sich zwischen dem frisch renovierten Bahnhof und der Innenstadt und nimmt einen Großteil der Fläche der Landesgartenschau ein. Bemerkenswert ist vor allem der alte Baumbestand und der hohe Totholzanteil des Parkes. Die Eichen des Parks bieten unter anderem dem sehr seltenen Heldbock-Käfer, auch Großer Eichenbock genannt, wertvollen Lebensraum. Das Torgauer Elbtal zählt zu den letzten Hauptverbreitungsgebieten dieser großen Hirschkäferart.
Kranichspielplatz als Highlight im Stadtpark
"Bei der Neugestaltung des Glacis haben wir uns an die Naturschutzauflagen gehalten", sagt Kerstin Schneider, Landschaftsarchitektin und Mitarbeiterin im Team der Landesgartenschau Torgau gGmbH. Und so findet man im Park weniger Blumenrabatten als schattige Wege. Am großen Teich wurde der Ornis-Steg angelegt, von dem aus man die Vogelwelt gut beobachten kann. Außerdem wurde in neue Beleuchtung und in zahlreiche Baumpflanzungen investiert.
Höhepunkt sind aber die zwei neuen Spielplätze am Teich, allen voran der große Kranichspielplatz kurz hinter dem Eingang vom Bahnhof. Die zehn Meter hohe Holzkonstruktion in Form eines Kranichs, eine Spezialanfertigung eines Spielgeräteherstellers aus dem Emsland, ragt weit über das Glacis hinaus. Den Schwanz bildet eine Rutsche aus Edelstahl. Aber auch ein großer hölzerner Biber bietet Gelegenheit zum Klettern und Verstecken.
Skaterpark und Deichgucker
Spiel und Sport gibt es aber auch noch an anderer Stelle der Landesgartenschau. Im sogenannten "jungen Garten" gibt es einen Skaterpark, diverse Fitnessgeräte und einen großen Kletterturm mit Rutsche. "Vor der Landesgartenschau gab es ein Bürgerbeteiligungsverfahren und ein solches Freizeitangebot stand weit oben auf der Wunschliste der Torgauer", so Kerstin Schneider.
Vom Sportplatz ist es nicht weit zur Elbe. Dort steht der "Deichgucker", ein Aussichtsturm, von dem aus der Blick weit über die Elbelandschaft schweift. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die "Torgauer Arche", ein Minizoo mit bedrohten Haustierrassen.
Auch Arche, Deichgucker und Sportplatz werden nach dem Gartenevent bestehen bleiben. Wie oft bei Landes- und Bundesgartenschauen üblich wurden auch in Torgau mit den über 22 Millionen Euro Fördergeld langfristige Stadtentwicklungsprojekte vorangetrieben.
Schaugärten auf ehemaligem Schlachthof
"Die insgesamt rund 4.000 Quadratmeter Wechselflorfläche werden wir in dieser Form voraussichtlich nicht erhalten können“, sagt Kerstin Schneider. Sie befinden sich vor allem in den Schaugärten am Konzertplatz auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtzentrum liegt. Dort werden mit Blumenschauen und aufwendig bepflanzten Beeten die klassischen Erwartungen an eine Gartenschau bedient.
Die Besucherresonanz fällt bislang überwiegend positiv aus, so Kerstin Schneider: "Mitte Juni lagen wir bei 175.000 Besuchern, bis zum 9. Oktober sollen es 400.000 werden." Besonders freut die Landschaftsarchitektin, dass die Schau offenbar auch bei vielen Torgauern und Torgauerinnen gut ankommt: "Insbesondere die neuen Freizeitangebote werden rege von den Dauerkartenbesitzern genutzt."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 26. Juni 2022 | 08:30 Uhr