Vorverkauf startet Das Kurt Weill Fest in Dessau setzt 2024 auf starke Frauen

20. November 2023, 04:00 Uhr

Das Kurt Weill Fest steht 2024 unter dem Motto "Leuchten im Schatten". Denn im kommenden Jahr beschäftigt sich das Festival in Dessau mit starken Frauen wie Alma Mahler, Fanny Mendelssohn oder auch Kurt Weills Ehefrau Lotte Lenya. Ihre Leistungen blieben zu Unrecht häufig im Schatten und erhielten nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient gehabt hätten, teilten die Veranstalter mit. Geplant sind knapp 50 Veranstaltungen.

"Leuchten im Schatten" – das Motto vom 32. Kurt Weill Fest könnte sich auf das Exil des berühmten Dessauer Komponisten in den USA beziehen. In diesem Fall wollen die Veranstalter allerdings ein anderes Zeichen setzen: Denn man widmet sich weniger Kurt Weill selbst, sondern vielmehr dem Leben und Wirken von Frauen, die im Schatten ihrer Männer oder ihrer Zeit standen.

Vor hundert Jahren: Kurt Weill lernt seine Ehefrau Lotte Lenya kennen

Inspirationsquelle, sagt die künstlerische Leiterin Constanze Mitter, war Weills Ehefrau Lotte Lenya: "Tatsächlich haben sich Lotte Lenya und Kurt Weill 1924 kennengelernt. Da war der erste Gedanke, dass man das ins Zentrum stellen könnte – mit der Frau an Kurt Weills Seite, die seine Muse und Bewahrerin seines Werkes war."

Auch viele weitere Frauen der Vergangenheit erbrachten Leistungen, die zu Unrecht häufig im Schatten verblieben und nicht die Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdient gehabt hätten, sagt auch der künstlerische Leiter Gerhard Kämpfe und nennt Elisabeth Hauptmann, als Frau von Bertolt Brecht. Sie sei es gewesen, die die Idee hatte, die "Beggar's Opera" auf Deutsch zu übersetzen, sagt Kämpfe. Daraus entstand schließlich "Die Dreigroschenoper".

Ein Mann mittleren Alters blickt in die Kamera.
Der Kulturmanager Gerhard Kämpfe ist seit 2018 für das Programm des Kurt Weill Festes verantwortlich. Bildrechte: Reinhard Scheuregger

Im Fokus stehen bemerkenswerte Frauen wie Alma Mahler oder Edith Piaf

So ist das Programm von Frauen bestimmt – ob Alma Mahler, Edith Piaf, Fanny Mendelssohn, Anne Frank, Marie Curie oder Erika Mann. Kurt Weill tritt zumindest auf der Bühne etwas in den Hintergrund. Das habe absolut Sinn, findet die Historikerin Bianca Walther, die beim Festival einige Frauen-Biografien vorstellen wird. Es sei nun einmal so, dass man für Frauengeschichte auch Anknüpfungspunkte brauche.

"Wir haben eine bestehende Landschaft von Kunst und Kultur, in der traditionell dem männlichen Schaffen die größere Relevanz beigemessen wurde", so Walther. "Und da ist natürlich immer die Frage: Wo findet man Anknüpfungspunkte, um die Geschichten von Frauen zu erzählen und ins Licht zu bringen?"

Geschlechtergleichstellung in der Musikindustrie noch nicht erreicht

Um das Motto besser plausibel zu machen, gibt es im Programmheft zu den einzelnen Frauen auch kurze Texte: Unter der Überschrift "Wussten Sie schon?" kann man da etliches erfahren und wird so tatsächlich gut eingestimmt. Und auch die auftretenden Künstlerinnen geben sich begeistert. Etwa die junge Singer-Songwriterin Julia Nagele alias "listentojules", die sich erfolgreich für das Meisterhaus-Residenzprogramm beworben hat. Als Projektleiterin der Music Women Baden-Württemberg habe sie mitbekommen, wie sehr man noch kämpfen müsse für eine Geschlechtergleichstellung in der Musikindustrie, erzählt Nagele und fügt hinzu, es sei auch schön, sich auf der künstlerischen Ebene dem Thema zu widmen.

Ähnlich sieht es auch Liv Migdal. Die 35-jährige Geigerin stand bereits auf den großen Bühnen der Welt und ist beim Kurt Weill Fest 2024 Artist-In-Residence. Ihr Bezug zu Weill hat auch mit seiner Emigrationsgeschichte zu tun. So widmet sie sich in ihren Konzerten unter anderem verfemten Komponisten und spielt mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau das Violinkonzert "Yizkor" von Paul Ben-Haim.

Eine Frau mit dunklen Haaren und ein Mann mit Brille sitzen sich gegenüber und sehen sich an.
Kurt Weill und Lotte Lenya im Jahr 1929. Ihr Kennenlernen ist der Anlass für das Motto des Festivals. Bildrechte: imago images/United Archives International

Damit beim Festival aber die Original-Musik Kurt Weills nicht ganz außer Acht gelassen wird, gibt es auch einige konzertante Werke und einen Abend mit Katherine Mehrling. Daneben können auch viele prominent besetzte musikalische Lesungen besucht werden – sei es mit Katharina Thalbach, Corinna Harfouch oder Andrea Sawatzki. Und auch Ausstellungen, Führungen, Kino, Tanz und Musiktheater werden angeboten.

Programmhöhepunkte des Kurt Weill Fests 2024:

Eröffnungskonzert mit Tom Schimon und Gan-ya Ben-gur Akselrod
23.02.2024, 20.00 Uhr
Anhaltisches Theater Dessau

"Im Hinterhaus": Andrea Sawatzki liest aus dem Tagebuch von Anne Frank
24.02.2024, 20.00 Uhr
Anhaltisches Theater Dessau

"Visions of Venus": Wallis Bird und Spark präsentieren weibliche Komponistinnen der letzten tausend Jahre
01.03.2024, 20.00 Uhr
Anhaltisches Theater Dessau

Andrea Eckert erkundet den Lebensweg Lotte Lenyas
09.03.2024, 20.00 Uhr
Marienkirche Dessau

Vladimir Korneev mit einer musikalischen Hommage an Édith Piaf
10.03.2024, 17.00 Uhr
Anhaltisches Theater Dessau

Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer)
Redaktionelle Bearbeitung: td

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | | 20. November 2023 | 07:10 Uhr

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