Eva Szepesi spricht zum Holocaust-Gedenktag im Plenum des Deutschen Bundestages. Berlin, 31.01.2024.
Die Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi hat am Mittwoch im Bundestag eine Rede gehalten. Bildrechte: IMAGO/photothek

Holocaust-Gedenken Bundestag gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

31. Januar 2024, 12:45 Uhr

Anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat der Bundestag am Mittwoch der Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Es gab unter anderem eine Rede der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi. Bärbel Bas rief dazu auf, Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.

Der Bundestag gedenkt am Mittwoch der Opfer des Nationalsozialismus. Parlamentspräsidentin Bärbel Bas hat mit einer Rede die Gedenkstunde eröffnet. Sie rief dazu auf, Hass und Menschenfeindlichkeit, insbesondere auch Antisemitismus entgegenzutreten. "Judenhass ist kein Problem nur der Vergangenheit. Antisemitismus ist ein Problem der Gegenwart", sagte Bas. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober seien hierzulande über 2.000 antisemitische Straftaten begangen worden. "Dieser Ausbruch des Antisemitismus ist eine Schande für unser Land", sagte die SPD-Politikerin.

Danach gab es Ansprachen der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, die als Zwölfjährige aus dem Vernichtungslager befreit wurde sowie des Sportjournalisten Marcel Reif. Reifs Vater war ein polnischer Jude, der während des Krieges nur knapp der Shoah entkommen konnte. Enge Familienmitglieder Szepesis und Reifs wurden damals getötet. Die Gedenkstunde soll im Zeichen einer "generationenübergreifenden Aufarbeitung des Holocausts" stehen, hieß es.

Eva Szepesi hat die deutsche Gesellschaft in ihrer Rede eindringlich dazu aufgefordert, Hass und Vorurteile gegenüber Gruppen von Menschen nicht gleichgültig hinzunehmen. „Die Schoah begann nicht mit Auschwitz. Sie begann mit Worten und sie begann mit dem Schweigen und dem Wegschauen der Gesellschaft", sagte Szepesi. Szepesi beklagte ein "lautes Schweigen der Mitte der Gesellschaft".

An der Gedenkstunde im Bundestag nehmen außerdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth und Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) teil. Vorgesehen sind auch eine Podiumsdiskussion mit Jugendlichen sowie eine Ausstellung zu sogenannten Kindertransporten nach Großbritannien.

Wachsende Bedrohung von Rechtsextremisten

Die Beauftragten des Bundes für Minderheitenschutz und gegen Rassismus haben den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zum Anlass für eine kritische Bestandsaufnahme genommen. In einer gemeinsamen Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es: "Wenn wir heute der Millionen Opfer des Nationalsozialismus gedenken, dann tun wir dies in einer Zeit, in der Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst um ihre Sicherheit haben müssen. Wir tun es in einer Zeit, in der sich unzählige Menschen durch rechtsextremistische Vertreibungspläne existenziell bedroht fühlen."

Gemeinsam haben sie den verschiedenen Opfergruppen des Nationalsozialismus gedacht. Sie legten in Berlin Kränze unter anderem an den Denkmälern für die ermordeten Sinti und Roma, für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen und für die von Nazis getöteten Menschen mit Behinderungen nieder.

Anlass der Veranstaltung ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. An diesem Datum hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des Lagers im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Jüdinnen und Juden. Die Gedenkstunde des Bundestages findet traditionell rund um den Jahrestag statt.

AFP/dpa/MDR/epd (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. Januar 2024 | 09:05 Uhr

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