Ein Rentner tippt angesichts der fälligen Steuererklärung in seinen Taschenrechner.
Ältere ostdeutsche Rentner müssen teils höhere Einkommenssteuer zahlen als ihre Altersgenossen in Westdeutschland. Bildrechte: picture alliance / Hans Wiedl/dpa-Zentralbild/ZB | Hans-Jürgen Wiedl

Rentenbesteuerung Ältere Ost-Rentner zahlen mehr Steuern als West-Rentner

21. April 2023, 19:55 Uhr

Ältere Rentner in Ostdeutschland zahlen teils mehr Steuern als ihre westdeutschen Altersgenossen mit ähnlich hohen Bezügen. Bei Renteneintritt 2010 beträgt die Differenz 89 Euro. Der Grund dafür liegt in der Umstellung der Rentenbesteuerung und den dabei eingeführten Freibeträgen.

In Ostdeutschland zahlen ältere Rentner mehr Steuern als ihre Altersgenossen im Westen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Sören Pellmann hervor.

Ungleiche Rentenbesteuerung kehrt sich langsam um

Demnach mussten Menschen, die 2005 in Rente gingen und eine Standardrente beziehen, im Osten 64 Euro Einkommenssteuer im Jahr zahlen – im Westen nichts. Wer 2010 mit einer Standardrente in den Ruhestand ging, zahlt im Osten 217 Euro an Einkommensteuer pro Jahr. Im Westen werden nur 128 Euro fällig. Bei Renteneintritt 2015 müssen im Osten 344 Euro und im Westen 308 Euro im Jahr gezahlt werden.

Bei Rentenbeginn ab dem Jahr 2020 dreht sich das Verhältnis um. Dann müssen Rentner im Westen mehr Einkommensteuer zahlen als im Osten. Bei einem Rentenstart 2023 zahlen ostdeutsche Standardrentner 567 Euro, westdeutsche 587 Euro jährlich.

Das ist eine Standardrente Ein sogenannter Standardrentner ist eine Person, die 45 Jahre lang Durchschnittslohn verdient und darauf Rentenbeiträge entrichtet hat. Daraus ergibt sich die Standardrente, die 2023 im Osten bei 19.742 Euro und im Westen bei 19.877 Euro im Jahr lag. In der Realität haben viele Menschen zum Beispiel weniger Beitragsjahre sowie vom Durchschnitt abweichende Einkommen. Der Wert ist also eine fiktive Vergleichsgröße.

Umstellung der Rentenbesteuerung Grund für ungleiche Besteuerung

Hintergrund der ungleichen Besteuerung ist eine schrittweise Umstellung der Besteuerung seit 2005. Beiträge zur Rentenversicherung werden nach und nach steuerfrei, dafür wird später die Auszahlung besteuert.

Zu Beginn der Umstellung wurden Freibeträge berechnet, die über die Jahre unverändert bleiben. Da Ost-Rentner noch vor einigen Jahren deutlich geringere Renten als West-Ruheständler bezogen haben, war auch der Freibetrag deutlich geringer.

In den vergangenen Jahren stiegen die Renten im Osten stärker als im Westen, um die Werte anzugleichen. Dadurch wuchs bei gleichbleibendem Freibetrag der Anteil der Rente, der besteuert wird – und zwar im Osten schneller als im Westen.

Pellmann fordert Gleichbehandlung von Ost- und Westrentnern

Pellmann forderte umgehend eine Gleichbehandlung. Er kritisierte in einem Bericht des "Redaktionsnetzwerkes Deutschlands", dass der Rentenwert im Osten seit mehr als 30 Jahren niedriger als Westen liege. Es sei nun ein Treppenwitz, dass diese Ungerechtigkeit heute faktisch auch noch zu höheren Steuern für Rentner im Osten führe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 21. April 2023 | 18:30 Uhr

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