Kunst in der Öffentlichkeit Diskussion um Saale-Nixen in Halle

14. Januar 2023, 15:09 Uhr

Sechs Meter hoch soll die Nixen-Skulptur werden, die im halleschen Stadtteil Trotha aufgestellt wird. Weitere Nixen könnten folgen, allerdings wird über deren Aufstellung noch gestritten.

MDR SACHSEN-ANHALT-Autor Hannes Leonard steht im Profil vor einer Wand
Bildrechte: MDR/Hannes Leonard

"Es war ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk", sagt die Künstlerin Heike Lichtenberg. Kurz vor Heiligabend hat sie erfahren, dass die Stadt Halle die Aufstellung ihrer Skulptur genehmigt hat. Auch der Stadtrat hat zugestimmt. Nun soll eine sechs Meter hohe Nixe noch in diesem Jahr am nördlichen Beginn der bei Hallensern beliebten Saalepromenade aufgestellt werden. Die Stahlskulptur mit Emaille-Platten soll auf einer Säule stehen, auch, um sie vor Vandalismus zu schützen.

Initiiert hat das Projekt der Verein "Gesundes Trotha". "Wir wollen den nördlichen Beginn der Saalepromenade touristisch aufwerten und den Aufenthalt angenehmer machen", sagt Vereinsmitglied Karin Grundmann im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Dazu hat der Verein ein umfangreiches Konzept entwickelt und mit Anwohnern gesprochen. Die nun genehmigte Nixe ist ein Teil des Konzepts.

Nixe hat Fischer großen Fang beschert

Dass dafür eine Nixe aufgestellt wird, ist fast zwingend. Schließlich sollen Fischer, die vor Hunderten Jahren in dem Gebiet lebten, am Wochenende nach Ostern der Nixe Kuchen und Wein an den Saalestrand gestellt haben, so die Sage. "So haben sie sich für den hervorragenden Fischfang bedankt", erklärt Künstlerin Lichtenberg.

Nixen sind in Halle derzeit sehr beliebt. Auch Klaus-Dieter Gerlang will eine Nixen-Skulptur aufstellen. Nur wenige Kilometer saaleaufwärt, will er den beliebten Badestrand auf der Peißnitz mit einer barbusigen Bronze-Nixe aufwerten, erzählt er im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Doch während Lichtenbergs Nixe vergleichsweise geräuschlos genehmigt worden ist, wird über Gerlangs Nixe heftig diskutiert.

Wie nackt darf eine Nixe sein?

Der Grund: Gerlang hatte vorab aufgerufen, die nackten Brüste der Nixe zu berühren. Das soll Glück bringen, ist Gerlang überzeugt. Das sei Sexismus, sagen Gerlangs Kritiker. Im Stadtrat wurde deshalb mehrfach über die barbusige Nixe diskutiert, immer ohne Ergebnis. Dann ist aufgefallen, dass der geplante Standort gar nicht der Stadt gehört.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt ist für eine Genehmigung zuständig und hat keine Probleme mit der Aufstellung, sagt Initiator Gerlang. "Wenn ich das Geld für die Skulptur zusammen haben, wird sie aufgestellt." Bis das so weit ist, könnte aber noch viel Wasser die Saale runterschwimmen. Eine Spendenkampagne im Internet für die barbusige Nixe läuft schleppend. Außerdem gibt es in der Stadt noch immer Widerstand gegen Gerlangs Projekt.

Verfahren für Kunst fehlt

"Das ist öffentlicher Raum, da kann nicht jeder machen was er will", stellt Stadtrat Christian Feigl (Bündnis 90/Die Grünen) im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT klar. Das Problem: Offenbar gibt es in der Stadt Halle kein einheitliches Verfahren das regelt, unter welchen Bedigungen Kunst in der Öffentlichkeit aufgestellt werden darf.

Von dieser Debatte lassen sich Karin Grundmann vom Verein "Gesundes Trotha" und die Künstlerin Heike Lichtenberg nicht beeindrucken. "Wir gehen bald auf potenzielle Sponsoren und Spender zu und wollen unsere Nixe noch in diesem Jahr aufstellen", sagt Grundmann. Das sollte auch kein Problem sein, denn die Genehmigung der Stadt haben sie ja kurz vor Weihnachten im Briefkasten gehabt.

MDR (Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Januar 2023 | 08:30 Uhr

5 Kommentare

steka am 15.01.2023

Zeigt aber verlogen die ganze offizielle Disskussion um ein paar künstlerische nackte Brüste geführt wir. Ich habe noch eine zeit erlebt, wo Diskussione über Nacktheit an solchen Stränden überhaupt keine Rolle gespielt hat.
heut ist die Aufregung groß, aber gleiczeitg regt sich Niemand vo den selbsternannten "Moralisten" über nacktheit auf der Leinwand, über Sexshops, Porns und Prostitution auf.

steka am 15.01.2023

Na da kommt die "barbusige Nixe" von Herrn Gerlang den Vorstellungen doch näher als die an eine Kinderbuchillustration erinnernde Nixe der Frau Lichtenberg.

DermbacherIn am 16.01.2023

Früher in der DDR war alles besser, oder?

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