Unkrautvernichter Wie leicht illegale Pestizide online gekauft werden können

23. September 2020, 11:00 Uhr

Das Geschäft mit illegalen Pestiziden boomt. Die Mittel sind verboten, weil sie stark gesundheits- oder umweltschädlich sind. Doch im Internet werden die Präparate trotzdem angeboten.

Vor allem Kleingärtner setzen auf die chemische Keule: gegen Ameisen, Blattläuse oder Unkraut. Einige Mittel sind stark gesundheitsschädlich und deshalb verboten. Doch das Geschäft mit illegalen Pestiziden boomt. Die europäische Kommission schätzt, dass die Hintermänner damit rund 120 Millionen Euro jährlich verdienen – allein in Deutschland.

Mit illegalen Pestiziden wird auch Online gehandelt. Auf Seiten wie "Landhandel Polen" oder "Polenmarkt" kann so etwa das verbotene "Bi 58" bestellt werden. Das Mittel mit dem Wirkstoff Dimethoat steht im Verdacht krebserregend zu sein. Vergangenes Jahr beschloss die EU ein Verbot. Weder in Deutschland noch in Polen dürfte dieses Insektizid verkauft werden. 

Unkrautvernichter können einfach so bestellt werden

Den glyphosathaltigen Unkrautvernichter "Roundup Flex" dürfen in Deutschland nur Profianwender kaufen. Dafür müssen sie einen Sachkundenachweis vorlegen. Auf den beiden Internet-Seiten wird darauf verzichtet und sogar damit geworben. Eine Testbestellung zeigt: Das Paket trifft nach wenigen Tagen ein. Es ist unauffällig verpackt.

Deutsche und polnische Ermittlungsbehörden sind den Internethändlern auf der Spur, theoretisch drohen ihnen bis zu drei Jahre Gefängnis. Nach Recherchen von MDR exakt werden beide Seiten von denselben Personen betrieben. Zudem zeigt sich, dass die im Impressum von "Landhandel Polen" angegebene Adresse nicht existiert – zumindest nicht in Form eines Hauses, sondern nur als Briefkasten. Am Telefon konfrontiert ein MDR exakt-Reporter einen Betreiber. "Wir gehen davon aus, dass die Kunden den Sachkundenachweis haben", antwortet Miroslaw K. Einer Überprüfung unterzieht er seine Kunden nicht.  

Bewusstes Umgehen der Gesetze

Ein weiterer Blick auf die Internetseiten zeigt: Ein Foto soll den Verkaufsmarkt in Polen zeigen. Die Bildrückwärtssuche offenbart: Die Aufnahme ist geklaut und zeigt in Wirklichkeit einen Agrarhandel aus Bayern. Auch die Bilder der angeblichen Mitarbeiter findet MDR exakt im Netz in einem ganz anderen Zusammenhang.

"Der Mensch oder die Personen, die diese Seite entworfen haben, umgehen ganz bewusst das deutsche und europäische Regelwerk", sagt Nils Kurlemann vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Er kennt diesen illegalen Versandhandel und steht den Ermittlungsbehörden fachlich zur Seite. "Sie legen eine hohe kriminelle Energie an den Tag, um ihre Spuren zu verwischen. Und damit kann man klar kennen, dass wir es hier mit organisierter Kriminalität zu tun haben."

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | exakt | 23. September 2020 | 20:15 Uhr

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