Reiner Haseloff (l, CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, gibt mit Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD), beim Besuch der zentralen Sandsackbefüllungsanlage in Berga Statements ab.
Ministerpräsident Reiner Haseloff steht in der Kritik, nachdem er bei seinem Besuch am Helme-Hochwasser einem Pöbler "Geh lieber arbeiten" entgegnete. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

"Geh lieber arbeiten" Staatskanzlei verteidigt Haseloff nach Äußerung bei Hochwasser-Besuch

09. Januar 2024, 08:53 Uhr

Nachdem der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, auf einen pöbelnden Mann mit den Worten "Geh lieber arbeiten" reagierte, verteidigt die Staatskanzlei diese Reaktion. Es habe sich um eine "konstruktive Aufforderung" gehandelt, beim Schutz vor dem Helme-Hochwasser zu helfen.

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), steht nach dem Besuch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Hochwassergebiet an der Helme in Mansfeld-Südharz am Donnerstag in der Kritik. In einem Video, das der "Spiegel" geteilt hat, reagiert er vor Ort auf einen pöbelnden Mann mit den Worten: "Ja, geh lieber arbeiten!"

Staatskanzlei: Entgegnung von Haseloff war "konstruktive Aufforderung"

Regierungssprecher Matthias Schuppe verteidigte Haseloffs Aussage auf Nachfrage. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Äußerung des Ministerpräsidenten sei eine "konstruktive Aufforderung" gewesen, bei der Deich-Verteidigung oder der Befüllung von Sandsäcken mitzuhelfen. "Dazu stehen wir auch", so Schuppe.

Es habe sich um eine Gruppe von sechs bis acht Personen gehandelt, die vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz bei dem Besuch im Hochwassergebiet beschimpft hätten. Bei ihnen habe es sich nicht um Helfer gehandelt. Abseits davon sei das Klima bei den Helfern "absolut friedlich, konstruktiv und ab und zu auch kritisch" gewesen, betonte Schuppe.

FDP verteidigt "menschliche Reaktion"

Die FDP stellte sich auf Nachfrage ebenfalls hinter Haseloff. Landtags-Fraktionschef Andreas Silbersack sagte, es gehe gar nicht, dass Politiker voll gepöbelt würden, die sich ein Bild von der Situation machen wollten.

Dass der Ministerpräsident in einer solchen Stimmung eine menschliche Reaktion zeigt, überrascht mich nicht.

Andreas Silbersack, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag

"Dass der Ministerpräsident in einer solchen Stimmung eine menschliche Reaktion zeigt, überrascht mich nicht", erklärte Silbersack. Von daher könne er die Aufregung aus anderen Parteien nicht verstehen.

"Eines Ministerpräsidenten unwürdig": Oppositions-Politiker kritisieren Haseloff

Lydia Hüskens steht 2022 im Plenarsaal des Landtages am Rednerpult und spricht zu den Abgeordneten.
Die Fraktionsvorsitzenden der Opposition im Landtag kritisieren Haseloffs Äußerung. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Chefin der Linken-Fraktion im Landtag, Eva von Angern, kritisierte die Äußerungen von scharf. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die betroffenen Menschen seien in einer Ausnahmesituation und hätten Existenzängste. Da sei besondere Sorgfalt gefragt. Dieser Verantwortung sei Haseloff durch seine "Pöbelei gegenüber einem Betroffenen" nicht gerecht geworden. Er habe "die Arroganz der Macht gezeigt". Dies sei inakzeptabel und "eines Ministerpräsidenten unwürdig".

Kritik kam unterdessen auch von den Grünen im Landtag. Fraktionschefin Cornelia Lüddemann erklärte, sie finde sowohl die Pöbeleien als auch die Äußerung von Haseloff "deplatziert und unangemessen". Es müsse darum gehen, dass jeder seinen Teil zur Bewältigung der aktuellen Gefahr und der Folgen beitrage.

AfD-Fraktionschef Oliver Kirchner warf dem Ministerpräsidenten vor, den Bezug zur Bevölkerung verloren zu haben. "Traut sich Herr Haseloff doch mal aus seiner Politiker-Blase mit Dienstwagen und Personenschutz heraus, wird sofort klar, dass er gar nicht mehr weiß, wie man mit normalen Bürgern umzugehen hat", erklärte Kirchner.

Angespannte Stimmung bei Anwohnern am Helme-Hochwasser

Die Stimmung bei der Visite von Scholz, Haseloff sowie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) war angespannt. Immer wieder waren Zwischenrufe wie "Hau ab" oder "Volksverräter" zu hören.

Medienberichten zufolge beklagten Anwohner auch, dass die Schutzmaßnahmen gegen das Hochwasser während des Besuchs der Politiker geruht hätten. Zudem kursierten in sozialen Netzwerken Falschmeldungen zum Scholz-Besuch, die durch Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT widerlegt werden.

MDR (Daniel Salpius, Felix Fahnert, Lars Frohmüller, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 05.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Januar 2024 | 11:00 Uhr

640 Kommentare

MDR-Team vor 16 Wochen

Eine Anmerkung, um Missverständnisse zu vermeiden: Wenn Kommentare freigegeben werden, heißt das weder, dass der MDR dem Kommentar zustimmt, noch dass es in irgendeiner Art objektiv unstrittige Meinungen sind. Es heißt lediglich, es ist ein Diskussionsbeitrag, der die Netiquette beachtet.

DanielSBK vor 16 Wochen

Haseloff und die ganze Ampel müssen abgewählt werden oder abdanken.
Alternativlos. Mit dem VIP Hubschrauber da anzulanden und sich für schöne Bilder ablichten zulassen ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten...
Der 1. Schritt dahin, wird morgen auf den Weg gebracht - ich freue mich darauf und als Steuerzahler und Arbeiter aus der Werkhallte unterstütze ich die ganze Aktion zu 100%! Zeigen wir es denen da oben. Dunkelgrün Linksrot hat ausgedient!

tim regenbogen vor 16 Wochen

@ Kritiker
Wird schwierig werden, wenn Fakt nur mit Halbwahrheiten oder nur mit ÖRR Kenntnissen um die Ecke kommt. Weiß auch beim besten Willen nicht, wie man es nicht sehen kann, was an Steuergeldern oft in sinnlose Projekte investiert wird, wo man ganz bestimmt nicht einen Vorteil von hat.

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