Energiekrise Versorger wollen nicht auf Strom- und Gassperren verzichten

11. Oktober 2022, 15:52 Uhr

Aufgrund der hohen Strom- und Gaspreise werden diesen Winter wahrscheinlich einige Menschen ihre Rechnungen nicht zahlen können. Die Linke fordert deshalb, dass Strom- und Gassperren verboten werden – der Hahn also nicht einfach vom Versorger zugedreht werden kann. Die Versorger wollen auf diese Möglichkeit aber nicht verzichten.

Strom- und Gassperren gehören verboten – das ist Meinung in der Linksfraktion im Bundestag. Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali: "Es geht ja nicht darum, dass jemand einfach aus Spaß – in Anführungszeichen – seine Rechnung nicht bezahlt, sondern dass jemand gerade aufgrund dieser extrem gestiegenen Preise Schwierigkeiten hat, seine Rechnungen bezahlen zu können und dass dieser Person nicht Strom oder Gas in der Wohnung abgeschaltet werden darf."

Die Linke fordert deshalb ein Moratorium, mit dem Strom- und Gassperren für mindestens ein halbes Jahr ausgesetzt werden. Verbraucherschützer unterstützen diesen Vorschlag.

Kolja Ofenhammer von der zuständigen Verbraucherzentrale NRW sagt außerdem: Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten wäre auch geholfen, wenn die Versorger ihre Modelle zur Ratenzahlung anpassen würden. Diese Option müssen sie seit knapp einem Jahr anbieten. Zwischen 6 und 18 Monaten müssen sie Kunden einräumen, um ihre Schulden zu begleichen. Ofenhammer meint: "Das Problem daran ist, dass die meisten Versorger nur sechs Monate anbieten und die einzelnen Raten dann einfach sehr hoch sind, sodass die Verbraucher sich schon diese Rate nicht leisten können. Daher halten wir es für sinnvoll, dass der Zeitraum länger ist, dass zum Beispiel 12 oder 18 Monate angeboten werden."

Energieversorger wollen auf Sperren nicht verzichten

Beim Energieversorger Mitgas haben dieses Jahr bislang etwa 17.000 Gaskunden eine Mahnung aufgrund von Zahlungsverzug erhalten. Vergangenes Jahr waren es insgesamt 13.900. Beim Strom ist vor allem die Zahl der Kunden gestiegen, die ihre Schulden in Raten abzahlen: In diesem Jahr sind das schon knapp 1.000 mehr als im vergangenen Jahr insgesamt. Das teilt das Unternehmen schriftlich mit.

Weiter heißt es: "Aufgrund der derzeitigen Marktsituation können die Lösungen, die wir als Versorger zur Verfügung haben, nur kurzfristig Abhilfe schaffen. Wir könnten aus Kulanz Abschläge etwas senken, aussetzen oder verschieben. Letztlich wird es dann aber auf eine hohe Nachforderung in der nächsten Rechnung hinauslaufen." Aus diesem Grund sieht man bei der Mitgas ein Moratorium, wie es die Linke fordert, kritisch.

Genauso beim Versorger SachsenEnergie. So ein Moratorium hätte auch Auswirkungen auf die Liquidität der Energieunternehmen, sagt Sprecherin Nora Weinhold: "Das heißt: Auch gut aufgestellte Unternehmen, die bislang vielleicht ein gutes Krisenmanagement und eine langfristige Beschaffungsstrategie hatten, können dadurch in eine Schieflage geraten, weil wir als Versorger in eine Vorleistung gehen mit extrem hohen Kosten für die Beschaffung unserer Energie." Die Versorger seien darauf angewiesen, dass die Bezahlung erfolge.

Beide Versorger versuchen nach eigenen Angaben, individuelle Lösungen mit Kundinnen und Kunden zu finden, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Bei der Mitgas sieht man auch die Politik in der Pflicht: Knapp 40 Prozent des Strompreises und rund 30 Prozent des Gaspreises seien Steuern, Abgaben und Umlagen. Hier würde eine deutliche Reduktion die Kunden entlasten, heißt es von dem Unternehmen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Oktober 2022 | 08:05 Uhr

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