Mann schaufelt Kompost von Hänger auf Schubkarre
Kleingärtner Jörg Heiß hat einen Anhänger voll Fertigkompost gekauft, da er selbst nicht genügend Gärtnergold produzieren kann. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Bodenverbesserung im Garten Kompost kaufen oder selber kompostieren: Vor- und Nachteile

21. April 2019, 08:30 Uhr

Ganz klar, wenn Sie Platz genug haben, sollten Sie in Ihrem Garten einen Komposthaufen anlegen. Doch was, wenn das selbstgemachte Gärtnergold nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken? Kaufen ist eine Möglichkeit. Der Fertigkompost hat Vor-, aber auch Nachteile.

In manchen Gärten fällt nur wenig Kompost am

Kompost lockert den Boden auf, liefert Humus und Nährstoffe für die Pflanzen. Doch in manchen Gärten fällt zu wenig Grünschnitt, Laub und Küchenabfall an. So geht es auch Kleingärtner Jörg Heiß: Er hat zwar ein größeres Grundstück am Stadtrand von Weimar gepachtet, aber mit ungünstigem Boden in Hanglage. Er muss seine Beete düngen und mit Humus anreichern, ohne Bodenverbesserung geht es nicht. Gleichzeitig kann er keine Küchenabfälle auf dem Kompost entsorgen, da der Kleingarten nicht direkt am Haus liegt. Und dann sind da noch zwei Hochbeete, die viel Erde und Kompost "schlucken".

Fertiger Kompost für 17 bis 20 Euro pro Tonne

Viel Garten, wenig Kompost: Eine naheliegende Lösung ist, Kompost oder fertig gemischte Komposterde zu kaufen.

Schubkarre mit Mischung aus Erde und Kompost
Die Mischung in der Schubkarre besteht aus Erde und Fertigkompost. Mit dieser Komposterde können Hochbeete aufgefüllt werden. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Im Gartenmarkt sind diese Produkte verhältnismäßig teuer, günstiger zu haben sind bodenverbessernde Mittel direkt in der Kompostieranlage. Kleingärtner Jörg Heiß hat dort für 500 Kilogramm zertifizierten Kompost knapp 10 Euro bezahlt. Je nach Anbieter, zum Beispiel städtische oder kreiseigene Kompostierwerke, kostet eine Tonne Kompost zwischen 17 und 20 Euro. Mit dem Kompost möchte Jörg die Fruchtbarkeit der Beete fördern. Gekauft hat er außerdem eine Mischung aus gedämpftem Oberboden und Kompost, die so genannte Komposterde. Preis in der Kompostieranlage: 6 Euro für 500 Kilogramm. Gartenexperte Martin Krumbein rät, mit dieser Mischung die Hochbeete aufzufüllen. "Die Komposterde speichert Wasser und Nährstoffe besser als reiner Kompost", sagt der Fachbereichsleiter für Gemüsebau an der Erfurter Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau.

Die Herren Heiß und Krumbein bestücken Aussaatschälchen mit Samen. 5 min
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Hobbygärtner Jörg will sich die Pflege seines Kleingartens erleichtern und hat Fertigkompost gekauft. Was Gemüsebau-Experte Martin Krumbein dazu sagt, sehen Sie hier. Und die beiden säen Sibirischen Kohl aus.

So 21.04.2019 08:30Uhr 05:11 min

https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/video-fruehling-kleingarten-kompost-kohl-topinambur100.html

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Video
Vor- und Nachteile: Selbstgemachter und gekaufter Kompost
Selbstgemachter Kompost Gekaufter Kompost
Reicht in manchen Gärten nicht aus, um den Bedarf zu decken - vor allem bei ungünstigem Boden und großer Anbaufläche Kann in gewünschter Menge in Kompostieranlagen zu verhältnismäßig günstigen Preisen gekauft werden
Kompostierung erfordert Wissen, Sorgfalt und Erfahrung Fertiger Kompost mit Gütesiegel wird in einer bestimmten Qualität abgegeben
Gewisser Arbeitsaufwand fürs Anlegen, Pflegen, Umsetzen und Sieben nötig Geringer Arbeitsaufwand, für die Abholung muss gegebenenfalls ein Hänger fürs Auto geliehen werden
Genaue Zusammensetzung an düngenden Nährstoffen und eventuellen Schadstoffen nicht bekannt Wird regelmäßig auf die Zusammensetzung, Salz- und Nährstoffgehalt sowie Schadstoffe wie Schwermetalle hin untersucht, die Analyseergebnisse können eingesehen werden
Enthält bei sorgfältiger Kompostierung (fast) keine Kunststoff-Bestandteile Enthält wegen der industriellen Kompostierung in der Regel Mikroplastik

Mikroplastik als Problem im Fertigkompost

Mikroplastik in gekauftem Kompost
Schwer zu erkennen, aber doch im Kompost enthalten: kleine Kunststoff-Stückchen, die zu Mikroplastik zerfallen können. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Kleingärtner Jörg Heiß ist verunsichert: Beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass der gekaufte Fertigkompost aus der Anlage kleine Plastikstückchen enthält. In dem Analyseblatt, das er auf Anfrage in der Kompostieranlage bekommen hat, steht nichts zur Belastung mit Mikroplastik. Den Betreibern der Anlagen und der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) ist das Problem aber bekannt. Daher gelten Grenzwerte: Auf einen Liter frischen Kompost dürfen höchstens 15 Quadratzentimeter an Plastikstückchen kommen. Wer Kompost mit einem Gütezertifikat der BGK verkaufen will, muss diesen Flächenwert einhalten.

Jörg Heiß und Gemüse-Experte Martin Krumbein
Kleingärtner Jörg Heiß (links) bekommt Rat vom Fachbereichsleiter Gemüsebau an der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau in Erfurt, Martin Krumbein (rechts). Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Trotzdem fragt sich Jörg: "Will ich wirklich Mikroplastik auf meinen Beeten haben?" Das häufig verwendete Verpackungsmaterial Polyethylen und andere Kunststoffe beeinflussen den Boden und die Kleinstlebewesen darin, wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben. Doch die Forschung steht noch am Anfang, wie Martin Krumbein berichtet: "Wir wissen, dass Mikroplastik im Boden und im Wasser ist, aber welche Auswirkungen das auf den Garten und die Nahrung hat, muss noch erforscht werden". Kleingärtner wie Jörg Heiß müssen daher selbst entscheiden, ob sie mit Plastik belasteten Kompost im Garten verwenden.

Ich plädiere für die eigene Kompostierung, denn dabei können Sie sich auf Ihre Sorgfalt verlassen.

Martin Krumbein, Fachbereichsleiter Gemüsebau an der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau in Erfurt

Gedämpfter Mutterboden: Was ist das? Auf größeren Baustellen wird häufig tonnenweise Erde ausgehoben und weggefahren. Dieser Oberboden ist so wertvoll, dass er wieder verkauft werden kann. Damit er keine Samen von Wildkräutern und Krankheitserreger enthält, wird er gedämpft. Dämpfen bedeutet die Behandlung mit 65 bis 70 Grad heißem Dampf, der Keime, Pilzsporen und unerwünschte Wildkräuter oder deren Samen abtötet. Erhältlich ist der Boden auch unter dem Begriff Muttererde, da er fruchtbar ist und beim Anlegen von Gärten und Beeten zum Einsatz kommt. In Kompostieranlagen, bei Stadtwerken und auf Wertstoffhöfen gibt es solche Erde und Mischungen, die zusätzlich Kompost enthalten.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. April 2019 | 08:30 Uhr