Förderung für Strukturwandel Gescheiterte Bewerber für Großforschungszentren suchen nach Alternativen
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07. März 2023, 13:48 Uhr
In Delitzsch und der Lausitz finanziert der Bund zwei Großforschungszentren. Damit sollen die Regionen entschädigt werden, die vom Kohleausstieg betroffen sind. Aber auch Leipzig oder Dresden bewarben sich um die Förderung. Doch: Ein Zentrum für Weltraumressourcen, ein Medizin-Zentrum im Kampf gegen Krebs oder ein Zentrum für Nachhaltiges Bauen wird es wohl nicht geben. Die Wissenschaftler sind enttäuscht und schauen nun nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten.
- Carsten Drebenstedt wollte mit einem Europäischen Institut für Weltraumressourcen autarke Weltraum-Stationen entwickeln.
- In Leipzig sollte ein Zentrum für Innovation in der Medizin entstehen. Jens Meiler gibt sich trotz der gescheiterten Bewerbung optimistisch.
- Rolf Altenburger wollte zur Anpassung an den Klimawandel forschen.
Ziegel aus Mondstaub oder ganze Gebäude aus Mars-Gestein. Carsten Drebenstedt hatte die vielleicht kühnsten Ideen beim Wettbewerb um ein Großforschungszentrum. Der Professor wollte in der Lausitz ein Europäisches Institut für Weltraumressourcen gründen. Es sollte autarke Weltraum-Stationen entwickeln und so den Erdenbürgern zeigen, was an Anpassung in Extremlagen möglich ist.
Trotz der gescheiterten Bewerbung arbeitet Drebenstedt weiter an solchen Ideen: "Es bleibt ein weltweit einzigartiges Netzwerk aus Wissenschaftlern und Industrieunternehmen. Mit denen wollen wir im Rahmen der Möglichkeiten, die andere Förderprogramme bieten, dieses Thema weiterentwickeln. Wir haben gerade ein Forschungsprojekt beantragt, was deutlich kleiner ist. Das heißt: Die Flamme lodert und wir machen weiter."
Leipzig: Auch mögliches Medizin-Zentrum scheitert
Auch Jens Meiler will weitermachen. Der Professor an der Universität Leipzig wollte ein Zentrum für Innovation in der Medizin aufbauen. Es sollte Verfahren entwickeln, die mit künstlicher Intelligenz große Datenmengen auswerten und so neue Behandlungsmethoden finden, zum Beispiel gegen Krebs. Meiler sagt, ein Großforschungszentrum hätte dafür jährlich 170 Millionen Euro erhalten. Nun suche er nach geringeren Summen – für Teilprojekte.
"Die Ideen sind aufgeschrieben. Wir können es jetzt natürlich nicht aus einem Guss umsetzen, so wie das in einem Großforschungszentrum möglich gewesen wäre. Andererseits wissen wir auch, dass über die nächsten Jahre der Freistaat Sachsen und der Bund viele Milliarden in Forschung investieren werden, sodass es dort also weitere Möglichkeiten gibt, sich mit Teilen dieses Antrages um diese Forschungsgelder zu bewerben", erklärt der Professor.
Dresden: Zentrum für Nachhaltiges Bauen erhält ebenfalls Absage
Auch Manfred Curbach sucht nach Wegen, Teile seiner Bewerbung zu retten. Der Dresdner Professor wollte ein Zentrum für nachhaltiges Bauen gründen. Wenn alternative Finanzierungen stehen, würde er auch ein Interview geben, schreibt Curbach. An der Absage fürs Großforschungszentrum habe er noch zu knabbern.
Grimma wird keine Schwammstadt
Rolf Altenburger hat sich mit der Niederlage abgefunden. Der Leiter des Umweltforschungszentrums in Leipzig wollte mit Partnern unter anderem zur Anpassung an den Klimawandel forschen. Altenburger hat nun ein Auge auf das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung geworfen.
Die ganz großen Visionen lassen sich damit aber nicht umsetzen. "Beispielsweise in Grimma: Es war geplant, aus Grimma eine Schwammstadt zu machen und dabei zu lernen, wie man Wasser in der Stadt als Extremregenereignis und Normalregenereignis zurückhalten und im Sommer für die Bewässerung von Bäumen nutzen kann. Sowas können wir nicht aus üblichen Forschungsmitteln oder Projektmitteln bewirken", sagt Altenburger.
Aber man könne kleine Projekte weiterentwickeln, wie zum Beispiel den Dürre-Monitor des Umweltforschungszentrums, sagt Altenburger. Der Wissenschaftler glaubt, dass es eines Tages doch noch ein europäisches Großforschungszentrum für Klimaanpassung und Innovation geben werde. Nur eben nicht im mitteldeutschen Revier, sondern wahrscheinlich woanders.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. März 2023 | 06:00 Uhr
Wagner am 07.03.2023
Das Problem trifft nicht nur die Lausitz wie altrocker beschreibt,ist zu großen Teilen in Mitteldeutschland und darüber hinaus präsent. Ursache: man kann nicht alles oder vieles auf Basis von öffentlichen Finanzierungen gestalten. Da sist ein Irrweg.Ganz klein wird das ja auch von der Regierung berichtet:Meseberg gestern : die Finanzpolitik soll sich normalisieren.Was heisst das? Extensive Ausgabenpolitik wird aufhören,sonst ist der Staat pleite.Das hat natürlich die beschriebenen Konsequenzen. Tal der Ahnungslosen würde ich nicht sagen .Eher sind wir Wissende,weil unsere Kenntnis der Vergangenheit uns intuitiv sagt,was dick aufgetragen ist,was Marketing(früher Agitprop) und was am Ende übrig bleibt—vieles eben nicht. Man wird viel kleinere Brötchen backen müssen. Nur,welcher Politiker hat den Mut,das zu sagen ?
altrocker am 07.03.2023
Die Lausitz wird wieder vernachlässigt.
Autobahnausbau A4: no
Elektrifizierung der Bahn Dresden - Görltz: no
Rheinmetalwerke - Muna und Flugzeugbau: no
Berichterstattung Mdr , ab Dresden bis Görlitz wird es immer dünner. Trotz2 Studios Bautzen /Görlitz.
Wir sind wieder das Tal der Ahnungslosen .
Da kann ich nur sagen: Berlin und alle Politiker DANKE