Umweltverschmutzung Budapest: Wie Touristenschiffe die Luft verpesten
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25. September 2019, 05:00 Uhr
Die Touristendampfer in Budapest verpesten die Luft und machen den Anwohnern das Leben schwer. Eine Messung der Luftqualität hat nun ergeben: Die Schadstoffwerte sind viel zu hoch. Die Behörden reagieren jedoch nicht.
Eigentlich sind Klimawandel und Umweltschutz in Ungarn kein besonders dominantes Thema. Während am weltweiten Klima-Aktionstag vergangenen Freitag in Deutschland rund 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gingen, fanden sich auf dem Budapester Szell-Kálmán-Platz gerade einmal ein paar Duzend Aktivisten ein, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Doch manchmal stinkt es auch den Ungarn.
Viel zu hohe Messwerte
Schon länger beklagen sich Anwohner des Budapester Donauufers über die Luftverschmutzung, die Touristendampfer auf der Donau verursachen. Deshalb haben nun drei zivilgesellschaftliche Organisationen mit Hilfe von Greenpeace Messungen am Donauufer in Budapest durchgeführt und die Werte mit denen der offiziellen Messstationen an anderen Stellen der Stadt verglichen. Am Dienstag wurden die Ergebnisse der Presse präsentiert.
"Die Messungen zeigen eine erhebliche Luftverschmutzung am Donau-Ufer", sagt Gergely Simon von Greenpeace. "Diese übersteigt oft die stündlichen Stickstoffdioxid-Grenzwerte und war mehrmals deutlich höher als die Werte, die an den offiziellen Messstationen an nahegelegenen Verkehrsknotenpunkten gemessen wurden." Die Werte vom Donauufer seien in vielen Fällen um ein zehn- bis 20-faches höher als die der offiziellen Stationen, die etwas weiter entfernt vom Verkehr aufgestellt wurden, so Simon.
Gestank in den Straßen
Der Geschäftsführer des Ujlipotvárosi Superblokk, einer Interessensvertretung der Anwohner des an der Donau gelegenen Bezirks Ujlipotváros, Péter Marinov, sieht die Beschwerden der Anwohner und Erholungssuchenden gerechtfertigt. Er schildert, wie die Menschen im Viertel die Situation erleben: "Der Gestank der Schiffe ist bei Windstille auch noch in 300 bis 350 Metern Entfernung vom Ufer in den Straßen zu riechen. Die Abgase machen nicht nur Uferspaziergänge und einen längeren Aufenthalt auf der Straße unmöglich, sondern verhindern auch, dass die Anwohner lüften können." Die Gesundheitsschäden, die auf diese Weise entstünden, seien um ein vielfaches kostspieliger, als die Luftverschmutzung einfach abzustellen, argumentiert Marinov und beklagt die Untätigkeit der zuständigen Stellen.
Keine Reaktion bei den Behörden
Der Vorsitzende der Levegő Munkacsoport (zu deutsch: Arbeitsgruppe Luft), András Lukács, wies darauf hin, dass seine Organisation auf zahlreiche Beschwerden der Anwohner hin bereits vor drei Jahren dem zuständigen Ministerium konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Luftqualität unterbreitet habe - darunter etwa den Austausch veralteter Schiffsmotoren, die Aufrüstung der Schiffe mit Schadstofffiltern oder eine höhere Liegegebühr für Schiffe mit höherem Schadstoffausstoß. Passiert sei bisher aber nichts.
Der Staatssekretär für Verkehrspolitik im Ministerium für Innovation und Technologie, László Mosóczi, verwies gegenüber dem ungarischen Radiosender Inforadio auf die EU-Zielvorgabe, die vorschreibt, dass bis 2030 der Schadstoffausstoß drastisch gesenkt werden müsse. Zu diesem Zweck müsse auch Ungarn einen Aktionsplan ausarbeiten. Aktuell gebe es aber keine konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität.
Die Luftverschmutzung am Donauufer scheint nur diejenigen ernsthaft umzutreiben, die direkt davon betroffen sind. Eine entsprechende Online-Petition ist seit Mitte August erst von knapp 2.500 Personen unterzeichnet worden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL TV | 25. August 2019 | 19:30 Uhr