Dampfende Pfannen auf dem Herd einer Großküche.
Preise für Energie und Rohstoffe werden fürs Gastgewerbe zur Existenzfrage. Bildrechte: Colourbox.de

Situation der Hotels und Gaststätten DEHOGA-Präsident: Jeder zehnte Betrieb könnte schließen

15. November 2022, 11:15 Uhr

Nach zwei Jahren Corona-Einbußen reißt die Krise im Gastgewerbe nicht ab. Steigende Preise bei Energie und Lebensmitteln machen der Branche erneut zu schaffen. Sie fordert von der Politik rasche Hilfen, denn etliche Betriebe bangen um ihre Existenz.

Viele Restaurants und Hotels in Sachsen-Anhalt warten auf dringend benötigte Hilfen gegen die steigenden Energiepreise. Der Präsident des Branchenverbandes DEHOGA, Michael Schmidt, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, durch Corona hätten viele Inhaber bereits ihre Rücklagen aufgebraucht. Nun schlügen die hohen Energiepreise ins Kontor. Am meisten störe die Unsicherheit, dass man heute nicht wisse, was morgen passiere. Manche Betriebe könnten etwa bis zu 800 Prozent höhere Energiekosten haben, so Schmidt. Das seien dann fast Todesstöße.

Lebensmittelpreise wirken sich auf Speisekarten aus

Neben den Gas- und Heizölkosten steigen auch die Preise für Gemüse, Getränke oder Fleisch. Laut Statistischem Bundesamt waren Lebensmittel für Verbraucher im Oktober 20,3 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Damit gehören sie zu den Preistreibern der Gesamtteuerung, die zuletzt mit durchschnittlich 10,4 Prozent den höchsten Stand seit Jahrzehnten hatte. Nach aktuellen Statistik-Zahlen hat sich auch der Anstieg der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte weiter beschleunigt. Sie lagen im September bei den tierischen Erzeugnissen 49,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei pflanzlichen Erzeugnissen 26 Prozent höher. Das wirke sich auch auf die Preise auf der Speisekarte aus, bestätigt beispielsweise Annett Beyer, die Inhaberin des Bistros "Pelikan" in Sandersdorf-Brehna im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Sie sprach von einer nahezu Verdoppelung der Kosten.

Viele Betriebe stehen wirtschaftlich auf der Kippe

DEHOGA-Präsident Schmidt rechnet damit, dass zum Januar kommenden Jahres nicht alle ihr Geschäft wieder öffnen werden. Er gehe davon aus, dass zehn Prozent der Betriebe diesen Weg gehen. Ursachen sind laut Schmidt aber nicht ausschließlich die Energiekrise, sondern auch Nachwirkungen von Corona und fehlende Nachfolger.

Einer deutschlandweiten Branchen-Umfrage zufolge bangen sechs von zehn Gastbetrieben um ihre Existenz, wenn keine schnelle Entlastung durch die Politik kommt. Hoteliers und Gastronomen bräuchten Planungssicherheit, damit Betriebsaufgaben und Insolvenzen verhindert werden können, heißt es.

Ein Kellner serviert in einem Restaurant Essen
Das Gastgewerbe hat mit steigenden Preisen an allen Fronten zu kämpfen. Bildrechte: colourbox

Die Branchen-Umfrage im Detail Von Ende Oktober bis Anfang November hatte die DEHOGA gastgewerbliche Betriebe in ganz Deutschland zu ihrer Lage befragt. 56,9 Prozent der Unternehmer bangen demnach wegen der hohen Energiepreise um die Existenz ihres Betriebs.

Als größte Herausforderung wurden folglich bei 89 Prozent die steigenden Energiekosten angegeben, bei 83 Prozent die Lebensmittelkosten und bei rund 67 Prozent die Personalkosten. 76 Prozent wollen in dieser Weihnachtssaison alternativen, günstigere Festessen anbieten. DEHOGA Bundesverband

MDR (Ronald Neuschulz, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. November 2022 | 05:00 Uhr

20 Kommentare

Peter am 15.11.2022

hilflos: Ich wäre mir da keineswegs sicher. Dass Russlands Überfall auf die Ukraine der Ausgangspunkt für die Probleme ist, gehört zum Allgemeinwissen.
Allerdings gibt es auch einige Zeitgenossen, welche die Wahrheit einfach leugnen.

Denkschnecke am 15.11.2022

Das ist ja Asichtssache. Anstelle mir im Stehen Fleisch in undefinierbarer Konsistenz enthaltendes Gebrät mit roter und weißer Soße aufs Hemd zu kleckern, esse ich persönlich ja lieber gepflegt (und etwas, wo ich ansatzweise weiß was drin ist).

Shantuma am 15.11.2022

Ich zitiere aus dem Bericht:
"... die DEHOGA gastgewerbliche Betriebe in ganz Deutschland zu ihrer Lage befragt. 56,9 Prozent der Unternehmer bangen demnach wegen der hohen Energiepreise um die Existenz ihres Betriebs."

Schon komisch wenn von ganz Deutschland gesprochen wird.
Sachsen-Anhalt muss gewachsen sein.

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