Hinweisschild für einen Geldautomaten der Evangelischen Bank und der KD-Bank (Bank für Kirche und Diakonie)
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Kirchliche Kreditinstitute Warum immer mehr Privatkunden zu Kirchenbanken wechseln

08. Juni 2024, 21:06 Uhr

In Deutschland gibt es fünf katholische und zwei evangelische Kirchenbanken. Anders als der Name vermuten lässt, gehören sie allerdings nicht den Kirchen. Sie sind genossenschaftliche Geldinstitute und können bei Dienstleistung und Zinssätzen mit normalen Banken mithalten. Die Zahl ihrer Kunden steigt.

Gegründet worden sind die ersten deutschen Kirchenbanken in den 1920er Jahren – und zwar als kirchliche Darlehensgenossenschaften zur Finanzierung kirchlicher und karitativer Einrichtungen.

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So wie bei der Bank für Kirche und Diakonie, kurz KD-Bank, sagt deren Vorstandssprecher Ekkehard Thiesler: "Anlass war damals für unseren noch heute sehr bekannten Gründer, den Theologen Martin Niemöller, dass er einen Kindergarten bauen wollte, aber dazu kein Darlehen, wie er sagte, von den Sparkassen und Landesbanken erhalten konnte."

Viele Kunden aus Kirche und Diakonie

Mit einem Bilanzvolumen von rund sieben Milliarden Euro zählt die KD-Bank inzwischen zu den 30 größten Genossenschaftsbanken in der Republik. Der Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit ist nach den Worten von Ekkehard Thiesler weiter die Kreditvergabe für Projekte von Kunden aus Kirche und Diakonie. Es gehe um Sozialimmobilien oder Krankenhäuser, Kindergärten oder Schulen: "Aber auch soziale und ökologische Projekte finanzieren wir gern. Hierzu haben wir Kredite von rund drei Milliarden Euro an unsere Kunden ausgelegt."

Geld fließt laut Thiesler ebenso in den Neubau bezahlbaren Wohnraums sowie in die Sanierung älterer Gebäude.

Dienstleistungen wie bei normalen Banken

Um kirchliche Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens zu finanzieren, könnten Kirchen grundsätzlich auch bei anderen Banken Kredite aufnehmen, sagt Wirtschaftswissenschaftler Stephan Paul, Professor für Finanzierung und Kreditwirtschaft an der Ruhr-Uni Bochum.

Aber seiner Einschätzung nach verfügen Kirchenbanken über Spezialisierungsvorteile: "Sie haben Investitionen in Bau und Erhalt, Modernisierung und Erweiterung dieser Häuser immer schon finanziert und besitzen dort ihren Schwerpunkt." Oft auch zu besseren Konditionen als Konkurrenten.

Außerdem betreut die KD-Bank immer mehr Privatkunden, denen aber kein Glaubensbekenntnis bei der Kontoeröffnung abverlangt wird. Den fast 30.000 Privatkunden bietet die Bank sämtliche Dienstleistungen einer Universalbank an – von Immobilienkrediten bis zu Konsumkrediten, etwa für den Kauf eines Autos. Und bei den Zinssätzen für angelegtes Tages- oder Festgeld steht man nicht hinter den Angeboten von Geschäftsbanken zurück.

Kirchenbanken leisten auch Entwicklungshilfe

Ähnlich wie bei der evangelischen KD-Bank ist auch bei der katholischen kirchlichen Genossenschaftsbank BIB, der Bank im Bistum Essen, die Kirche der Kernkunde. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Finanzierung von Sozialeinrichtungen bis hin zu Krankenhäusern, sagt Vorstandssprecher Peter Güllmann. Die Bilanzsumme beträgt kapitale 6,5 Milliarden Euro – Geld, mit dem die BIB etwas bewirken will. "Wir sind die Kirchenbank, die mit mehr als 4,5 Milliarden Euro mit das größte Kreditportfolio hat."

Zur sozial-ökologischen Geschäftspolitik gehören auch nachhaltige Geldanlagen. Peter Güllmann nennt als ein Beispiel den Mikrokreditfond, mit dem Mikrokreditinstitute weltweit finanziert werden und somit Menschen in Entwicklungsländern ein Ein- und Auskommen ermöglichen. "Insgesamt finanzieren wir mit unseren Mikrokreditfonds mehr als 750.000 Menschen weltweit und damit auch deren Lebensunterhalt."

Kirchenbanken: Kein Nischendasein mehr

Als Universalbank, die natürlich auch Privatkunden Konsumkredite und Immobilienfinanzierung bietet, sieht sich die BIB, so ihr Chef, "in der Mitte der Gesellschaft verankert". Der Anteil der Privatkunden liege inzwischen bei fast 15 Prozent. Geld kennt schließlich keine Konfession. Insofern, resümiert Peter Güllmann: "Also Ethik und Rendite passen zusammen und gehören bei uns zusammen in der Bank."

Kirchenbanken bieten zwar weiter die Gelegenheit, Geld und Sinn zu verbinden. Doch sie haben mittlerweile die Nische ihrer rein kirchlichen Kreditgeschäfte verlassen und sich auf dem Finanzmarkt etabliert.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | RADIO | 08. Juni 2024 | 12:49 Uhr

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