Eine Frau arbeitet an einem Schreibtisch, umgeben von Zimmerpflanzen
Das Arbeitsrecht hat mit der heutigen Office-Welt überhaupt nichts mehr zu tun, sagt Arbeitgeberpräsident Marco Langhof. Bildrechte: imago images/Westend61

Homeoffice und Work-Life-Balance Arbeitgeber: Vorgaben zur Arbeitszeit müssen flexibler werden

07. März 2023, 10:31 Uhr

Arbeitsverbot zu bestimmten Uhrzeiten sowie starre Höchstarbeitszeiten – das sei nicht mehr zeitgemäß, kritisiert der Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalt. Dessen Präsident Marco Langhof will jetzt flexiblere Regelungen. Er kritisiert unter anderem generelle Arbeitsverbote zu bestimmten Uhrzeiten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hingegen lehnt solche Ausweitungen der Arbeitszeitregelungen ab.

  • Die Arbeitgeber brauchen Langhof zufolge flexiblere Regelungen zur Arbeitszeit.
  • Der Arbeitgeberpräsident kritisiert die verknöcherten Strukturen.
  • Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisiert die Forderungen als realitätsfern und spricht sich eher für kürzere Arbeitszeiten aus.

Der Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt, Marco Langhof, hat von der Politik flexiblere Regelungen zur Arbeitszeit verlangt. Langhof sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es müssten alte Zöpfe abgeschnitten werden.

Arbeitgeber kritisieren Höchstarbeitszeiten

Das Denken in der Politik sei noch immer von Zeiten geprägt, in denen die Fabriksirene irgendwo getutet habe und die Leute durchs Tor gegangen seien.

Das Arbeitsrecht sei sehr starr in Bezug auf die maximale Arbeitszeit und auf bestimmte Zeitperioden, in denen überhaupt nicht gearbeitert werden dürfe. Das habe mit der heutigen Bürowelt nichts mehr zu tun.

Work-Life-Balance: Flexible Arbeitszeiten nötig

Wenn man über Flexibilisierung und Work-Life-Balance spreche, müsse man sich die Lebenssituation der Menschen anschauen. Langhof forderte, nicht an einem einzelnen Rädchen zu drehen, sondern das ganze Paket auf den Tisch zu legen. Manches sei einfach zu verknöchert, zu steif. 

Als Beispiel nannte der Arbeitgeberpräsident Regelungen, nach denen man nach 22 Uhr keine E-Mails mehr beantworten dürfe. Dabei sei das für viele die Zeit, in der sie in Ruhe nachdenken könnten, weil sie sich am Nachmittag um ihre Kinder gekümmert hätten oder zu einer Veranstaltung gegangen seien.

DGB kritisiert Arbeitgeberpräsident Langhof

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Sachsen-Anhalt lehnt flexiblere Arbeitszeitregelungen ab. DGB-Landeschefin Susanne Wiedemeyer sagte am Montag, viele Beschäftigte wünschten sich eher etwas kürzere Arbeitszeiten. Die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf nehme einen immer größeren Platz ein. "Aussagen der Arbeitgeberseite sind realitätsfern und wirken wie aus der Zeit gefallen", so die DGB-Chefin.

Wiedemeyer verweist auf die Ergebnisse des Arbeitszeitreports der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Demnach arbeiten mehr als ein Drittel der Frauen und fast 60 Prozent der Männer pro Woche zwischen 40 bis 48 Stunden. "Lange Arbeitszeiten sind schon jetzt oft genug an der Tagesordnung", so Wiedemeyer. An mehr Flexibilität bestehe daher kein Bedarf.

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MDR (Tom Gräbe, Christoph Dziedo, Julia Heundorf) | Erstmals veröffentlicht am 06.03.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. März 2023 | 11:00 Uhr

74 Kommentare

Jana am 07.03.2023

@DanielSBK
Was für einen Unsinn wollen sie uns hier erzählen? Dass Firmen ihre HR Abteilung auf Trab halten mit Anzeigen, Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen, obwohl keiner gesucht wird?

Sicher können sie uns auch erklären wie sie auf "90% Fake" bei Stellenangeboten gekommen sind. Lassen sie raten.... Bauchgefühl.....

Jana am 07.03.2023

@PWSKSK
Na herzlichen Glückwunsch, wenn man sich als Sicherheitsingenieur anscheinend jahrelang über den Tisch ziehen lässt. Wenn ihre Überstunden nicht vergütet wurden, dann wurden sie wohl auch nicht erfasst. An dieser Frage hängt übrigens deutlich mehr als die Vergütung. Im Falle eines Arbeitsunfalles hätten sie wohl dumm aus der Wäsche geschaut.

Jana am 07.03.2023

@Steffen 1978
Geht ihnen diese ewige Jammerei und die dazugehörige Lebenslüge vom übern Ohr gehauenen Ossi nicht selbst auf den Keks? Oder reden sie hier gar vom unterschiedlichen Lohn den es in Frankfurt(Oder) im Vergleich zu Wernigerode gibt?

Für Leute die in der Vergangenheit von DDR Wunschvorstellungen festhängen muss die neue Arbeitswelt wohl ein Schock sein. Eigenverantwortlich und selbst bestimmte Arbeitszeiten überfordern da wohl einige was die Flexibilität angeht.

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