Autozulieferer Schaeffler will Tausende Stellen abbauen
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05. November 2024, 20:14 Uhr
Der Autozulieferer und Maschinenbauer Schaeffler hat angesichts anhaltender Probleme in der Industriesparte und dem schwächelnden Automarkt angekündigt, mehrere tausend Stellen in Europa zu streichen. Wie das Unternehmen aus Herzogenaurach mitteilte, sind 4.700 Stellen, von denen 2.800 auf Deutschland entfallen, vorgesehen. Betroffen von den Stellenstreichungen sind demnach in Deutschland zehn Standorte und fünf in Europa. Der Betriebsrat bezeichnet den Stellenabbau als unverhältnismäßig.
- Zehn Standorte in Deutschland betroffen
- Drei Standorte in Mitteldeutschland nicht betroffen
- Konzern: Maßnahmen unumgänglich
- Betriebsrat: Stellenabbau ist unverhältnismäßig
Ein weiterer harter Schlag für die Automobilbranche in Deutschland: Der Zulieferer Schaeffler, eines der zehn größten Unternehmen weltweit in der Branche, muss Personal reduzieren. Schaeffler kündigte strukturelle Maßnahmen in Europa zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit an.
Zehn Standorte in Deutschland betroffen
Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT hieß es vom Unternehmen, der Abbau betreffe im Wesentlichen Standorte in Deutschland, maßgeblich die Standorte Berlin, Hameln, Herzogenaurach, Homburg, Nürnberg, Regensburg, Schwalbach, Schweinfurt und Steinhagen. Die Maßnahmen sehen einen Bruttoabbau von rund 4.700 Stellen vor, von denen zirka 2.800 auf Deutschland entfallen. Verlagerungen würden den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen reduzieren. Dies entspricht den Angaben nach in etwa 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl von weltweit 120.000 Beschäftigten.
Von den Abbaumaßnahmen sind in Deutschland zehn Standorte betroffen. Hinzu kommen fünf weitere Standorte in Europa, von denen zwei geschlossen werden sollen. Weitere Informationen zu diesen Standorten werden bis Ende des Jahres bekannt gegeben. Die Umsetzung der Maßnahmen soll mehrheitlich zwischen 2025 und 2027 erfolgen.
Es sei Schaeffler ein Anliegen, den Abbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es. Das Abbauziel soll mit einem Mix aus Fluktuation, Freiwilligenprogrammen, Altersteilzeit und internen Versetzungen erreicht werden. Da diese Maßnahmen in großen Teilen auf Freiwilligkeit beruhen würden, könnten aktuell noch keine genaueren Angaben zum Umfang in bestimmten Bereichen oder zu betroffenen Mitarbeitenden gemacht werden. Bei allen Maßnahmen in Deutschland gelte die Zukunftsvereinbarung der Schaeffler Gruppe weiterhin.
Drei Standorte in Mitteldeutschland nicht betroffen
Schaeffler hat auch in Mitteldeutschland Standorte in Chemnitz, Suhl und Kabelsketal bei Halle. Der Konzern teilte auf MDR-Nachfrage mit, dass die drei Standorte in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt nicht betroffen sind. Stand jetzt sollen dort keine Arbeitsplätze wegfallen, hieß es.
Konzern: Maßnahmen unumgänglich
Der Konzern verspricht sich Einsparungen von jährlich etwa 290 Millionen Euro bis 2029. Ein Teil davon entfielen auch auf "Kostensynergien aus dem Zusammenschluss" mit dem Antriebsspezialisten Vitesco, den Schaeffler erst im Oktober übernommen hatte. Die Zahl der Beschäftigten war dadurch um 35.000 gestiegen. Das erst im Jahr 2022 übernommene Unternehmen Melior Motion, das Planetengetriebe für Industrieroboter herstellt, soll wieder verkauft werden.
Grund für den Stellenabbau ist nach Unternehmensangaben die anhaltende Konjunkturschwäche. Hinzu kämen im Speziellen die Probleme der Autoindustrie und die Antriebswende, erklärte der Konzern. Das Geschäft mit Teilen für Autos mit Verbrennungsmotor werde "in Folge des anhaltenden Rückgangs" reduziert, um die "Kostenbasis weiter abzusenken". Zugleich sei bei Teilen für E-Autos das Wachstum weniger stark ausgefallen als erwartet. Zusätzlich führe der erhöhte Wettbewerb zu einem weiter zunehmenden Preis- und Kostendruck und einer stärkeren Lokalisierung der Entwicklungsleistungen, insbesondere in China. Auch das Industriegeschäft etwa mit Lagern für Windräder, sei zuletzt rückläufig gewesen.
Mit den Maßnahmen unternehme man einen wichtigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit von Schaeffler zu sichern, sagte Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG. Die genannten Maßnahmen seien in der aktuellen Markt- und Wettbewerbslage ohne Alternative. Man müsse wettbewerbsfähig bleiben. Das Bekenntnis zum Standort Deutschland stehe. Zudem werde man weiterhin in Zukunftsfelder und -technologien investieren.
Betriebsrat: Stellenabbau ist unverhältnismäßig
Arbeitnehmervertreter haben verärgert auf die Ankündigung des Zulieferers Schaeffler reagiert, allein in Deutschland 2.800 Stellen abbauen zu wollen. Die angekündigten Maßnahmen seien nicht verhältnismäßig, heißt es in einer Mitteilung des Gesamtbetriebsrates von Schaeffler. Die Gewerkschaft IG Metall verlangte von der Unternehmensführung, andere Möglichkeiten auszuloten. "Ich fordere das Unternehmen auf, mit der Arbeitnehmerseite Gespräche über Alternativen zum Stellenabbau aufzunehmen", sagte Bezirksleiter Horst Ott.
dpa, Reuters, AFP (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. November 2024 | 08:30 Uhr