Gedeckter Tisch in Restaurant
Gedeckte Tische, aber weniger Gäste: die Gastronomie in Sachsen-Anhalt spürt bereits Einbußen (Symbolbild). Bildrechte: Colourbox.de

Kostenfrage Essen Inflation: Gäste zögern bei Gaststätten-Besuchen

14. November 2022, 06:54 Uhr

Die Inflation erwischt nun auch die Gaststätten in Sachsen-Anhalt. Einerseits werden Lebensmittel im Einkauf teurer. Andererseits müssen Gäste ohnehin zusehen, wie sie mit ihrem Geld haushalten. Besonders für den Harz sieht die Branche schlechte Vorzeichen.

Das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt bekommt die Auswirkungen der Inflation zu spüren. Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt, erklärte, viele Menschen überlegten es sich zweimal, ob sie in eine Gaststätte gehen oder zu Hause essen. "Wir sehen rückläufige oder stagnierende Umsätze", so Schmidt.

Vor allem die Situation im Harz bereitet dem Verband Sorgen. Mit milderen Temperaturen bleibe die Schneesicherheit weg. Dabei profitierten einige Regionen dort speziell vom Wintertourismus. Daher erwartet Schmidt für die kommenden Monate im Harz ein rückläufiges Geschäft. "Die Schneesicherheit existiert meiner Meinung nach nicht mal über 800 Metern", erklärte der Dehoga-Chef.

Neueröffnungen bleiben aus

In Teilen des Gastgewerbes würden Investitionen zurückgehalten, so Schmidt. Das hänge auch mit gestiegenen Baukosten und dem allgegenwärtigen Personalmangel zusammen. In der klassischen Gastronomie blieben folglich Neueröffnungen aus. Diese gebe es nur noch im Imbiss- und Lieferbereich.

Kein WM-Boykott und Hofffnung auf Weihnachten

Um zusätzliche Einnahmen nicht zu gefährden, soll die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nicht aus den Kneipen verbannt werden. Laut Dehoga gibt es keine Anzeichen, dass die Gastwirte die WM in ihren Räumen nicht übertragen wollen. Der Verband wolle diesbezüglich auch keine Empfehlung geben. Bei vielen Betrieben seien in Aussicht stehende zusätzliche Einnahmen durch die Übertragung äußerst willkommen.

Hoffnung hat die Branche außerdem fürs traditionell gut gebuchte Weihnachtsgeschäft. Allerdings verweist Schmidt auf ebenfalls gestiegene Preise bei Gänsen, Enten und anderen weihnachtstypischen Gerichten. Das könnte Kunden abschrecken, wenn die Preise auf den Speisekarten entsprechend nachziehen müssen.

Inflation bei 10,4 Prozent

Im Oktober hatte die Inflation in Deutschland die Zehn-Prozent-Marke im Vergleich zum Vorjahr überschritten und lag damit auf den höchsten Stand seit 70 Jahren. Haupt-Inflationstreiber sind nach Angaben des Statistischem Bundesamtes die Energiepreise. Lebensmittel wurden im Schnitt um ein Fünftel teurer, die höchsten Preisanstiege gab es bei Fetten, Ölen, Molkereiprodukten und Eiern.

dpa, MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. November 2022 | 05:00 Uhr

87 Kommentare

Denkschnecke am 15.11.2022

Müssen Sie ja nicht. Aber ich kenne genügend Restaurants, die die Gerichte eben nicht aus dem Tiefkühler holen. Und auch welche, die Zutaten hoher Qualität und aus der Region verwenden. Aber da liegt das Schnitzel dann evtl. auch über 15 €.
Wenn man aber berücksichtigt, was es kostet, hier in der Gegend ein Rind aufzuziehen, das in seinem Leben mehr als nur die Stallbeleuchtung sieht und nicht routinemäßig mit Antibiotika zurecht getrimmt wird, kommt man auch zu einer anderen Einschätzung des Preis-Leistungs-Verhältnisses.

Goldloeckchen am 15.11.2022

„ denn anderes wird in den meisten Restaurants in Sachsen-Anhalt ja auch nicht geboten!“

😱 was ist denn bei ihnen in Sachsen Anhalt los. Da fahren sie mal nach Sachsen rüber, da wird in den meisten Restaurants frisch gekocht.

☝️☝️👍

ElBuffo am 15.11.2022

Die Branche beklagt sich schon seit Jahren über Probleme. Liegt vielleicht auch daran, dass man über Jahre gewachsen ist. Und wenn es nun im Harz kaum noch verlässlich schneit, hat das auch wenig mit der Inflation zu tun. Der große Personalmangel muss auch Gründe haben, die schon vor Corona bestanden. Es werden also wie immer Unternehmen ausscheiden, die nicht mehr genug Kunden finden. Dann stehen der restlichen Branche schonmal ein paar Arbeitskräfte mehr zur Verfügung.

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