Ein Patient wird in den OP-Saal im OP-Zentrum der Schön Klinik geschoben. 2 min
Kostendruck, Investitionsstau, Millionenlöcher: Vielen Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt läuft die Zeit davon. Sie kämpfen um ihr finanzielles Überleben. Mehr dazu im Audio. (Symbolfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa | Frank Molter
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 22.01.2025 07:23Uhr 01:39 min

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Krankenhausfinanzierung Mehr Effizienz, mehr Unterstützung: So könnte es Sachsen-Anhalts Krankenhäusern besser gehen

22. Januar 2025, 09:06 Uhr

Wo landen all die Millionen Euro, die ins Gesundheitssystem gesteckt werden? Das fragt sich der Magdeburger Gesundheitspolitik-Experte Lottmann und verlangt mehr Effizienz in den Kliniken – aber auch mehr Unterstützung vom Land bei Investitionen. Die Kliniken sollten ihre Strukturen besser verzahnen, sich mehr spezialisieren und mehr Leistungen ambulant anbieten. Klinikbetreiber warten derweil auf den Krankenhausplan und kritisieren Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium.

Krankenhäuser sollten sich nach Ansicht des Magdeburger Professors für Gesundheitspolitik Ralf Lottmann stärker spezialisieren. Der Wissenschaftler an der Hochschule Magdeburg-Stendal sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Kliniken müssten außerdem mehr Leistungen ambulant anbieten, wenn sie Schließungen vermeiden wollten.

Veränderungen heißen auch weitere Wege für Patienten

Lottmann räumte ein, eine Spezialisierung bringe die Gefahr weiter Wege für Patienten mit sich. Ein Gutachten habe ergeben, dass Schlaganfall-Patienten vor allem in der Altmark die Kliniken nicht so schnell erreichten wie das gesetzlich vorgeschrieben sei. In dem Fall brauche man andere Strukturen.

Stationäre und ambulante Leistungen müssten besser ineinander greifen. Momentan seien die Sektoren zu stark voneinander getrennt: "Die ambulante Versorgung wird nicht ausreichend vergütet, so dass das nicht attraktiv ist. Die Strukturen bauen sich darüber nicht gut auf. Da, wo Krankenhäuser oder stationäre Versorgung zu weit weg sind, braucht es einfach eine Kooperation."

Und wer bezahlt den Kliniken Investitionen?

Für die aktuelle Finanznot vieler Krankenhäuser sieht der Experte mehrere Ursachen: steigende Kosten etwa durch Tarifabschlüsse, Fachkräftemangel, Energiepreise und Teuerungen bei medizinischem Material. Die Finanzierung der Krankenhäuser sei aber auch generell unzureichend, auch weil häufig Investitionskosten nicht übernommen würden. Die Bundesländer zögen sich da stark zurück. Kliniken müssten das dann über ihr Fallpauschalen-System ausgleichen, was so nicht gedacht gewesen sei.

Deutliche Kritik kam am Dienstag auch aus Sachsen-Anhalts Krankenhäusern in Richtung Gesundheitsministerium. Der Geschäftsführer des Harzklinikums, Matthias Voth, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Sachsen-Anhalt ist das Land, das die Infrastruktur deutschlandweit am schlechtesten finanziert."

Reichen Zeit und Geld für angeschlagene Krankenhäuser?

Auch der Krankenhausplan von Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) verursacht Unmut. Im dirtten Quartal 2026 soll dieser Plan darlegen, wie die Kliniken für die Zukunft fit gemacht werden sollen. Dem Geschäftsführer des Verbandes der kommunalen und landeseigenen Krankenhäuser Sachsen-Anhalt (VKLK), Knut Förster, dauert das viel zu lange: "Ich weiß nicht, wie die Häuser bis dahin überleben werden."

Sachsen-Anhalt ist das Land, das die Infrastruktur deutschlandweit am schlechtesten finanziert.

Matthias Voth Geschäftsführer des Harzklinikums

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schätzte unlängst, dass 80 Prozent aller deutschen Krankenhäuser defizitär sind. Die Lage in Sachsen-Anhalt beurteilt Förster ähnlich.

Weniger Patienten – mehr Kostendruck

Der Gesundheitspolitik-Experte Lottmann sieht noch weitere Probleme - auch weil Patientenzahlen sinken. "Auch das führt zu Kostendruck, vor allem, was die städtischen oder öffentlichen Versorger angeht, die häufig die ganze Palette an Behandlungen gewährleisten müssen, das aber auch nicht mehr kostendeckend schaffen." Die Versorgung werde zunehmend zentralisiert. Kleineren Kliniken gerieten dann häufig unter Druck. Auch die geforderte Digitalisierung bringe viele Kliniken an ihre Belastungsgrenzen. Sie bekämen nicht genug Geld dafür. Als Beispiel nannte Lottmann die elektronische Patientenakte.

Der Wissenschaftler verlangt, Gelder fürs Gesundheitssystem effizienter einzusetzen: "Deutschland hat nun mal das teuerste System in ganz Europa. Da müssen wir uns stärker fragen: Wohin gehen diese Mittel eigentlich? Warum haben wir keine effizienteren Strukturen?" Ein Stück weit greife die Krankenhausreform des Bundes das schon auf. Das Gesetz sieht vor, dass sich Krankenhäuser spezialisieren. Der Magdeburger begrüßt das: "Wenn die einzelnen Häuser jeweils mehr Expertise haben, dann kann man auch längere Wege in Kauf nehmen. Und dann kriegt man insgesamt einen besseren Output."

Ralf Lottmann, Pflege-Experte Hochschule Magdeburg-Stendal
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Deutschland hat nun mal das teuerste System in ganz Europa. Da müssen wir uns stärker fragen: Wohin gehen diese Mittel eigentlich?

Ralf Lottmann Professor für Gesundheitspolitik an der Hochschule Magdeburg-Stendal

Zwei Beispiele für Kliniken in Not

In Sachsen-Anhalt war zuletzt bekannt geworden, dass die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg in Schieflage geraten sind, weil Sach- und Personalkosten stiegen. Das Amtsgericht hat ein Schutzschirmverfahren angeordnet und einen vorläufigen Sachwalter bestellt. Damit sollen die Stiftungen in den kommenden zwölf Monaten saniert werden. Zu den Pfeifferschen Stiftungen gehören zwei Krankenhäuser, das Medizinische Versorgungszentrum, ambulante Pflegedienste und Wohnangebote für Menschen mit Behinderung. In der gemeinnützigen Einrichtung arbeiten rund 2.000 Menschen.

Auch das Städtische Klinikum in Dessau-Roßlau hat finanzielle Probleme. Im Jahresabschluss des Krankenhauses stand ein Millionen-Defizit, das bis zum Jahr 2028 auf 65 Millionen Euro steigen könnte. Die Stadt begründet das Finanzloch damit, dass das Krankenhaus noch auf 15 Millionen Euro Fördergeld vom Bund wartet.

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Mi 11.09.2024 06:34Uhr 01:13 min

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MDR (Ulrich Wittstock, Christoph Dziedo, Kathrin König)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN ANHALT HEUTE | 21. Januar 2025 | 19:00 Uhr

11 Kommentare

NochJemand vor 6 Wochen

Da sind Sie aber Stammtischparolen von gestern aufgesessen.
Ich kenne wirklich niemanden, der freiwillig und ohne Not zum Arzt geht. "Wir Deutschen" nutzen das Gesundheitssystem nur, wenn wir es benötigen, ebenso wie alle anderen Europäer. - Allerdings treibt die Arbeitgeberschaft auch gerne den Ärzten Patienten zu. Indem z.B. ab dem ersten Tag einer Krankmeldung ein Attest verlangt wird.

Was Sie vermutlich meinen, ist das Überlasten von Not-Ambulanzen. Weil das Kleinkind Durchfall hat, wird es in die Notaufnahme geschleppt und der ganze Familienclan kommt mit. Dieses Verhalten sieht man allerdings vornehmlich bei Menschen, die aus fernen Ländern zugewandert sind, versorgt werden und es genießen, dass der Arztbesuch hierzulande kostenlos ist.

El Toro vor 6 Wochen

Wir haben eine ganz besonderes genuines deutsches Problem. Die Bürger hier, lieben es zum Arzt zu gehen. Wir sind ein von Angst getriebenes Volk. Wir Deutschen nutzen Gesundheitsleistungen häufiger als andere Europäer. Und auch bestimmte Krankheiten ( Herzkreislauf) kommen hier häufiger vor. Nur gesünder sind wir trotz aller Leistungen nicht. Wir sollten uns mal überlegen warum das so ist ! Thema Bewegung, Ernährung. Viele mögliche Erkrankungen könnte man persönlich im Vorfeld selbst schon verringern. Aber es ist ja bequem zu wissen, da ist ja jemand , der Staat und das Gesundheitssystem- die helfen mir -kostenlos.

Wagner vor 6 Wochen

Mag sein,aber die Konzerne wie Helios oder Ameos usw jammern ja nicht herum. Es jammern die kommunalen Häuser,deren Strukturen stimmen nicht. Und nur weil dort keine Probleme gelöst werden,möchte ich nicht höhere Beiträge oder Steuern zahlen. Beiträge und Steuern müssen runter.

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