Ein Bagger zerkleinert Bauschutt.
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Bauschutt-Recycling Kritik an der neuen Ersatzbaustoff-Verordnung

03. November 2023, 15:16 Uhr

Wie Bauschutt verwertet werden soll, regelt seit August eine bundesweite Verordnung, die vorherige Regelungen der Länder ersetzt und die Nutzung recycelter Baustoffe fördern soll. Recycling- und Bau-Unternehmen beklagen jedoch, dass die neuen Regelungen vorerst eher das Gegenteil bewirken.

Werden Straßen erneuert, Baugruben ausgehoben oder alte Gebäude abgerissen, können aus Erde, Steinen und Bauschutt wieder mineralische Baustoffe werden – etwa Gleisbetten oder Beimischungen für Beton.

Kleinere Betriebe überfordert

Die im Sommer in Kraft getretene Ersatzbaustoff-Verordnung soll die Recyclingquote erhöhen, ist nach Ansicht von Bodenexperte Frank Bär aber bisher noch nicht wirklich praxistauglich.

Mit einem Mobilkran werden die zu DDR-Zeiten errichteten Hochhäuser Platte für Platte abgebaut.
Beim Abriss von DDR-Plattenbauten fallen große Mengen an weiter verwendbarem Material an. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Büttner

Bär berät Behörden und Unternehmen im Umgang mit Böden und Altlasten aus alten Gebäuden. Er bemängelt jetzt bei MDR AKTUELL einige Regelungen der neuen Verordnung.

Demnach müssen die Recycling-Betriebe den Bauschutt jetzt noch aufwändiger als bisher auf Schadstoffe prüfen lassen und in einem weiteren Schritt belegen, dass sie als Baustoff für bestimmte Zwecke geeignet sind. Das koste allerdings mehr Zeit und mehr Geld als bisher, was laut Bär gerade viele der kleineren Unternehmen in der Bau- und Recycling-Branche einfach nicht haben:

Viele kleine Recyclingbetriebe können einfach den Aufwand für den Eignungsnachweis und die Erfordernisse, um zertifizierten Baustoff in den Verkehr zu bringen, einfach nicht bewältigen.

Frank Bär, BAeR - Agentur für Bodenaushub GmbH in Zwickau

Größere Betriebe können sich besser anpassen. Doch auch die seien sich oft im Unklaren, wann genau aus dem Abfall ein neuer Ersatzbaustoff im Sinn der neuen Verordnung werde, sagt etwa Carl Finck als Chef des Recycling- und Bauunternehmens RST in Thale, im Harz in Sachsen-Anhalt.

So aber wissen die Unternehmen laut Finck nicht, wie sie aufbereiten und Behörden nicht, wie sie die Aufbereitung überprüfen sollen. Die Folge: Unsicherheit bei Anbietern wie Abnehmern von Ersatzbaustoffen. Deshalb hält Bodenexperte Bär die aktuelle Regelung für kontraproduktiv, denn:

Man wird dem Druck der Ersatzbaustoff-Verordnung in weiten Teilen entgehen, indem man wieder Naturprodukte verwendet.

Boden- und Altlasten-Experte Frank Bär

Dass aus ökologischen und aus wirtschaftlichen Gründen mehr Baustoffe wieder benutzt werden sollten, darin sind sich aber alle Beteiligten einig. Für den Recycling- und Bau-Unternehmer Finck liegt ein Teil der Lösung in der Digitalisierung, in einem digitalen Netzwerk für Anbieter und Abnehmer.

Weiter Weg zur Kreislaufwirtschaft

Doch selbst wenn bei der Zertifizierung und Verteilung von Recycling-Baustoffen jetzt noch nachgebessert würde, der Weg zur einer echten Kreislaufwirtschaft ist noch weit: Nur knapp ein Siebtel der in Deutschland im Jahr 2020 verbauten mineralischen Baustoffe stammten aus Recycling.

Damit sie noch mehr nachgefragt werden, sehen sowohl Bär als auch Finck die öffentliche Hand in der Pflicht. Doch gerade die öffentlichen Auftraggeber schließen in Ausschreibungen die Nutzung von Ersatzbaustoffen oft aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. November 2023 | 06:47 Uhr

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